ANNIHILATOR


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Phoner vom 02.10.05
Interviewpartner: Jeff Waters

Homepage:
www.annihilatormetal.com

FFM-Rock:
Wenn man sich das Cover zu eurem neuen Meisterwerk „Schizo Deluxe“ ansieht, könnte man denken, dass dieses zerstörte Gehirn sich total auf den Albumtitel bezieht.

Jeff:
Da hast du recht, ich gab unserem Zeichner den Titel und er hat das Cover wirklich passend zum Titel gemacht. Es ist so wie ich wollte, im „Old Style“.

FFM-Rock:
Hast du dir für die Produktion extra viel Zeit genommen? Immerhin hast du „Schizo Deluxe“ ja komplett in deinem Studio aufgenommen.

Jeff:
Wenn ich was gelernt habe ist es das, dass man nicht zu viel Zeit damit verbringen sollte. Mein Problem in all den Jahren war, dass ich keine sechs Monate im Jahr für eine Aufnahme brauche wie es andere Bands tun. Ich habe zwar jetzt auch fünf Monate für das neue Album gebraucht, aber das liegt ja daran, dass ich die Lyrics schreibe, Bass und Gitarre einspiele, dem Drummer Anweisungen gebe und die Vocals vor produziere. Das alles dauert eben seine Zeit und wenn du dann schon fünf Monate vergangen sind bist du im Kopf total durch geknallt. Du wirst dann einfach verrückt und weißt nicht mehr, wo du dann noch ansetzen sollst. Das Mischen ist dann die größte Herausforderung, auf den andern Alben war unser Sound sehr gut, jetzt wollte ich eine Stufe höher und ich kann behaupten, dass der Sound phantastisch ist.

FFM-Rock:
Ihr habt in Tony Chappelle einen neuen Drummer, war es schwer, nach der Drum Legende Mike Mangini den neuen Mann einzuarbeiten?

Jeff:
Es war ein harter Job, 99% aller Drummer in der Szene wissen, wer Mike Mangini ist und dass er ein absoluter Ausnahme Mann an den Drums ist. Nimm Randy Black, er hat auch einige Alben für uns eingespielt und ist eine menschliche „Drum Machine“, einfach perfekt. Aber Tony hat es auch total drauf, so zu spielen, dass es druckvoll, straight und trotz allem schnell ist. Ich denke ich habe den Richtigen gefunden und die Zeit wird zeigen, was wie kommen wird.

FFM-Rock:
Wenn man die Geschichte von Annihilator verfolgt hat sieht man auch, dass ihr viele Sänger hattet und mit Dave Padden hast du einen jungen Mann, der ein riesiges Stimmpotential hat.

Jeff:
Schau dir die Geschichte von Annihilator mal an, Randy Rampage war vor Annihilator kein Sänger, er war Basser in einer Punk Band. Ich hatte in meiner Karriere kaum einen Sänger, der wirklich nur Sänger war. Dave war vorher auch Gitarrist und zu Beginn hatte er keine große Ausstrahlung als Frontmann. Jedoch nach diversen Festivals hat er verdammt schnell gelernt und viele Sänger anderer Bands beobachtet. Und verdammt noch mal, er macht einen verdammt guten Job. Als ich im Studio sagte, wie er zu singen hat, hat er mehrere Stile singen müssen und das war dann richtig klasse. Dave weiß, dass er erst mal viel lernen musste und er hat seinen eigenen Stil bereits gefunden und ich denke, dass er ein ganz Großer wird.

FFM-Rock:
Ich schau mir wieder eure Historie an, da sind zwar Live und Best Off Alben, aber im Zeitalter der DVD gibt es so was von euch nicht!

Jeff:
Jede Band auf der Welt macht ein Home Video oder eine DVD, darum habe ich es nicht gemacht, haha, nein, ich habe nie daran gedacht, da ich der Meinung war, dass wir das nicht nötig haben.

FFM-Rock:
Aber gerade hier in Deutschland ist eben das Problem, dass kaum ein Sender Metal Clips spielt und die älteren Fans erinnern sich noch an solch geniale Clips wie „Alice In Hell“ und würden diese auch gerne wieder  in neuer Qualität sehen.

Jeff:
Ich habe mit SPV einen Deal über eine DVD, die „Ten Years In Hell“ heißen wird und die Annihilator Historie von 1989 bis 1999 abdeckt. Wir haben zwar nicht die besten Aufnahmen, da wir nicht ständig mit Kamerateams herum gezogen sind. Das Material hat eben den klassischen Stil und ich denke, dass die Fans es mögen werden. 

FFM-Rock:
Ich habe gehört, dass ihr für eine Tour mit Destruction geplant wart, jedoch wolltest du zuviel Geld, stimmt das?

Jeff:
Nicht wirklich, Schmier und ich haben uns über eine Tour unterhalten, im normalen Geschäft kommt die Tour Agentur auf dich zu und macht dir ein Angebot, das hat alles mit Schmier dann nichts mehr zu tun. Die Agentur brauchte aber zwei Monate, um mir ein Angebot zu machen. Es läuft so, dass sie mir erst ganz spät ein Angebot gemacht haben, damit ich sage, dass ich die Tour spiele. Ich habe keinen Bock auf Spielchen, wenn sie mich auf Tour haben wollen, sollen sie ein Angebot machen und nicht bis zur letzten Minute warten. Ich ging dann noch zu unserem Label und die wollten den Tour Support dann nicht bezahlen. Es war eigentlich ein ganz normales Ding für mich, bloß andere wollten Spielchen machen und ich habe diese nicht mitgemacht.

FFM-Rock:
Auf „Schizo Deluxe“ hast du alle Gitarren und den Bass eingespielt, wie sieht es aus, wenn ihr auf Tour seid, ist ein fester Basser geplant oder greifst du auf Gastmusiker zurück?

Jeff:
Ich muss gestehen, dass ich über die Tour usw. nicht nachdenke, bevor das Album fertig ist. Wenn ich wieder zurück nach Kanada fliege und etwas entspannt habe, werde ich über solche Sachen nachdenken.

FFM-Rock:
Kommen wir mal zu ein paar Songs vom neuen Album, „Drive“ hat ein Intro, das in deutsch ist.

Jeff:
Haha, ich wollte meine neue Freundin aus Hannover beeindrucken, haha. Nein, es ist von einer Soundeffekt CD für Filme. Ich habe die wirklich teuere Effekt CD Sammlung zu hause und warum soll ich sie nicht nutzen? Jedoch NUR für kurze Intros, auf dem neuen Album gibt es fünf Stücke, wo solche Effekte richtig gut passten.

FFM-Rock:
„Plasma Zombie“ ist in seinen akustischen Passagen eher old school mäßig und erinnert mich an die „Alice In Hell“ Zeit. Covern da die neuen die alten Annihilator?

Jeff:
Nein, da sind zwar diese Passagen mit vorhanden, aber das sind eben deine Roots, dein Wiedererkennungswert. Und unsere Fans können so gleich erkennen, dass wir immer wir geblieben sind.

FFM-Rock:
Das nächste Stück wäre „Clare“, der Track ist meines Erachtens leicht punkig angehaucht.

Jeff:
Das ist wirklich ein abgedrehter Song, die ersten sieben Stücke wollte ich, dass die Fans „ihre“ Annihilator haben, das Album soll aber auch nicht langweilig werden. So habe ich zum Beispiel bei „Too Far Gone“ selbst gesungen. Bei „Clare“ wollte ich verschiedene Musikrichtungen in einen Song packen, was das Stück eben so abgedreht macht. 

FFM-Rock:
Vor allem aber der letzte Track „Something Witchy“ ist für Annihilator Verhältnisse extrem modern ausgefallen.

Jeff:
Ja, auch „Clare“ ist etwas moderner. Deshalb haben die Stücke auch nicht so ins Konzept der ersten sieben Stücke gepasst und sind erst gegen Ende der CD zu hören. Solche modernen Parts mache ich nicht sehr oft, aber im Bezug auf den Albumtitel machen sie richtig Sinn. Ich hätte noch ein paar „normale“ Thrash Songs aufnehmen können, aber ich wollte eben diese Abwechslung, auch auf die Gefahr hin, dass es einigen Leuten nicht gefällt.

FFM-Rock:
Ich gehe zum Schluss direkt auf dich ein, seit 1989 kann man den Gitarristen Jeff Waters auf CD hören und der Mann wird verdammt noch mal immer besser. Du bist vom Gitarristen über „Guitar Hero“ zum „Guitar God“ geworden. Wenn andere Klampfer deine Soli spielen, brechen sie sich eher die Finger.

Jeff:
Das ist auch der Grund, warum ich nicht auf den Titelseiten diverser Magazine bin, haha. Ebenso ist es schwer, wie Malmsteen, Eddie van Halen oder Steve Vai zu spielen. Stimmt schon, es ist für Kids extrem schwer, meine Soli zu spielen, aber vielleicht gibt das auch den Anreiz, junge Gitarristen zu fördern und immer wieder zum Üben zu animieren.

FFM-Rock:
Zum Zeitpunkt unseres Interviews bist du gerade in Berlin und es gab die Listening Session für meine Presse Kollegen. Wie war deren Meinung über „Schizo Deluxe“?

Jeff:
Ja, sie kamen überall aus Europa zusammen und ich war selbst gespannt, wie die Reaktionen ausfallen, da ja unsere letzten drei Alben nicht überall gut ankamen. Ich hatte zu Beginn auch das Gefühl, dass einige Presseleute gehofft haben, dass „Schizo Deluxe“ nicht in die falsche Richtung geht. Und was soll ich dir sagen, „fuck“, ich war so glücklich, jeder hat gesagt, dass die CD richtig geil und heavy ist, thank god.

Jochen von FFM-Rock

© Foto von der Annihilator-Homepage übernommen