BOOMERANG


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Interview Partner: Andreas Reichard (dr.)

Homepage:
www.boomerang-metal.de

FFM-Rock:
Hey, ein sackstarkes Album, das ihr da auf dem Markt habt, das nun euer drittes Output ist. Als erstes mal gleich die Frage, wie ihr nach eurem Debüt "Weaveworld", das bei Trance Music erschien, und eurer zweiten, eigenproduzierten Scheibe "Balance Of Hate" an Pure Steel Records gekommen seid.

Andy:
Vielen Dank für das Lob. Eigentlich waren sowohl "Weaveworld" als auch "Balance of Hate" selbstproduziert. Kalli hat uns mit dem Labelcode und Vertrieb ausgeholfen, aber 'n richtiger Labeldeal im Sinne des Wortes war das eher nicht. Die Promo haben wir weitestgehend selber gemacht für beide Scheiben. Volker kannten wir schon, bevor es Pure Steel gab. Er hat uns damals auf das Swordbrothers 2 geholt, weil er die "Balance of Hate" geil fand. Seither sind wir in beständigem Kontakt, er ist halt 'n netter Kerl und 'n Vollblutmetaller. Als die Platte fertig war, haben wir dann einige Labels angeschrieben, die wir uns sorgfältig ausgesucht hatten. Mit einigen kamen wir dann auch ins Gespräch, aber letztlich hat die Motivation und die Einstellung der PS Crew den Ausschlag gegeben, denn die Jungs sehen den ganzen Metal-Zirkus genauso wie wir. Vorwärtskommen ja, aber nicht um den Preis der eigenen Integrität.

FFM-Rock:
Neben dem im Review bereits erwähnten Ausnahme Sänger Axel Johann bestecht ihr vor allem durch viel Power und Melodie, es kommt aber nicht zu diesem kindischen Eier-Kneif-Metal. Liegt das an dem bewusst so angegangenen Songwriting oder an der Tatsache, dass ihr eh eher aus der Thrash Schiene kommt ?

Andy:
Das Wort "bewusst" solltest Du streichen. Bewusst passiert bei uns herzlich wenig, vielleicht das Autofahren. Es passiert eher, als dass wir viel planen. Thomas hat wohl manchmal Visionen, und statt zum Arzt, wie vom Ex-Kanzler empfohlen, geht er in den Proberaum. Er hat sozusagen schon immer diese 2-stimmige Schiene im Kopf und da er hoch schreit, muss Axel tief schreien, damit's ne schöne Harmonie gibt. Die Thrash-Roots geben sicher ein übriges dazu. Axel würde vielleicht ab und an sogar noch härter singen, aber die Musik is halt derzeit recht friedlich. Bei der Balance war er ja deutlich härter unterwegs, weil die Mucke auch fast Thrash war.

FFM-Rock:
Ich habe auch den leichten Vergleich zu Iced Earth herangezogen, würdet ihr dem zustimmen oder seht ihr das eher völlig anders ?


Andy:
Kann man schon, obwohl gerade die Parallele zu Iced Earth uns auch aufgefallen ist und im Studio sogar bewusst runtergeschraubt wurde, weil das eigentlich gar nicht so rüberkommen soll. Das war eine der wenigen bewussten Entscheidungen, nämlich da am Riffing noch 'n bissl rumzuändern, damit da kein falscher Eindruck entsteht. Der einzige, der richtig auf Iced Earth steht, ist Tom und da aber nur auf die Burnt Offersings, aber selbst das nicht mehr als er auf Exhorder, Forbidden, Black Sabbath oder ähnliches steht. Also von ner irgendwie gearteten Absicht zu sprechen, haut nicht wirklich hin. Von Einflüssen ist man natürlich nie frei, das ist auch klar. 'N Vergleich mit Iced Earth ist jedenfalls 'ne Ehre für uns.

FFM-Rock:
Auf eurem Debüt war der Song "The Cold One", den ihr bis jetzt immer weitgeführt habt und nun in "Blood Angel" seine dritte Fortsetzung findet. Erzähl doch mal bitte etwas über den Inhalt und ob noch mehrere Teile dieses Tracks kommen werden.


Andy:
Ja, der kalte Eine. Das war so ne typische Thomas-Horrorstory-Erfindung. Er steht auf Lovecraft, Clive Barker und alle möglichen Gruselschmöker. Zu Demozeiten war das der fetzigste Song, den wir hatten, 'ne schön schnelle Nummer. Die wollten wir nochmal mit 'ner anderen Bridge machen, so kam der Dämon, um den es geht, auf die "Weaveworld". Hat dann da gejagt. Beim nächsten Album ist dann irgendwie 'ne Fortsetzung entstanden, die musikalisch gar nichtmal so viel mit dem ersten zu tun hatte, aber es war halt wieder 'n Text über das Vieh. Und da er unsterblich ist, hat man natürlich alle Freiheit, da 'ne Endlosnummer draus zu bauen, hehe. Im Ernst: Volle Absicht war das gar nicht, das immer weiterzuspinnen. Ist einfach passiert. Mal schauen, wie kalt der Eine noch werden kann.

FFM-Rock:
Was mir besonders bei euch gefällt, ist die Tatsache, dass es immer abwechslungsreich ist, mal donnernde Power, mal fettes Mid Tempo Riffing. War das auch so geplant, dass sich Power und Melodie die Waage halten oder kommt so was frei von der Leber ?

Andy:
Das kommt tatsächlich überwiegend aus dem Bauchraum. Klingt aber besser als Verdauungsvorgänge üblicherweise. Der Entstehungsprozess ist aber den Darmgeräuschen durchaus ähnlich. Das, was den Tag über oben reinkommt, wird unterbewusst verdaut und am Wochenende im Proberaum in Form von neuen Songs ausgeschieden. Wie das klingt, hängt überwiegend davon ab, was man vorher reingestopft hat. Wenn es halt monatelang nur auf die Fresse gibt, dann wird das Riff auch nicht unbedingt nach Blümchen klingen, sondern dann gibt's halt musikalisch auch was auf die Fresse. Auf die Art bleibt man gesund und es ist auch dem häuslichen Frieden durchaus zuträglich, wenn man sich an der Klampfe/Schlagzeug/Mikro abreagiert. Oder wie Berti Vogts mal gesagt hat: "Hass und Aggression haben im Fussballstadion nix verloren, man sollte seine Gefühle zu Hause mit seiner Frau ausleben", hehe

FFM-Rock:
...und vor allem legt ihr auch das Hauptmerkmal auf die Gitarren, plant ihr auch mit Keyboards oder ist dieses Instrument für Boomerang uninteressant ?

Andy:
Naja, mit Keyboards isses ja wie mit Kondomen, ohne macht's mehr Spass. Ich würde mal nicht sagen, dass der Einsatz grundsätzlich für immer ausgeschlossen ist, aber Keyboards, die nach Synthie klingen, gibt's nicht. Wenn, dann ist sowas höchstens denkbar, um mal irgendwie 'ne Orchestrierung einzubauen. Generell machen wir aber auf Platte nix, was wir live nicht umsetzen können, deswegen wird's auch solche Sachen wie eben beschrieben höchsens mal im Intro geben. Bei uns sind sogar die Drums extrem naturbelassen produziert, so arbeitet heutzutage kaum noch 'ne Undergroundband, aber wozu macht man Musik, wenn man jeden Mist im PC richtig hinschieben kann ? Da ist doch der ganze Reiz weg, selber Musik zu machen. Das Schlimme ist ja, dass selbst richtig gute Musiker so arbeiten (müssen), weil die Hörgewohnheiten von den ganzen totproduzierten Sachen schon richtiggehend "verdorben" wurden. Wir gehen da mal bewusst weg davon. Nicht auf der dogmatischen Schiene, dass alles analog sein muss, sondern die Technik soll der Musik dienen, nicht umgekehrt. Das ist der Grundsatz unserer Musik, wenn man so will.

FFM-Rock:
Aus der Pfalz kommen ja einige gute Bands, wie beurteilst du die Szene in Rheinland Pfalz, hier ist es doch eher schwer, da es nicht so viele Locations für kleinere Bands gibt wie im Ruhrpott oder auch Hamburg und Berlin.
Bei uns gibt es eigentlich nur die Zuckerfabrik in Frankenthal und Das Haus in Ludwigshafen, wo härtere Klänge angeschlagen werden.

Andy:
Du bist sehr gut informiert darüber, was bei uns abgeht. Stimmt schon, das sind so die Hauptlocations für Metal, aber es gibt noch etliche andere Läden, wie den 7er Club, das Cafe Central, das Quasimodo in Pirmasens, die Halle 101 in Speyer und noch ne Menge mehr. Also, wenn man will, findet man schon was. Das Problem ist nur: Entweder isses klein und hat keine PA oder es ist so groß, dass man es nicht vollkriegt. Die Leute rennen dir auch net unbedingt die Bude ein, wenn Du Metal im engeren Sinne machst. Wenn man 18 is und Metalcore spielt, dann läuft die halbe Schule ein, bis man fertig is und dann war's das auch wieder, aber hier gibt's wenige Bands außerhalb der reinen Party/Tanzmucke, die 'nen richtigen Fanstamm vorweisen können, mit dem man ne ordentliche Halle füllen kann. Schade.

FFM-Rock:
... und dann auch gleich die Frage, wo man euch mal wieder live sehen kann.

Andy:
Am 01.03. in Bobenheim-Roxheim in der Karlsbergstube. Saulustiger Laden. Dein Wohnzimmer ist wahrscheinlich grösser als die Kneipe. Da steht man in einer Ecke zwischen Flipper und Tischfußball und macht quasi 'ne Probe mit Publikum, am Thresen drücken sich dann 30 Leute rum und die Stimmung ist aber immer ganz gut, weil es halt sehr ungewohnt is. Macht aber Spaß, da zu spielen. Da gibt's dann immer 'n verlängertes Set und Späße mit'm Publikum.
Am 15.11. sind wir auf 'nem Jubiläumsfestival von 'nem Biker/Metalclub im Saarland. Eigentlich fast 'ne große Privatparty. Darüberhinaus kommen demnächst noch 'n paar Shows dazu. Unter anderem 'ne Pure Steel records Party mit 'n paar Bands vom Label im Ruhrpott. Steht aber noch nix fest.

FFM-Rock:
Mit Pure Steel als Label und Twilight als Vertrieb dürfte mit eurer starken Mucke dem Erfolg nichts im Wege stehen, kannst du schon etwas über die Verkäufe bzw. die damit zusammenhängenden Pläne bezüglich einer Tour oder auch Verkäufe im Ausland uns auf den aktuellen Stand bringen ?


Andy:
Tour wär schön ist aber wohl finanziell nicht zu stemmen. Weder von uns noch von PS. Über die Verkaufe lässt sich noch gar nix sagen, die Patte ist grad 2 Wochen im Handel und die großen Mags sind noch gar nicht erscheinen. Wir sind extrem gespannt. Wir haben aber schon in diversen ausländischen Foren unseren Namen gelesen. Eins ham wir uns übersetzen lassen. Da meinte ein Norweger, dass er weder Schnaps noch Pornos braucht, seit er die Platte hat. Das is wohl das Netteste, was je einer über uns gesagt hat, hehe.

FFM-Rock:
Ihr seid kurz vor eurem Debüt schon 5 Jahre aktiv gewesen und habt oftmals die Musiker gewechselt, doch seit dem Debüt ist außer mit Stefan Grötzinger krankheitsbedient kein Wechsel mehr gekommen. Ein Pluspunkt und auch für euch das optimale Line Up ?

Andy:
Absolut. So wild war's früher auch nicht, da gab's einen Drummerwechsel und Grötzy hat den ur-Basser ersetzt. Da ging's bei Running Wild ganz anders zu. Die arbeiteten ja nur in Studios mit Drehtüren, damit's Wechseln schnell genug geht. Insofern sind wir 'ne Oase der Beständigkeit. Der Kern aus Axel, Tom und Stefan besteht ja quasi schon seit über 15 Jahren. Bei Boomerang ist es aber so familiär, dass wir ja, als Grötzy ausstieg, die Bassposition mit Stefan Zobels Neffen besetzt haben. Das macht die Sache natürlich sehr einfach.
Man könnte also schon sagen, dass Boomerang 'ne ganz gute Gemeinschaft ist. Sicher ist es von der Gruppe her ganz anders strukturiert als bei den meisten Bands. Hat Vor- und Nachteile, aber die Vorteile überwiegen und diese Art des Zusammenwirkens ist auch die Form, die uns am besten gefällt.

FFM-Rock:
Wie geht es jetzt mit Boomerang weiter, von der Musik könnt ihr ja noch nicht leben, aber ihr seid bestimmt schon fleißig am Schreiben neuer Songs, oder ist noch was anderes in Planung wie eine DVD? Immerhin seid ihr ja auch schon lange in der Szene und so ein Silberling kann ja auch Werbung sein, wenn man sich als Band Live anpreisen will.

Andy:
Ein neuer ist sogar schon fertig. Es läuft halt unten raus wie man's oben reinschüttet. So 'ne DVD wär schon was, aber wir ham da keine konkreten Pläne. Ist halt auch 'ne finanzielle Frage. Kann man so 'ne Produktion überhaupt finanzieren, und wenn, wie macht man die Inhalte ? Explosionen müssen natürlich sein und das kostet gleich extra. So 'ne langweilige 45 Minuten Aufnahme von 'nem Gig aus 2 Blickwinkeln braucht keiner von uns. Wenn, dann müssten es schon richtige Videoclips sein, die 'ne Geschichte erzählen.

FFM-Rock:
Wer jetzt erst auf euch aufmerksam wird, ist wie ich bestimmt gleich begeistert und sucht natürlich auch nach den ersten beiden Scheiben - habt ihr noch welche auf Lager oder sind die schon alle ausverkauft ?


Andy:
Von der "Weaveworld" haben wir noch so ca. 40, danach war's das. 'Ne Nachpressung machen wir vorerst nicht. Wenn das jemand übernehmen will, dann kann man drüber reden, was man da machen kann. Aber geplant ist jedenfalls nichts. Von der "Balance" können wir nochmal 'ne kleine Auflage machen lassen, wenn die ca. 100 vorrätigen weg sind.

FFM-Rock:
So, dann will ich euch nicht länger die Zeit rauben, hoffe aber, dass ihr noch ein paar persönliche Worte an eure Fans loswerden wollt.


Andy:
"Ja, der guuude Palzwoi, der laaft uns in de Hals noi !" Das war das übliche Saufzitat am Schluss. Natürlich erst mal vielen herzlichen Dank an dich für das Interview, dass Du dir die Mühe gemacht hast, uns Fragen zu stellen. Und falls da ein Fan von uns irgendwo auf der Welt rumläuft: Kumm emol nach Frankedaahl zum Strohutfeschd, do drinke mer äner !" Das versteht natürlich in Burkina Faso keiner, aber Schorle dient ja der Volkerverständigung. Nach 'm 5. Schoppen fängste 'n Gespräch mit einem an und der heisst meistens Volker. Daher kommt das.

Prost !

Vielen Dank für das Interview.
Jochen von FFM Rock


                                                                                                                        Foto: Boomerang

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