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SERIOUS BLACK - Langen, Neue Stadthalle



Interview vom 04.02.15
Interviewpartner: Mario Lochert (b.)

Homepage:
SERIOUS BLACK

FFM-Rock:
Moin Mario, mit SERIOUS BLACK hast du eine neue musikalische Spielwiese am Start, deren Debüt „As Daylight Breaks“ mit guten Pressekritiken und der aktuellen Tour mit HAMMERFALL u. a. auch schon zu einem Chartentry geführt hat. Erzähl doch bitte zunächst mal in einem kurzen Zusammenschnitt, wie das eigentliche All Star Ensemble hier zusammengefunden hat.  

Mario:
Zusammengefunden haben wir ganz einfach. Das war in Spanien am 23. August, an meinem Geburtstag. Ich habe da für Masterplan arbeiten müssen, und wie es halt Musiker machen, da redest du im Backstagebereich über Zukunftsvisionen etc. Ich hab den Roland (Anm.: Grapow, git., MASTERPLAN) drauf angesprochen, was er gerade macht und natürlich was ich vor habe. Ich erzählte ihm, dass mich eigentlich schon immer der Gedanke plagt, mal sechs Bandleader oder sechs Leute aus dem Musikbusiness mehr oder weniger zusammen zu führen, die Organisationstalent etc. haben. Es gibt in jeder Band eigentlich nur ein, zwei Leute, die das machen und wo man sagt, man kann zusammen an einem Strang ziehen. Roland meinte, wenn ich solche Leute drin hätte, würden wir uns gegenseitig den Kopf einschlagen. Ich antwortete ihm, dass dies eine Möglichkeit sei, aber wenn jeder sein Ego zurückschrauben würde, dann gäbe es ne Menge Spaß. Ja, und das war eigentlich der Anfang. Dann hab ich den Thomen (Anm.: Stauch, dr., Ex-BLIND GURADIAN) kontaktiert, den kenn ich auch schon seit 2005. Thomen war sofort Feuer und Flamme und hat bloß drei Minuten gebraucht, um zu sagen, „ich bin dabei“. Dominik (Anm.: Sebastian, git., EDENBRIDGE) war kurz drauf dann bei Jan (Anm.: Vacik, key., Ex-DREAMSCAPE) und mir im Studio (Anm.: Dreamsound Studios München). Wir haben ihm was vorgespielt und Dominik meinte, dass dies genau seine Mucke sei. Jan war zuvor schon mit von der Partie. Wir trafen uns dann für das Songwriting und zum Ideen ausarbeiten. In der Woche haben wir verdammt viel geschafft. Natürlich stellte sich dann die Frage, woher man die Seele für die Musik bekommt. Hier warf Thomen einfach den Namen Urban Breed (TAD MOROSE, Ex-BLOODBOUND) in den Raum. Somit war das letzten Endes eigentlich besiegelt. Facebook sei Dank, konnte ich seine Tochter anschreiben und sie gab mir seine E-Mail-Adresse. Es hat auch nur zwei oder drei Minuten gebraucht, also zwei Mails hin und her und dann hat Urban  gesagt, ja ok, ich bin dabei. Tja, so hat sich das entwickelt.

FFM-Rock:
Was mich allerdings nicht sonderlich gewundert hat ist, dass die Band hier auf der Tour nicht komplett am Start ist. Offiziell heißt es, dass Roland Grapow und Thomen Stauch krankheitsbedingt fehlen. Interessant finde ich die Auswahl der Ersatzleute mit Ramy Ali (dr., FREEDOM CALL) und Bob Katsionis (git., FIREWIND, OUTLOUD). Wie kam es zu deren Verpflichtungen?

Mario:
Es war ja so: Roland hat uns schon zwei oder drei Wochen vorher Bescheid gegeben, dass ihm der Doktor gesagt hat, dass er nicht spielen kann. Er hatte von der letzten Tour eine bakterielle Ohrenentzündung mit heimgebracht, die umgeschlagen ist zum Tinnitus. Und der Doktor meinte, wenn er spielt, kann es sein, dass dieser bleibt. Und ich meine, Roland ist ja auch noch nicht sooo alt, also er hat auch noch 10 oder 15 Jahre zu arbeiten. Wenn dann die Ohren im Arsch sind, dann kannst du mit dem Studio nichts mehr machen. Dafür hab ich vollstes Verständnis und somit haben wir unseren Freund Bob von FIREWIND angerufen und gefragt, ob er Lust hätte. Bob sagte, „ok, buch einen Flug“ und dann war er auch da. Wir hatten schon geprobt und auf einmal hat dann Thomen alles mehr oder weniger fallen gelassen, weil er den Arm nicht mehr heben hat können - Bandscheibenvorfall. In der Nacht habe ich überlegt, wen ich noch kenne und habe den Chris Bay von FREEDOM CALL angerufen. Ich habe ihm gesagt, dass ich vom „wütenden Araber“ die Telefonnummer bräuchte. Ramy ist ein supernetter Kerl und wohnt nicht weit weg von uns (Mit einem lauten Tätääää gibt Ramy an dieser Stelle zu verstehen, dass er nicht nur Spaß auf der Bühne hat, sondern auch im Backstage…). Er hat sofort ja gesagt und damit war das beschlossene Sache. Er ist dann ein bisschen hin und her gependelt und in vier Tagen haben wir das Set reingezogen (… und verabschiedet sich mit einem weiteren Tätäää).

FFM-Rock:
Schaut man hinter die Kulissen der einzelnen SERIOUS BLACK Mitglieder, stellt man schnell fest, dass fast alle Musiker eigene Studios haben. Gesammelt, zusammengepuzzelt, bzw. auch selbst aufgenommen und letztendlich gemischt und gemastert haben das Liedgut auf „As Daylight Breaks“ du und Jan Vacik in euren eigenen Dreamsound Studios. Wie schwer oder leicht muss sich ein Laie diese Studioarbeit im Gesamten vorstellen?

Mario:
Der gravierendste Punkt ist, einen roten Faden zu finden, da jeder in einer unterschiedlichen Musikrichtung spielt. Also Jan ist durch DREAMSCAPE sehr progressiv angehaucht, Dominik hat natürlich durch EDENBRIDGE den Symphonic-Einschlag, ich spiele Melodic-Deathcore. Urban ist Powermetal-Sänger. Von TAD MOROSE oder BLOODBOUND kennst du ihn ja noch. Thomen spielt BLIND GUARDIAN, da braucht man gar nichts dazu zu sagen und Roland ist mehr oder weniger auch ein bisschen progressiv angehaucht. Er bringt die verspielten Melodien von HELLOWEEN verdammt viel mit rein. Wenn man im Studio zusammentrifft ist es wirklich so, dass jeder seine Ideen mit einbringen will. Und dann hast du hier so einen Haufen voller Ideen und das Geile war, dass es wirklich funktioniert hat, dass jeder mit seinem Ego wirklich zurückgehen konnte. Ich hab das ja von vornherein wirklich prophezeit, was will ein Thomen Stauch einem Roland Grapow von Welttourneen erzählen oder andersrum? Ich bin ja auch die ganze Zeit auf Tour, auch als Techniker. Es gibt nichts mehr, wo ich sagen muss: „Aber ICH hab schon gemacht…“ oder so. Und somit haben wir uns wirklich die besten Stücke herausgezogen und das ist auch der rote Leitfaden, der auf dieser CD zu finden ist. Super coole Songs, mir gefallen sie selber sehr, sehr gut, was ich selten hab und wo ich sage, ich hör mein Album beim Autofahren an. Ich bin wirklich stolz, auf das, was wir gemacht haben. Es ist schwer, da natürlich jeder in der Band einen hohen Standard hat. Wir wollen alles perfekt machen und genau das ist das Problem, wo du dann sagst - ah die Snaredrum, da brauchst du noch ein kleines bisschen Punch und dann sagt der andere, ja, lieber in dem Frequenzbereich -. Wie du gesagt hast, jeder hat ein eigenes Studio und genau das ist der springende Punkt. Jeder weiß, wie man lange produziert und jeder weiß wie man auf internationalem Standard produziert. Und genau das ist uns wirklich hervorragend gelungen. Arbeit, Arbeit, Arbeit, wir haben wirklich Sachen abgesagt, um dieses Ding dann fertigzubekommen. Und wir sind alle sehr stolz darauf und wenn man auf 61 chartet, dann ist das für ein Debut wirklich hammergeil.

FFM-Rock:
An Songschreibern fehlt es SERIOUS BLACK auch nicht wirklich. Auch wenn ihr nahezu alle als Songwriter in den Credits angegeben habt, hat sich sicherlich der ein oder andere doch hierbei hervor getan. Verrate doch bitte mal, wer sich hier am meisten eingebracht hat?

Mario:
Urban natürlich und der Thomen. Es war erstaunlich, was der Thomen an schreiberischen Sachen zu liefern hatte, das war wirklich Wahnsinn. Das hat keiner von uns erwartet. Thomen hat wirklich sensationelle Songs geschrieben, z.B. auch den Titeltrack „As Daylight Breaks“ oder „Sealing My Fate“. Ansonsten waren das gelieferte Grundideen, an denen wir alle zusammen gearbeitet haben. Wir haben geschnitten, aufgenommen, weggeschmissen, wieder aufgenommen usw. Die Grundidee von Thomen von „As Daylight Breaks“ war fast schon perfekt. Da haben wir fast nichts mehr angerührt, nicht in der Melodieführung und auch nicht im Orchester. Urban hat nur ein bisschen den Text verändert, dass der besser passt und besser ins Ohr geht, aber ansonsten ist der Track wirklich aus Thomen‘s Feder. Und das ist wirklich super. (An dieser Stelle mischt sich Urban ein und erklärt, dass das auch wirklich so war und erwähnt werden muss). Man hat sechs Leute, die zusammen arbeiten, an einem Strang ziehen und auch sechs Leute, die Songs schreiben können. Genau das ist wunderbar.

FFM-Rock:
Mit „High And Low“ habt ihr auch ein offizielles Video am Start. Wie wichtig siehst du selbst den heutigen Stellenwert von Musikvideos im Vergleich zu den 80ern, wo genau dies ein adäquates Mittel war, sich in breiterer Fläche in Szene zu setzen?

Mario:
Dieser Social-Media-Zweig, also Youtube, Facebook oder die ganzen Online-Magazine, die das dann übernehmen und posten können, ohne das geht es heute gar nicht mehr. Von sämtlichen Printmagazinen gehen die Verkäufe zurück. Du findest ja alles im Internet. Wenn du googelst und gibst von mir aus „Metallica“ ein, dann findest du wahrscheinlich 12.000 Seiten. Ich denke, dass das wirklich sehr, sehr wichtig ist, dass man auch ein Video hat, mit dem man sich präsentieren kann. Natürlich gibt es bei Videos immer Abschnitte, wo du sagst, das würde ich gerne haben, das würde geil ausschauen und das kann ich mir leisten. Das ist natürlich das Schwierige. Bei unserem Video hatten wir zunächst geplant in einem Greenscreen Studio zu arbeiten. Wir haben in vier Tagen aber alles umgeschmissen. Wir haben gesagt, wir gehen in ein Stahlwerk. Also wirklich in vier Tagen wurde das komplett gechanged, was natürlich bei uns noch sehr strange ist. Urban kommt aus den USA, ich komme aus Deutschland, Jan ursprünglich aus der Tschechei, Dominik aus Österreich, der Roland aus der Slowakei, der Thomen wohnt in Düsseldorf. Und diese alle in der Prärie zusammen zu bringen, wo ein Stahlwerk ist, also das war krass. Wenn du in das Stahlwerk am Anfang reingegangen bist, hast du dich schon gefragt, wie soll hier ein Video entstehen? Aber ich glaub, man kann es anschauen.

FFM-Rock:
Schlage einem jetzt neugierig gewordenen Melodic Metalfan Fan doch bitte mal 2 – 3 Songbeispiele vor, die er zum Antesten von SERIOUS BLACK unbedingt anhören sollte und erkläre auch kurz dazu, warum du genau diese Songauswahl empfiehlst.

Mario:
„Sealing My Fate“, sensationelle Harmonic-Gitarre, also die Melodieführung. Finde ich wirklich hammerhammerhammergut. Spiele ich auch live wahnsinnig gern. Das wirst du auch heute sehen.
Dann „Setting Fire To The Earth“. Nicht nur, weil es aus meiner Feder entstanden ist, es ist ein Uptempo-Song, der macht auch wahnsinnig Spaß zu spielen. Urbans Stimmgewalt hört man da sehr, sehr gut raus.
Ich soll ja nur drei nennen. Was auch noch einer meiner Lieblingssongs ist, ist eigentlich dieser Track, der auf der Japan Edition drauf ist „I Show You My Heart“. Ich hab innerlich geweint, als es geheißen hat, der kommt nur in Japan raus. Also, der ist wirklich super.

FFM-Rock:
Du selbst bist in vielen Bereichen des Musikgeschäftes tätig. Neben deinem Bassistenjob bei SERIOUS BLACK oder EMERGENCY GATE bist du ein tragender Teil der Dreamsound Studios in München. Ein weiterer Brötchengeber von dir ist die Bookingfirma ALL ACCESS, wo du u. a. auch als Tourmanager und Soundengineer unterwegs bist. Ein ausgefüllter Alltag also. Auf was könntest du hiervon am ehesten verzichten und auf was gar nicht?

Mario:
Ich glaube, ich kann auf gar nichts verzichten. Also das ist irgendwie so wie ein Workaholic. Ich schau, dass ich alles so gut wie möglich erledige. Manchmal gelingt alles wirklich spielend, manchmal fuchst es dich bei manchen Sachen. Dann haben natürlich solche lieben Leute wie der Hacker (Backliner) die Scheiße an der Backe, wo ich dann aber auch schau, dass ich ihm in irgendeiner Hinsicht helfen kann. Allerdings ist es wirklich so, dass mir alles Spaß macht und ich versuche, überall 100 % zu geben. Entweder ich mache was, oder ich mach’s gar nicht. Es wäre mir zu monoton NUR booken oder NUR im Studio arbeiten oder NUR in einer Band spielen. Es hat alles sein eigenes Flair. Wenn ich an der Mischkonsole stehe und um mich rum 10000 Leute sind, weißt du genau, was auf der Bühne gespielt wird, musst du unten rausbringen, so dass das wirklich geil ankommt. Das ist schon auch eine Herausforderung. Das ist halt Verantwortung in einer anderen Weise.

FFM-Rock:
Diese Frage bekommen all meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einer Show oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde? Du darfst dich hier gerne auch bei allen deinen Touren bedienen.

Mario:
Mein Gott, da gibt es so viele Geschichten von irgendwelchen Robotern, die auf Tour sind bis hin zu irgendwelchen gestörten Busfahrern. Aber das zu erklären, da würden wir noch sitzen, wenn unsere Show eigentlich vorüber wäre. Da machen wir mal so ein separates Interview. Ohne Scheiß jetzt, ich will in 10 Jahren mal, das plane ich eigentlich ganz fest ein, so eine Autobiographie von mir als kleines Taschenbuch herausbringen, wo ich erzähle, der war ein Arschloch, der war gut, der war geil und der war schwul (Gelächter). Das hab ich vor. Schaun wir mal, was euch da noch erwartet.

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Mario:
Nachdem, dass ich euer Magazin wirklich selber lese, also das ist wirklich so. Wenn mir die nette Sylvia wieder zurückschreibt „ja, hab’s gepostet“, dann schau ich auch nach und schau, ob wir auch up to date sind auf unserer Seite. Ja, lest FFM-rock.de! Cooles Magazin, ein sehr kaputter Chefredakteur, den ich sehr liebe (Gelächter), der vielleicht doch noch mein Schwiegerpapa wird (großes Gelächter)… ja, einfach mal reinklicken!! Und die Fans da draußen: Hört euch SERIOUS BLACK an! Wirklich geile Scheiße! Wir rocken für euch! Das ist der Grund, warum es uns gibt, warum wir das machen. Herzlichen Dank für eure Treue jetzt schon und dass ihr uns die Charts ermöglicht habt! Danke schön!

Danke für das Interview und alles Gute für die Tor und eure Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                              Foto by Mike Langer