CRYSTAL BALL
Interviewpartner: Scott Leach (g.)
Mailer
Homepage:
www.crystal-ball.ch
F-R:
Moin Scott, über zwei Jahre ist es jetzt schon wieder her, dass wir über ein neues Album von Crystal Ball geplaudert haben. Jetzt steht mit „Secrets“ euer sechstes Studioalbum in den Startlöchern, bis zu dessen Fertigstellung sich mal wieder einiges bei euch intern getan hat.
Zunächst das leidige Thema Line Up. Auf meiner Promo werden mit Hungi Berglas (g.), Sven Sieber (b.) und Philipp Meier (key.) die Neuzugänge angegeben. Was gibt es dazu zu berichten?
Scott:
Hallo Mike, nachdem Tom (Graber, g.) und Dany (Schaellibaum, b.) uns nach der „Timewalker“ CD verlassen haben, hatten wir für die Timewalker-Tour z. T. mit Gastmusikern gearbeitet. Gegen Ende waren Tom und Dany sogar für eine paar Gigs wieder dabei, um alle Termine spielen zu können. Hungi Berglas ist schon vor den Aufnahmen für „Secrets“ zu uns gestoßen, weswegen er auch auf der CD abgebildet ist. Sven und Philipp sind erst in letzter Minute dazu gekommen, nachdem das Fotoshooting schon durch war. Nichts desto trotz bilden wir ein super Team und wir sind voll motiviert zu rocken.
F-R.:
Beim Label gab es ja auch einen Wechsel. Von Nuclear Blast kurz übergewechselt zu MTM und nach deren Abgang von der Bildfläche habt ihr jetzt bei AFM-Records eure neue Heimat gefunden. Wie kam das alles zu Stande und wie verarbeitet man das als Band letztendlich?
Scott:
Nach dem der Deal mit NB zu Ende war, hatten wir ein gutes Angebot von MTM, ohne dass sie auch nur etwas vom neuen Material gehört hätten. Als wir dann mitten in den Aufnahmen höflich nach dem vereinbarten Vorschuss gefragt haben, kam einfach nichts! Deswegen waren wir quasi wieder frei, haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und haben mit dem neuen Material einen neuen Deal gesucht. AFM war natürlich unser erster Ansprechpartner und es hat auch gleich funktioniert. Wir haben uns jahrelang durch den Rock’n’ Roll Sumpf gekämpft, da haut einen nichts mehr wirklich um, auch wenn es schon sehr ärgerlich war, als wir von MTM hängen gelassen wurden. Schließlich mussten wir das Studio und vieles mehr zahlen, was mit so einer Produktion zusammenhängt.
F-R.:
Auch beim Recording und der Produktion gab es zu „Secrets“ noch eine entscheidende Änderung. Nicht mehr Stefan Kaufmann (U.D.O.), sondern Michael Bormann (Bloodbound, Ex-Jaded Heart) war hier der Mann fürs Wesentliche und den Mix hat kein Geringerer als Achim Köhler übernommen. Wie und warum kam es dazu?
Scott:
Wir waren mit Stefan Kaufmanns Arbeit sehr zufrieden und ich würde jederzeit wieder mit ihm arbeiten. Es spielten vor allem zeitliche und z. T. auch finanzielle Fragen eine Rolle. Wir wollten nach dem Label- und Line Up-Wechsel auch einfach neue Wege beschreiten, um wieder frischen Wind zu bekommen. Mark hatte seine Solo CD bei Bormann aufgenommen und die Zusammenarbeit war sehr positiv, außerdem kennen wir Michael auch schon seit Jahren. Er hat auf allen Crystal Ball Alben Backgroundvocals beigesteuert. So war es für uns naheliegend, mit ihm zu arbeiten. Für den Mix wollten wir Achim Köhler, da wir seinen Stil und seine Fähigkeiten am geeignetsten hielten, um den Crystal Ball Sound zu mischen. Wir kennen ihn auch schon länger durch Touren und Konzerte mit Primal Fear, Axxis und, Pink Cream 69.
F-R.:
Unsere seit Jahren offene Frage nach der Überraschung zum 10-jährigen Bandgeburtstag erübrigt sich mittlerweile auch, da ich mir vorstellen kann, dass ihr unter den ganzen Umständen keine Lust und Muse mehr hattet, da groß was zu organisieren, oder?
Scott:
Da liegst du genau richtig. Wir haben das nicht mal richtig mitgekriegt. Und wir hatten unter den Umständen wirklich keine Lust, uns auf unsern Lorbeeren auszuruhen oder zu feiern, sondern haben lieber die anstehende Arbeit in Angriff genommen.
F-R.:
Dann steigen wir jetzt mal in „Secrets“ ein. Ihr bleibt ihr musikalisch eurer Line eigentlich treu. Einiges an Beats wurde vom Vorgänger „Timewalker“ mit rüber genommen und doch stelle ich fest, dass ihr auch wieder ein wenig „Back to The Roots“ geht, was z. B. beim Opener „Moondance“ deutlich wird. Teilst du meine Meinung dahingehend?
Scott:
Generell kann ich dem durchaus zustimmen. Dies war jedoch kein bewusster Prozess. Gerade bei „Moondance“ jedoch nicht, denn der Song entstand schon bei der Session für „Timewalker“ und hätte auch 100% auf's „Timewalker“ Album gepasst. Es liegt sicher auch sehr viel am Arrangement, wie die Songs rüberkommen und dieses ist wieder mehr „Back to the roots“. Auch der Songwriting-Prozess war diesmal anders, da wir keine komplette Band waren. Wir haben fast alles in meinem Homestudio vorbereitet. Ein anderer Produzent, ein anderer Keyboarder, viele Gründe, wieso das Album anders klingt als „Timewalker“. Aber das Wichtigste ist wohl, dass es ein ANDERES Album IST, welches in einer andern Zeit entstanden ist. Wir wollen keine Alben klonen.
F-R.:
Wie sieht es nach dem letzten Konzeptalbum mit den Songinhalten aus? Gibt es einen sogenannten roten Faden bei den Lyrics?
Scott:
Nein, diesmal nicht. Wir haben uns einfach nur darauf konzentriert, dass jeder Song für sich steht. Zwar hat der Titeltrack uns zum Albumtitel und zum „Konzept“ Secrets geführt. Dieses zieht sich aber textlich nicht durchs ganze Album. Kann durchaus sein, dass wir in Zukunft wieder ein Konzept-Album machen werden.
F-R.:
Was mich bei Crystal Ball Alben immer wieder freut, ist die Konsequenz, dem einmal eingeschlagenen Weg zu folgen und sich nicht irgendwelchen musikalischen Trends anzupassen. Hast du und Mark (Sweeny, voc.) da die gleiche Marschrichtung oder gibt es da auch schon mal Grabenkämpfe beim Songwriting zwischen euch? Ich spreche das jetzt auch in Hinblick auf Mark’s wesentlich softeres Soloalbum an.
Scott:
Grabenkämpfe gibt es immer, klar. Es gibt immer so viele Meinungen wie Bandmitglieder und manchmal auch noch einige mehr. *Gröhl!* Das ist aber nicht negativ zu verstehen. Und es stand nie zur Diskussion, Crystal Ball in eine andere Richtung zu steuern. Marks Soloalbum ist, wie der Name sagt, SEIN Album. Es hätte ja auch keinen Sinn gemacht, auf einer Soloplatte das Gleiche zu machen wie bei der Hauptband. Aber bei Crystal Ball wird gerockt und das sehen alle gleich.
F-R.:
Bitte mal dein persönliches Statement zu folgenden Songs:
„It’s Not Love“:
Das Riff hatte ich schon ein paar Jahre mit mir rumgetragen. Bin froh es jetzt in “Songform” gebraucht zu haben :-). Ein Song, der sehr schnell entstanden ist, was immer ein gutes Zeichen ist. Wir haben gerade einen Videoclip zu dem Song gedreht. Der Text mag auf den ersten Blick banal erscheinen, ist aber sehr persönlich und nicht nur eine Aneinanderreihung von Phrasen. Jedes Wort hat seinen Sinn.
„Secrets“:
Auch ein Song, der sehr schnell entstanden ist. Mark hatte die Idee für den “geshouteten” Refrain und ich das passende Riff dazu. Einer der härteren CB Songs, aber wir mögen es auch heavy.
„Destiny“:
Den Track habe ich größtenteils alleine vorproduziert. Ich stehe auf das epische Zeugs :-)
F-R.:
Das Coverartwork weicht diesmal deutlich von euren bisherigen Covers ab und steht für AFM-typische Covergestaltung. Wie kam es diesmal zur Auswahl der Zeichnung und soll damit direkt eine Aussage zum Album dargestellt werden?
Scott:
Auf jeden Fall soll damit der Titel „Secrets“ unterstützt werden. Das gilt für jedes Coverartwork von Crystal Ball. Ob das nun eine Zeichnung (Hard Impact), eine Fotomontage (Timewalker, Hellvetia) oder eine Computeranimation (Virtual Empire, Secrets) ist, spielt dabei keine Rolle. Aber du hast insofern Recht, dass uns AFM den Kontakt zu diesem Künstler vermittelt hat. Wir waren auf Anhieb begeistert von seinem Vorschlag.
F-R.:
Auf eurer neu gestalteten Homepage sind eine Menge gecancelte Shows zu Beginn des neuen Jahres zu sehen. Was hat es damit auf sich und wann haben wir beide mal wieder die Möglichkeit, nach einem Konzert von euch in unserer Region ein wenig zu plauschen?
Scott:
Das ist eine leidige Geschichte. Vor fast einem Jahr hat sich ein Veranstalter bei uns gemeldet, der eine Rocktour mit Schweizer Bands auf die Beine stellen wollte. Er hatte soweit auch ein gutes Konzept und schien einige Erfahrung zu haben. Es wurde also alles von langer Hand geplant und schien auf sicherem Grund zu stehen. Nach der ersten Show, die extrem schlecht besucht war, hat der Typ das Handtuch geworfen. Dass man für ein Konzert auch Werbung machen muss, war ihm wohl doch nicht bewusst genug. Wahrscheinlich dachte er, auf die Art schnell an die große Kohle zu kommen, oder was weiß ich! Auf alle Fälle haben wir die Arschkarte gezogen, da wir nun eine neue Tour zusammenstellen müssen und dass dies ein paar Monate dauert, ist auch klar. Wir arbeiten jetzt fieberhaft an Tourplänen. Nach Deutschland werden wir definitiv erst nächstes Jahr kommen. Eine Labeltour von AFM ist sehr wahrscheinlich. Mit wem und wann die sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, weil ich es noch nicht weiß, haha..
F-R.:
Der Schlusssatz gehört jetzt wie immer dir. Deine abschließenden Worte an eure Fans und unsere Leser sind gefragt.
Scott:
Ich danke allen Fans ganz herzlich für die Unterstützung. Real fans don't steal music!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto by Mike Langer