EVIDENCE ONE
Mailer
Interviewpartner: Carsten „Lizard“ Schulz (voc.)
Homepage:
www.evidenceone.de
F-R:
Moin Carsten, wenn man eure drei Alben kennt und mal hinter die Kulissen blicken konnte, hat sich seit dem Debüt „Criticize The Truth“ 2002 einiges getan. Lass uns das in den folgenden Fragen mal aufbröseln. Bandgründer Robby Böbel (g., Frontline) hat sich über die Jahre mehr und mehr zurückgezogen und agiert „nur“ noch als Produzent. Beschränkt sich dahingehend seine Aufgabe jetzt bei E1 oder ist er noch aktiv am Songwriting beteiligt?
Carsten:
Das lässt sich ganz leicht beantworten: Robby hat mit mir alle Songs geschrieben, die Scheibe wie immer produziert, alle Keyboards gespielt und sogar einen Teil der Gitarren beigesteuert. Beim Titelsong teilt er sich das Solo beispielsweise mit Warthy. Kurzum, er ist nach wie vor die treibende Kraft im Hintergrund, der die musikalischen Fäden zieht und ohne den nichts geht! Das soll sich auch in Zukunft nicht ändern. ...er steht eben „nur“ nicht mehr oben auf der Bühne!
F-R.:
Live stand Robby ja schon lange nicht mehr zur Verfügung und mit Jörg Wartmann (g. Justice) habt ihr euch einen starken Neuen an der Klampfe eingefangen. Ist Warthy mit Schimmi (Wolfgang Schimmer) jetzt für die ausgeprägteren und teilweise auch dominanteren Gitarrenparts gemeinsam verantwortlich und wie teilen sich die beiden die Gitarrenarbeit?
Carsten:
Warthy spielt auf der Scheibe, bis auf den angesprochenen Titeltrack „The Sky Is The Limit“, wo wir sozusagen als Hommage wollten, dass Robby noch einen Teil des Solos spielt, alle Solos und hat da komplett freie Hand. Er ist ein unheimlich vielseitiger und technisch brillanter Gitarrist, der es schafft, jedem Song noch mal einen drauf zu setzen! Nachdem er live, wie Du richtig gesagt hast, bereits seit etwa einem Jahr bei uns seinen Mann steht, und uns immer mehr für sich gewonnen hat, war es sozusagen ein geradezu logischer Schritt, ihn fest ins Boot zu holen. Er und Schimmi ergänzen sich einfach perfekt.
F-R.:
Auf eurem jetzt bald erscheinenden dritten Album „The Sky Is The Limit“ wird man deutlich mehr Gitarrensoli zu hören bekommen. Auch sind die Refrains deutlich ausgeprägter und wirken wie die Gitarren nachhaltiger. Würdest du das als Reifeprozess oder die stetige Steigerung weg vom ursprünglichen härteren Frontline-Material bezeichnen?
Carsten:
Hm, ja, kann man eigentlich schon so sehen. Es ging uns bei dieser dritten Scheibe darum, so etwas, wie unseren eigenen Stil zu etablieren. Ich weiß nicht, ob uns das gelungen ist, aber es war uns wichtig, dass das, was wir als unsere Trademarks ansehen, wie durchaus Metal Riffing, aber immer dicke Harmony-Chöre, was halt ein Steckenpferd von mir ist, vielleicht noch einen Tick mehr zu betonen. Mit Warthys Solospiel ist da eigentlich noch eine Nuance hinzugekommen und Robby’s Solos davor waren schon nun wirklich nicht von schlechten Eltern!
F-R.:
Auch die Doublebass-Parts von Ali (Rami, Justice) und Hutch’s (Bauer, Frontline) Bassspiel drücken mehr durch, ohne den Metal-Faktor in den Songs zu übertreiben. Einfach nur eine „härtere Ausrichtung“ innerhalb des Songmaterials oder eine geringfügige aber auch entscheidende Produktionsänderung?
Carsten:
Mag doof klingen, aber es ist einfach passiert! Hutch hat beispielsweise, um die Tracks druckvoller zu gestalten, begonnen, mit seinem 5-Seiter-Bass zu experimentieren und am Ende dann die komplette Scheibe damit eingespielt. Wir selbst sehen die CD eigentlich wirklich als eine Fortsetzung dessen, was wir bislang gemacht haben. So kann man durchaus Parts hören, wie sie auf dem Debüt zu finden waren, aber natürlich auch eine Menge von dem, was wir auf „Tattooed Heart“ gemacht hatten. Damals wollten wir bewusst härter werden, um den Schwung der Live-Shows mit auf Platte rüberzunehmen, dieses Mal ging es darum, das zu etablieren.
F-R.:
Eine Erklärung zum Cover Artwork hätte ich da noch. Die „E1“ und „E2“-Karte beinhaltet die Titelfigur des jeweiligen Covers. Für was oder wen steht der Joker bei „E3“?
Carsten:
Durch die Line-Up Umbesetzung und den dritten Labelwechsel konnte der Eindruck entstehen, dass sich nun auch musikalisch einiges ändern würde, was schlicht nicht der Fall war. Es war uns wichtig zu zeigen, dass „The Sky Is The Limit“ die Fortsetzung dessen ist, was wir bislang gemacht haben, oder besser, dass wir noch einen draufsetzen wollten – der Joker sozusagen!
F-R.:
Ihr habt einen Video-Clip zur CD gedreht. Erzähl doch bitte mal was zum Dreh von „The Sky Is The Limit“ und wo wird man den Clip sehen können?
Carsten:
Zu „Virus In My Veins“ vom Vorgängeralbum gab’s schon mal ein Video, was sogar auf Viva zu sehen war. Das Video zu „The Sky Is The Limit“ ist in der Rockfabrik in Nürnberg, sozusagen zuhause - die Band kommt ja eigentlich aus Nürnberg - gedreht worden. Wir wollten dieses Mal ein echtes, schnelles Rock’n’ Roll Video drehen, was aber auch Bezug zum Albumkonzept bzw. Artwork mit Poker-Spiel usw. haben sollte. Ich denke, das ist ganz gut gelungen und der Dank gilt dabei Maurice Swinkels, der das Video gedreht hat. Er ist nebenbei auch Sänger bei LEGION OF THE DAMNED. Wo das Video diesmal laufen wird, keine Ahnung. Leider sind die Metal-Sendungen auf Viva ja leider abgesetzt worden. In jedem Fall allerdings wird es als Bonus auf der Limited Edition der CD zu finden sein.
F-R.:
Nach nur einem Album bei AOR Heaven/Point Music und Nuclear Blast steht ihr jetzt bei AFM-Records unter Vertrag. Wie erklärt es sich, dass jede eurer Veröffentlichungen bei einem anderen Label stattfand und besteht da nicht eine gewisse Gefahr für die zukünftige Veröffentlichungspolitik eurer Alben?
Carsten:
Ja, das sieht in der Tat merkwürdig aus, aber für uns waren alle Wechsel sozusagen logische Schritte. Das Angebot, seinerzeit zu Blast wechseln, war selbstverständlich ein Glücksgriff, da die Möglichkeiten doch gleich komplett andere sind. Leider sind mit der Zeit alle Leute, die uns dort unterstützt haben, zu anderen Firmen gewechselt, so dass wir nunmehr sehr wenige Fürsprecher hatten. Nachdem unser damaliger Promoter bei Nuclear Blast, Markus Wosgien, schließlich als A&R zu AFM gewechselt war, war die Entscheidung eigentlich klar, da wir in deren Raster natürlich passen, wie die berühmte Faust auf's Auge.
F-R.:
Euer Debüt „Criticize The Truth“ wird ebenfalls über AFM re-released. Inwieweit wird die CD mit Bonus-Material aufgepeppt?
Carsten:
Wir haben den Track “Frozen In Time”, live mitgeschnitten beim Earthshaker Festival 2003 mit draufgepackt. Kommt gut, würde ich meinen.
F-R.:
Wie man feststellen kann, sind E1 in diesem Jahr wieder auf einigen Festivals vertreten. Ein bezahlbarer Tourslot wäre jetzt auch mal angebracht. Wie sieht es da bei euch derzeit aus?
Carsten:
Wir sind dran! Ich kann leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen, aber wir sind dran. Es gibt diverse Ideen und Konstellationen, die zwar alle noch nicht spruchreif sind, aber es sollte eigentlich klappen, dass wir in diesem Herbst wieder raus können!
F-R.:
Eine Frage zu deinem Ausstieg bei Domain sollte noch drin sein. Der kam eigentlich recht plötzlich und zum Release des Jubiläumsalbum der Band für viele unerwartet. Würdest du bitte mal den oder die Gründe hierfür nennen?
Carsten:
Nun ja, für mich selbst kam er nicht überraschend und ich denke, auch intern sollte es keine Überraschung gewesen sein, da ich bereits geraume Zeit die Probleme innerhalb der Band immer wieder angemahnt hatte, leider außer leeren Worten nie irgendetwas passiert ist und man nach kurzer Panikphase wieder in die exakt gleichen Verhaltensmuster wie zuvor verfallen war. Kurzum, es ging für mich einfach nicht mehr. Es tat mir seinerzeit echt in der Seele weh und ich vermisse die Musik regelrecht, aber ich konnte so schlicht nicht mehr weitermachen. Letztlich bin ich mit der Gewissheit gegangen, die Band auf ihrem Zenit seit der Reunion verlassen zu haben. Von da aus wird es, eigentlich nunmehr, na ja, ich will nicht sagen, abwärts gehen, aber ich denke einfach, dass wir mit „Stardawn“ das schlicht beste DOMAIN Album überhaupt abgeliefert haben und mit den Korea-Shows auch hierbei das Maximum für die Band erreicht haben. Mir war klar, dass es nicht mehr besser oder wenigstens so gut werden konnte. Sicherlich hat es auch zwischenmenschlich einfach nicht mehr gestimmt.
F-R.:
Die Frage nach der lustigen Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum kennst du ja bereits. Was gibt es seit unserem letzten E1- Interview hierüber Spaßiges zu berichten?
Carsten:
Als wir auf der Alice Cooper Tour seinerzeit in Norddeutschland gespielt haben, hatten wir eine Nacht in einer Ferienwohnung, äh, verbracht. Sagen wir mal so, es ging alles etwas länger, feuchtfröhlich, viel Spaß .... ich denke, du weißt, was ich meine. Jedenfalls hatten wir am nächsten Morgen doch etwas Schiss, den im Erdgeschoss wohnenden Vermietern unter die Augen zu treten. Die allerdings waren völlig guter Dinge, waren sichtlich gut gelaunt und irritiert ob unserer Entschuldigung „Wir hatten letzte Woche eine Russische Folklore-Truppe da – dagegen wart Ihr harmlos!“ ... soviel dazu!
F-R.:
Quasi als Schlusswort jetzt bitte noch deine persönliche Message an eure Fans und unsere Leser?
Carsten:
Wie immer: Don’t believe the critics! Wenn Ihr Euch für eine Band oder eine CD interessiert, hört sie Euch an! CD-Reviews können das niemals leisten.
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto by E1 Homepage
Dennoch gibt es hier bei FFM ROCK ein CD-Review nachzulesen ...