RAZORBACK - Aschaffenburg, Guitar Place
Interview vom 14.04.07
Interviewpartner: Rolf Munkes (g.)
Homepage:
www.razorback-online.com
F-R:
Moin Rolf, nach den Alben „Animal Anger“ und „Criminal Justice“ ist jetzt „Deadringer“ am Start. Die musikalische Ausrichtung geht, wie schon beim Debüt, wieder mehr zurück ins Melodische. Im Allgemeinen sagt man, dass das dritte Album das Wegweisende ist. Siehst du das nach dem weniger gut angenommenen Zeitwerk auch so für Razorback?
Rolf:
Wir haben vorher zwei Alben gemacht und das erste Album kam sehr, sehr gut an. Das Zweite war, wie wir finden, eigentlich auch ein sehr gutes Album, war aber beim falschen Label (Anm.: Massacre). Es war etwas moderner und hat bei den Leuten, die wir so erreicht haben, nicht so ein Feedback gehabt, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir hatten dafür keine Promoarbeit. Wir haben gesagt, wir machen wieder was im Stile des ersten Albums. Wir haben uns da wohl gefühlt und haben wieder was in diese Richtung gemacht und das ist uns ganz gut gelungen. Ich glaube, insgesamt hört man da schon einen roten Faden durch, dass das irgendwie Razorback ist. Das dritte Album sieht ganz gut aus. Wir sind absolut zuversichtlich, dass das gut weitergeht.
F-R.:
Bevor wir näher ins Musikalische einsteigen, noch eine Frage zur aktuellen Personalfrage bei Razorback. Hier gab es ja auch einen Wechsel an den Drums. Andre Hilgers wechselte zu Rage und gab dir offensichtlich einen Korb für die Aufnahmen zu „Deadringer“. Wie kamst du auf Mike Terrana?
Rolf:
Ich spiele sehr, sehr gerne mit Musikern aus England und Amerika zusammen. Ich habe das schon öfters gemacht und dabei sehr gute Erfahrungen gesammelt. Ich habe jetzt, nachdem Andre Hilgers ausgestiegen war, jemanden gesucht, der in Deutschland wohnt, aber evtl. aus Amerika oder aus England kommt. Damals dachte ich, dass Mike Terrana noch in Hamburg lebt. Er ist Amerikaner und stand somit ganz oben auf meiner Liste. Ich rief ihn an und stellte fest, dass er in Kopenhagen wohnt, was ja auch nicht all zu weit weg ist und wir wurden uns einig. Das hat sehr gut gepasst. Es war eine super Arbeit mit ihm und das Resultat ist zweifelsohne sehr, sehr geil.
F-R.:
„Deadringer“ ist wieder rockiger, melodischer, eingängiger geworden. Mit „Last Man Standing“ und „Hero“ gibt es sogar zwei Songs, die es durchaus auf Airplay bringen könnten. Wie seid ihr diesmal ans Komponieren herangegangen und von wem stammen die Songideen im Großen und Ganzen?
Rolf:
Das Songmaterial ist diesmal entstanden, indem wir uns zusammengesetzt hatten, nachdem Chris (Heun, b., git) und ich jeder eine Menge Riffs geschrieben hatten. Wir sortierten das Beste aus und schickten eine Menge Ideen zu Stefan (Berggren, voc.), der dann auch noch einmal aussortierte und am Ende blieb dann ein Bündel übrig, an dem man dann arbeitet. Währenddessen sortiert sich dann wieder etwas heraus und irgendwann bleibt was übrig. Das war so eine Art natürliche Auslese. Ich denke, wenn drei Leute daran parallel arbeiten, bleibt das, was wir für gut befinden, übrig. Das läuft immer so und war auch ganz gut so.
F-R.:
Dein Hang zum Hardrock vergangener Tage ist ja bekannt, ebenso dass du dich nicht vor neuen und modernen Elementen scheust. Diesmal dürfte sich dein Part beim Songwriting jedoch wieder auf die älteren Einflüsse beschränkt haben. Richtig und wenn ja, warum?
Rolf:
Ich habe beim letzten Empire-Album „Raven Ride“ ganz speziell für Tony Martins Stimme komponiert. Ich hatte also seine Stimme immer im Ohr und habe versucht, immer genau auf ihn hinzuschneidern. Das war ein gutes Konzept und das Resultat hat mir sehr gut gefallen. Genau dasselbe haben wir bei Razorback diesmal auch wieder probiert, indem wir wirklich auf die bluesige, whitesnakige Stimme von Stefan hinarbeiteten. Das war auch gut. Die Musik muss zur Stimme passen bzw. umgekehrt, die Stimme zur Musik und das haben wir versucht umzusetzen. Das war uns ganz wichtig.
F-R.:
Du hast „Deadringer“ wieder selbst in deinen Empire Studios produziert. Stefan (Berggren, voc.) hat in Schweden recorded, aber die Drumparts wurden diesmal bei Markus Teske in den Bazement Studios aufgenommen. Warum??
Rolf:
Ich habe ein relativ kleines Studio und bin ganz froh, wenn mir beim Drumrecording diese ganze Engineering Arbeit, die da gemacht werden muss, abgenommen wird. D. h., ich kann mich auf die Songs konzentrieren, mit dem Drummer kommunizieren und mit jemand anderem, der sich um die Technik kümmert. Das ist da sehr, sehr wichtig. Deswegen habe ich jemanden gesucht, der bei mir in der Nähe wohnt, das sehr gut macht. Markus Teske hat einen super Job gemacht. Ich konnte mich um Mike Terrana kümmern, wir hatten ständig Kontakt durch so ein Fenster und konnten uns besprechen, ob jetzt so ein Part gut ist usw. Wenn du dabei diesen Technikkram auch noch machen musst, ist dies sehr, sehr anstrengend. So kannst du dich mit dem Musiker um die Kunst kümmern und es entfällt der Engineeringkram, wie Mikros verkabeln und hier und da und aufnehmen. Das war eine gute Entscheidung.
F-R.:
Ich selbst konnte mich hier von der profihaften Einstellung und dem Können eines Mike Terrana überzeugen, der entgegen der weitläufigen Meinung sich auch im Hardrock sehr wohl fühlt. Wie war es für dich, mit ihm zu arbeiten?
Rolf:
Mit Mike zu arbeiten war sehr, sehr geil. Er ist ein absoluter Profi. Er war super vorbereitet, ihm haben die Sachen gefallen. Er hat sich total in die Musik reinversetzt und genau das getrommelt, was diese Musik braucht. Er hat nicht aus dem Doublebass-Nähkästchen geplaudert und hat irgendwie übertrommelt. Er hat genau das gemacht, was da gebraucht wurde. Das ist einfach Erfahrung. Der Typ hat über 100 Alben gespielt und das hörst du dann.
F-R.:
Bitte noch ein paar „own words“ zu folgenden Songs auf „Deadringer“:
“The Faint Distant Bell Ring“ (Intro)
- Als wir uns entschlossen hatten, als Albumtitel “Deadringer” zu nehmen, haben wir überlegt, was wir als Cover nehmen sollten. Es kamen mehrere Möglichkeiten in Betracht, da Deadringer in deutsche übersetzt mehrere Möglichkeiten hergibt. Da ist einmal der Doppelgänger und auf der anderen Seite ein Begriff aus dem Mittelalter, wo Menschen auf dem Friedhof mit einer Glocke gebimmelt haben, wenn sonntags die Leichen angeliefert wurden. Das war uns in der Umsetzung fürs Cover aber ein bisschen zu brutal. Da wir es aber trotzdem wollten, weil es ein geiles Thema ist, mussten wir es irgendwie einarbeiten und machten ein Intro daraus. Wenn du da ein Schlachter Cover nimmst, bist du irgendwie Death Metal und das wollten wir nicht auf dem Cover. Als ich Mike von dem Intro erzählte und meinte, dass wir was mit seiner Stimme machen sollten, hat er sich direkt zum Einsprechen angeboten. Das ging über Internet ruckzuck. Super Arbeit, klasse Intro.
“Deadringer”
- Titeltrack, gute Nummer, super geiles Thema. Hat Spaß gemacht, ist eine relativ einfach gestrickte Nummer, aber das sind ja viele der guten Sachen. Darüber gibt es eigentlich nicht viel mehr zu sagen.
“Rock’n Roll Life In Hellsinki”
- ...ist aus dem Leben. Stefan spielt öfters mal in einem Club in Helsinki. Da ist Rock’n Roll-Leben angesagt. Es ist ganz schlimm da. Der Club ist voll gestopft mit weiblichen und männlichen Gästen (zunächst bedachtes Überlegen, ob der folgenden Worte, dann Lachen) - ganz schlimm dort! Darüber hat er einfach eine Story gemacht. Er ist da so 3 -4 Mal im Jahr und spielt dort. Die ganzen Songs sind diesmal übrigens aus dem Leben.
F-R.:
Du gehst mit jetzt im April noch mit Razorback als Special Guest von Cornerstone auf Tour mit Danny Needham (Tony Martin Band) anstelle von Mike Terrana an den Drums. Was erwartest du dir von dieser Tour, die ja die erste überhaupt für Razorback ist?
Rolf:
Wir haben das erste Mal zusammen geprobt diese Woche. Es war super geil und läuft sehr gut. Wir sind alle relativ erfahrene Leute und das merkt man bei der Probe. Es geht relativ zügig voran. Ich denke, das wird geil. Es groovt total. Wir haben einen super Drummer aus England dabei. Stefan ist klasse, wir verstehen uns alle sehr gut. Wir haben viel Spaß und sitzen abends noch lange gemütlich bei einem Glas gutem Whisky … nach der Probe! Ich hoffe, dass wir das, was wir bis jetzt auf den drei Alben gezeigt haben, live gut umsetzen und dass die Leute das zu schätzen wissen, was wir da machen.
F-R.:
Wie läuft es bei deiner zweiten Band Empire? Wie man hört, gab es da auch Personalwechsel und ein neues Album ist in der Entstehung. Für wann ist da eine Veröffentlichung geplant?
Rolf:
Ich will nicht zu viel verraten, aber es gibt Personalwechsel bei der nächsten Platte. Neil Murray wird wie immer dabei sein. Ich glaube, ich habe ja schon mal gesagt, wenn Neil nicht mehr dabei ist, dann mache ich kein Empire mehr. Dann ist es vorbei. Er gehört einfach mit dazu. Bei den Drums und Vocals hat sich was geändert, weil sich bei mir auch etwas geändert hat, denn ich spiele mittlerweile in der Tony Martin Band. Von daher werde ich mit einem neuen Sänger arbeiten, weil wir das nicht mischen wollten. Es wird auch ein neuer Schlagzeuger dabei sein, mit dem ich in letzter Zeit auch zusammen gearbeitet und gute Erfahrung gemacht habe. (allgemeines Lachen). War das gut? (lacht sich krumm)
F-R.:
Da sind wir auch schon wieder am Ende. Dein Schlusswort an jetzt neugierig gewordene und unsere Leser ist jetzt gefragt.
Rolf:
Ich würde mich freuen, wenn wir mit den Alben, die wir gemacht haben oder gerade auch mit dem neuen, die Leute erreichen, denen so was gefällt, da es Leute dafür gibt. Es gibt in England und Deutschland Magazine, die sich noch mit, ich will mal sagen: traditionellerer Musik, befassen und ich möchte dadurch Fans erreichen. Deswegen gehen wir jetzt auch auf Tour, um dort einfach noch ein paar Leute für uns zu gewinnen. Die Magazinarbeit ist heutzutage leider sehr, sehr beschränkt. Rock Hard und Metal Hammer z. B. sind nicht die richtige Plattform für uns, wie wir denken. Wir hoffen, dass die Leute jetzt Spaß an der Tour haben. Das ist jetzt ganz wichtig.
Danke alles Gute für die Zukunft und auf Tour!
Mike von FFM-Rock
Foto by Mike Langer