MASTERPLAN - Langen, Stadthalle


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Interview vom 13.04.07
Interviewpartner:  Roland Grapow (g.)

Homepage:
www.master-plan.net

F-R:
Moin Roland. Weit über zwei Jahre sind seit unserem letzten Interview vergangen und jetzt sitzen wir an einem Freitag, den 13. hier bei sommerlichen Temperaturen und hoffentlich guter Laune bei dir. Nun, seit damals ist im Hause Masterplan viel geschehen und dies gilt es jetzt ein wenig aufzuklären. Zunächst hattest du zum neuen Album „MK II“ den Ausstieg von Jorn Lande (voc.) hinzunehmen und während der Produktion hat dann auch noch dein langer Weggefährte Uli Kusch (dr.) das Handtuch geworfen. Was waren die Gründe bei den beiden für ihren Ausstieg?


Roland:
Jorn war eigentlich ein bisschen vorhersehbar, weil er schon in den letzten beiden Jahren innerhalb der Band ein wenig über die Stilrichtung und die allgemeine Situation wie Management und Plattenfirma herumgemäkelt hatte. Er war auch sehr fixiert auf seine Solokarriere und man konnte ihn eigentlich nicht mehr so richtig begeistern. Er fand die Band schon klasse, aber irgendwo wollte er uns immer in eine Richtung drängen, wo Uli und ich damals nicht hin wollten. Wir waren eigentlich sehr zufrieden mit dem ersten Album und dem Stil, den wir da kreiert hatten und er wollte immer mehr in seine Solo-Richtung gehen. D. h. Hardrock ähnlicher, mehr in Richtung Whitesnake usw. Dann haben wir uns einfach in Freundschaft getrennt. Das war so kein großes Ding für uns. Es ist zwar schade, aber wir sind eigentlich immer noch so befreundet. Mit Uli war das eine ganz andere Sache. Es war ganz kurz vor Studiobeginn. Er stellte einfach mal eine Frage über ein paar Finanzen, die in der Band abgingen. Ich beantwortete ihm diese Frage und er hat dann irgendwie gleich Stress gemacht, ist ausgerastet und hat einen Anwalt beauftragt,  Forderungen zu stellen. Eine Woche später sagte er dann, dass er aussteigen würde und ich die Band alleine weitermachen könne. So sind wir auch verbleiben.

F-R.:
Mit Mike Di Meo (voc., Ex-Riot) und Mike Terrana (dr., Pell, Razorback) hattest du relativ schnell hochwertigen Ersatz am Start. Wie kam es so schnell dazu und wieso gerade diese beiden?

Roland:
Mike DiMeo war eigentlich schon eine lange Suche. Wir hatten noch ein paar andere Sänger am Start gehabt, aber eigentlich jemanden versucht zu finden, der die Sachen von Jorn singen kann, aber nicht unbedingt imitiert. Wir hatten auch kurzfristig jemanden an der Hand, der jetzt mit Uli zusammen arbeitet, Björn Jansson heißt er und singt wie Jorn. Aber er war mir einfach zu nahe, ich wollte eigentlich nicht, dass die Leute sagen: „Das klingt ja wie…“ und außerdem hatte er keine Live-Erfahrung. Deswegen hatten wir ihn nicht genommen. Dann hat mich Ende Juli Mike DiMeo über MySpace kontaktiert und ich hörte mal rein und dachte „Oh Mann, der singt klasse“. Er hat eine ähnliche Blues Auslegung, sprich er hat den Stil von Jorn, aber ne andere Stimme. Er war für mich eigentlich die bessere Wahl, da er einigermaßen bekannt war, aber nicht so bekannt, dass ich ihn kannte. Für mich aber noch wichtiger war, dass er sehr flexibel im Studio ist und eigentlich sehr offen, dass ich mit meinen Ideen, also dem Masterplan Stil, so ein bisschen mit seinen Ideen verschmelzen konnte. Das war wichtig. Er war also nicht derjenige mit „Nöö, ich hab da meinen Melodien und das bleibt so und fertig“ kam. Er wollte den Stil der Band auch nicht unbedingt ändern.
Und mit Mike Terrana, um die Frage abzuschließen, den hatte ich nach einer Woche nach Uli’s Ausstieg einfach angerufen und gefragt, ob er mir helfen kann. Wir sind ja seit ’98 befreundet und hatten damals wegen meines Solo-Albums (Anm.: Kaleidoskope) Kontakt aufgenommen. Ich wollte erst mal die Hilfe von ihm in Anspruch nehmen und dann hat er sich aber gleich angeboten direkt einzusteigen, da er würde die Band geil finden würde. Ich meinte “Hey, was ist mit Rage?“ und er meinte, dass dort alles Stress wäre und es den Anschein hätte, dass es auseinander gehen würde. Das war nicht wegen uns, das ging Hand in Hand.

F-R.:
Jetzt mit einigem zeitlichen Abstand im Rücken, wie hast du dich damals gefühlt und wie denkst du heute nach der Produktion des Albums und den Eindrücken der laufenden Tour über den Besetzungswechsel?


Roland:
Momentan fühlen wir uns alle eigentlich ganz wohl. Wir hatten jetzt 10 Tage Osterpause nach 17 oder 19 Shows und haben gestern jetzt das erste Mal wieder in Saarbrücken gespielt. Ich sag jetzt mal, das Publikum war dort recht steif, aber irgendwie hatten wir einen superklasse Gig und zwar einer der besten, den wir überhaupt hatten. Die Band war so locker, so was von souverän und man hat gemerkt, jetzt ist man eingespielt. DiMeo hat gesungen wie ein junger Vogel (lacht) und es hat Spaß gemacht. Es hat funktioniert. Auch Terrana lächelt und wirkt relaxt auf der Bühne. Er war durch die Rage Geschichte am Anfang doch sehr verkrampft. Das merkt man schon. Ich glaube, das hat uns ganz gut getan.

F-R.:
Kommen wir mal zu „MK II“. War es von Anfang an deine Absicht, in deinem Studio aufzunehmen oder ergab sich das auch durch die neu entstandene Personalsituation?

Roland:
Nö, eigentlich wurden ja bis jetzt alle Alben bei mir im Studio aufgenommen. Auch die ersten beiden, da jedoch noch in Hamburg. Jetzt, wo ich in der Slowakei lebe, habe ich ein viel größeres und besseres Studio. D. h. ich muss nicht mehr drauf achten, ob man da jetzt noch Nachbarn nachts irgendwie wach macht, wenn man Gitarre spielt. Ich habe jetzt wirklich ein feineres Studio mit Garten, mit Grill und jetzt auch demnächst mit Schlafmöglichkeiten für Musiker. Das war von Anfang an der Plan.

F-R.:
Mit Uli ging ein Songwriter von Bord und mit Axel (Mackenrott, key.) brachte sich ein bisher dahingehend im Hintergrund agierender Bandkollege plötzlich ins Rampenlicht. Wieso war Axel bisher nicht mehr ins Masterplan Songwriting involviert?


Roland: 
Das stimmt so nicht ganz. Er hat jetzt nur einen Song mehr geschrieben, als beim letzten Album. Er hatte beim letzten Mal auch schon die Single „Back To My Life“ geschrieben und den anderen Song, dessen Name mir nie einfällt, aber auch geil ist (lacht). Dann hat auch Jan (S. Eckert, b.) zusammen mit Piet Sielk (Iron Savior) die Ballade geschrieben. Es hatte sich beim letzten Album schon herauskristallisiert, dass wir auch gerne mal auf die anderen Leute in der Band dahingehend zurückgreifen werden. Aber diesmal hatte er nur einen oder sogar gar keinen angeboten und als Uli ausgestiegen ist, hab ich die Notbremse gezogen und gesagt: Hier komm vorbei – Studio. Dann haben wir drei in den zwei Wochen, wo Axel dann zusammen mit Jan da war, noch mal gesehen, was er für Songs hatte. Zwei waren noch vom letzten Album übrig und einen ganz neuen hatte er noch geschrieben und das war eigentlich genau das richtige, was wir noch brauchten.

F-R.:
Einige Songs auf „MK II“ hören sich vom Feeling her an, als wären sie Jorn noch auf den Leib geschrieben gewesen. Hier muss ich Mike DiMeo mal ein großes Lob aussprechen, da er gerade diese ähnlich gut rübergebracht hat und Jorn stimmlich zudem noch ähnelt. War das so eine Art Vorgabe von euch oder hatte Mike beim Einsingen freie Hand?


Roland:
Freie Hand hatte er nicht, aber auf jeden Fall hatte er alle Songs incl. Melodien und Texte angeboten bekommen. Er hat auch alle Texte geschrieben, bis auf „Lost And Gone“. Aber bei 50 – 60 % der Songs sagte ich dann: „Das ist nicht so ganz unser Stil. Lass uns daran noch mal arbeiten“. Und das meinte ich eben damit, dass er flexibel und offen für meine Meinung war. Da habe ich dann den Masterplan Stil mehr mit einfließen lassen. Was natürlich genial war, wir nahmen uns jeden Tag einen Song zum Einsingen vor und ab dem Dritten habe ich noch mal gesagt, „Ich fühl mich da nicht so ganz wohl. Lass uns daran noch mal ein bisschen arbeiten“. Jedes Mal, bevor wir anfingen, Gesang aufzunehmen, haben wir noch eine Stunde an dem Song gearbeitet. Es war also super spontan, wenn ich ne Idee hatte, hab ich sie mir in dem Moment auch erst ausgedacht. Das ist normalerweise auch nicht mein Stil. Ich denke dann über Monate über Sachen und Melodien nach. Heute hab ich echt mal so meinem Unterbewusstsein vertraut, kannst du sagen. Deswegen, als es dann eingesungen war, wusste ich nicht mehr, was wir die Tage vorher gemacht hatten, weil ich mich an die Melodien nicht mehr erinnern konnte. Erst beim Mix habe ich gemerkt, was wir für ein geiles Album gemacht haben, weil man es dann mal öfter gehört hat.

F-R.:
War das auch so beim anderen Mike? „The Rhythm-Beast“ ist bekanntlich sehr flexibel mit seinem Drumming und hat auch seine eigene Handschrift. Wie waren hier die Vorgaben, wenn es überhaupt welche gab?


Roland:
Vorgaben gab es in dem Sinne keine. Ich hab ihm da vertraut. Mike ist bekannt dafür, dass er Fusion-Sachen macht. Er hat gesagt, Masterplan ist eine sehr geschmackvolle Band, da möchte er nichts tot trommeln und hat das eigentlich so angeboten. Ich habe höchstens zwei oder drei Mal was gesagt und das ist bei 12 Titeln, denke ich, so gut wie gar nichts. Das hat er richtig klasse gemacht.

F-R.:
„MK II“ hat einiges an Härtegraden - gerade bei den Gitarren - zugelegt, dafür sucht man aber Songs vom Kaliber eines „Enlighten Me“ diesmal vergebens. Absicht oder eben „The Next Generation“?

Roland:
Beim zweiten Album haben wir in dem Sinne ja auch kein „Enlighten Me“ drinne. Im Prinzip gibt es immer mal Elemente mit diesen Schrammel-Gitarren, die da drauf sind und „Enlighten Me“ ist auch einer der Songs, die man selten schreibt. Der Song ist ja auch hauptsächlich von Uli geschrieben. So was hat er danach und davor auch bei Helloween nie geschrieben. Das ist inspiriert gewesen von irgendeiner Band wie Face no More oder so ähnlich. Wenn du diesen Beat noch mal schreibst, klingt das auch immer nach „Enlighten Me“. Deswegen wagt man sich da so auch gar nicht mehr ran. Es ist auch nicht so beabsichtigt.

F-R.:
Es geisterten vor kurzem wieder mal Gerüchte über ein Helloween Konzert mit all seinen ehemaligen Gitarristen durchs Netz. Wie konkret ist das jetzt?


Roland:
Ich weiß davon nichts. Ich bin auf jeden Fall nicht dabei. Ich bin ja in Kontakt mit Kai (Hansen, git., Gamma Ray) und Michi Kiske (voc., Ex-Helloween) und wir machen ja irgendwann mal ein Projekt zusammen. Wir planen das jetzt schon seit ungefähr zwei Jahren und hatten schon diverse Meetings. Jedesmal wird drüber gequatscht, aber irgendwann müssen wir mal anfangen. Ich fang jetzt nach der Tour an, langsam Songs zu schreiben, auch wieder fürs neue Masterplan Album. Das nächste wird also nicht so lange auf sich warten lassen. Ungefähr Herbst nächstes Jahr wird es rauskommen. Diesmal auch mit Roy Z wieder dabei im Boot - als Freund und Inspirator. Weil Uli nicht mehr da ist, werde ich ihn mehr mit einbeziehen, weil er mich immer anturned als Inspiration. Nebenbei werde ich sehen, was an Songs mehr nach Helloween oder Kiske-Melodien klingt, wird dann in die Ecke gehen. Da werden wir nicht irgendwas auflösen oder „Gamma Ray gibt’s nicht mehr“ oder sonst was. Es wird einfach parallel irgendwas Neues geben. Da hoffe ich, dass Michi dann auch so flexibel ist und das nicht dementiert, indem er sagt, das ist zu hart oder so. Aber ich denke schon, wenn es geil und melodiös ist, hat er ein kein Problem damit. Aber an einem Konzert mit Helloween - und wie ich Michi Kiske kenne - wird es so was nie geben. Wenn da was geplant wäre, würde ich es auch zugeben.

F-R.:
Diese Frage bekommen alle Bands bei meinen Interviews gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig, der Tour oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?


Roland:
Mit lustigen Sachen habe ich immer meine Probleme (lacht). Klar, wir haben ein bisschen Spaß. Finanzielle Pannen hatten wir schon diverse auf der Tour, aber die sind nicht lustig. Mit solch einer Frage hatte ich immer meine Probleme (grinst).

F-R.:
Dein Umzug in die Slowakei und der Aufbau deines Studios dort ist bereits Geschichte und „MK II“ wird gerade betourt. Wie stehen die Chancen für ein nächstes Roland Grapow Soloalbum?


Roland:
Das ist ja jetzt auch schon sieben oder acht Jahre her. ’98/’99, oder? Mittlerweile bin ich wieder ein bisschen hungrig. Ich hab das Gefühl, dass das Studio mir ein bisschen mehr Freiheit gibt, meine Kreativität auszuleben. Ich bin echt wieder hungrig. Sonst immer auf und nach der Tour will ich keine Songs schreiben, aber momentan hab ich echt Bock. Ich hab das Gefühl, dass mir das Gitarrespielen wieder mehr Spaß macht. Ich hab mich bei Masterplan eher mehr als Songschreiber gesehen und nicht mehr so als dieser Gitarrist, der noch gerne geübt hat, was ich bei Helloween auch gerne gemacht habe. Das war auch ne lange Phase. Aber irgendwann hab ich mal so ein bisschen Gas weggenommen und hab mich mehr als Produzent oder Songschreiber gesehen. Mittlerweile will ich diese drei Sachen wieder, ich will mich wieder etwas mehr als Gitarrist einbringen. Ich glaube, ich habe langsam wieder mehr zu sagen. In welche Richtung das genau geht, weiß ich noch nicht, aber ich will auf jeden Fall was Geiles machen. Ich denke mal, dass sich irgendwann nächsten Jahres so langsam was heraus kristallisiert. Das darf nur nicht parallel zu Masterplan herauskommen oder irgendwie vorher noch. Das sollte dann nach dem nächsten Album kommen. Es könnte durchaus drei oder vier Monate später sein.

F-R.:
Dein Schlusswort. Gibt es irgendetwas, was du euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?


Roland:
Ja, auf jeden Fall. Wir sind stolz und froh, dass es uns noch gibt und auch mit dem neuen Line Up zu sehen, dass es den Leuten auch gefällt. Wir sehen, dass wir viele Leute überrascht haben, da viele an das neue Line Up nicht mehr geglaubt haben, bis sie dann die Musik gehört hatten. Es ist schon toll zu sehen, dass Masterplan mehr ist als nur irgendwelche ... wie nennt man das ... so ein Image von ein paar Mitgliedern, wo man immer denkt, ohne Jorn und Uli geht nichts. Es geht trotzdem weiter. Es ist irgendwie auch toll zu sehen, dass Masterplan einfach ein Arbeitspferd ist und aus fünf Musikern besteht und nicht nur aus zwei/drei, wo man immer denkt, das war’s. Wir sind ein Team.

Danke für das Interview und alles Gute noch auf Tour!
Mike von FFM-Rock
  

                          

                                                                                                                         Foto by Hans-W. Rock

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