MESSIAH`S KISS
Mailer
Interviewpartner: Eckhard "Eddy" Ostra (dr.)
Homepage:
www.messiahskiss.com
F-R:
Moin Eddy, Messiah’s Kiss, die ihren Ursprung in der Band Repression haben, schaffen es jetzt zum dritten Mal nach diversen Besetzungswechseln vor oder nach den Aufnahmen mit „Dragonheart“ ein neues und starkes Album auf den Markt zu werfen. Wie stark zerren solche Wechsel an den Nerven, zumal einen das ja auch nicht unbedingt voran bringt?
Eddy:
Hallo Mike. Zunächst einmal bedanke ich mich dafür, dass Du unser neues Album „Dragonheart“ als „stark“ titulierst! Aber zu Deiner Frage: Ganz klar: Besetzungswechsel sind immer nervig und zeitintensiv da man die neuen Jungs ja auch erstmal einarbeiten muß. Natürlich spielt die Chemie untereinander auch eine große Rolle. Denn es wäre absolut tödlich für die Inspiration oder einem gemeinsamen Arbeitstag im Proberaum wenn es menschlich nicht klappen würde. Das ginge ja mal gar nicht! Eine Band kann durch einen Besetzungswechsel aber schon voran kommen. Wenn sich jemand neues so richtig in die Band einbringt können dadurch auch völlig frische Ideen entstehen, und es weht mal ein frischer Wind. Allerdings ist es schon schöner mit den altgedienten „Haudegen“ in der Truppe weiter zu arbeiten. So sehen wir das zumindest.
F-R.:
Bleiben wir noch kurz bei den Wechseln. Nicht nur die Musiker trifft es da, sondern auch Produzenten. Nach Herman Frank (Victory) durfte Nikolo Kotzev (Brazon Abbot) dran und jetzt seid ihr wieder zu Herman zurückgekehrt. Wie kommt’s?
Eddy:
Nun. Herman ist definitiv kompatibler zu unserem Sound. Mit Ihm brauchen wir nicht darüber zu diskutieren wie ein Gitarre oder ein Schlagzeug zu klingen hat. Da sind wir einer Meinung, was den Aufnahmeprozeß weit vereinfacht. Nikolo ist ein lieber Mensch und auch ein sehr guter Produzent, aber er paßte eben nicht zu dem Sound von Messiah’s Kiss. „Metal“ ist damals soundmäßig zu „altbacken“ ausgefallen. Die richtige Power und Energie fehlte einfach, und somit klingen die Songs nicht so wie sie sollten. Die Aggression fehlt. Diesen Fehler wollten wir nicht noch mal machen, und so besannen wir uns auf eine alte Weisheit aus der EDV: „Never change a running system“. Wir haben uns für „Dragonheart“ alle 110%ig vorbereitet bevor wir ins Studio gingen. Der Sound der Instrumente stand fest, jeder einzelne Break war in Fleisch und Blut übergegangen, und jeder wußte genau was er zu tun hatte. Somit konnten wir Produktionstechnisch das Album „lebendig“ halten. Es atmet förmlich und pumpt dabei mächtig vorwärts. Deshalb war die Wahl mit Herman genau die Richtige, da er uns was diese Arbeitsweise anging nicht aufzuhalten versuchte.
F-R.:
Euer Debüt „Prayer for the Dying“ war, sagen wir mal, mehr von Hymnen geprägt. Dessen Nachfolger“ Metal“ da steht das Wort für sich und nun legt „Dragonheart“ an Härte noch ein wenig zu, ohne jedoch von der eingeschlagenen Richtung aller Alben abzuweichen. Wem sind diese minimalen, aber doch entscheidenden Änderungen zu verdanken?
Eddy:
Erstmal finde ich es gut von Dir unseren Werdegang als eigenen Stil zu definieren. Genau das ist nämlich auch der Fall. „Dragonheart“ ist zweifellos das härtest Album bisher, vereint aber nach wie vor alle Stärken und Facetten der Band. Wir bleiben unseren Wurzeln treu und wollten ein absolut schnörkelloses Album machen. Ein Album was drückt, spaß macht und kurzweilig ist. Ganz gezielt wurden „Längen“ vermieden, sodass auch keine Intros zu hören sind. Und die minimalen Änderungen die Du meinst resultieren aus der jeweiligen „attitude“ die man gerade hat, wenn man einen Song schreibt. Konkret für das Album „Dragonheart“ kam das so dabei heraus: Vollgas, wuchtig und mit Schmackes!
F-R.:
„Dragonheart“ hat wie seine Vorgänger ("Payer For The Dying": 'Night Comes Down' und bei "Metal": 'Metal 'till We Die') mit „Thunder of the Night“ wieder einen klassischen Mitsingstampfer an Board. Nur diesmal steht der Song mehr oder weniger alleine auf weiter Flur, da der Rest des Songmaterials doch ein wenig mehr gen Powermetal schielt. Wer musste da kompositorisch zurückstecken?
Eddy:
Niemand! Bei „Dragonheart“ war es einfach so, das mehr schnellere Nummern auf das Album kamen als bei unseren Vorgängern. Genau daran bemerkt man aber auch, dass wir nicht ständig dasselbe tun, ohne auch nur ansatzweise unsere Identität zu verlieren. Insgesamt sind 21 Songs für das Album geschrieben worden, wovon logischerweise die Besten aufs Album landeten – diesmal halt die Songs die durchschnittlich ein paar „beats per minute“ mehr auf dem Tacho haben.
F-R.:
Da schließt sich auch die nächste Frage an an. Das Songwriting, gerade beim musikalischen, stelle ich mir derzeit bei euch sehr eingeschränkt vor. Du und Georg in Dinslaken, Wayne Banks (b.) in England und Mike Tirelli in USA. Gut, dass es Internet gibt, oder?
Eddy:
Du wirst lachen: Wir bevorzugen den guten alten Weg der direkten Kommunikation wobei uns die ständig fallenden Flugpreise auch sehr entgegen kommen. Auge in Auge zusammensitzen, und dabei die von „Thunderschorsch“ (Anm.: Georg Kraft) arrangierten Songs durchhören und hören wie sie klingen, wenn jeder einzelne seinen spezifischen Charakter einbringt – Das ist das Ding wie es läuft bei uns. Das machen wir meist zu dritt (Georg, Mike und ich) was den Vorteil hat, das man sich gegenseitig nochmals pusht. Jeder steckt dabei den anderen an und motiviert zum experimentieren. Das gibt noch mal einen Schub nach vorne. Außerdem macht es so auch viel mehr Spaß als sich gegenseitig irgendwelche „wave-files“ via Internet zuzusenden, und diese so lange um die Erde zu jagen bis jeder seinen Beitrag leistete und ein Song daraus entsteht. Das ist nichts für uns. Selbst wenn wir gewisse Dinge klären, Termine absprechen usw. bedienen wir uns fast ausschließlich dem guten, alten Telefon. Das Internet nutzen wir da lieber anders: Als Informationsportal, so wie z.B. jetzt! Dafür ist es erstklassig. Keine Frage!
F-R.:
Inwieweit fließen bei euch und auch bei dir dein privater musikalischer Geschmack, sprich deine Lieblingsbands bzw. -musiker mit in das Songwriting ein?
Eddy:
Klar kann man nicht leugnen das Einflüsse von seinen Lieblingsbands ins Songwriting einfließen. Das wäre wohl auch nur nicht der Fall, wenn man stilistisch was ganz anderes machen würde. Solange man nicht wirklich kopiert und mehr abkupfert als man selber entwickelt und schreibt ist das auch absolut OK. Man muß halt seine eigene Identität haben, seinen Sound und seinen Stil finden. Das ist das wichtigste.
F-R.:
Bisher hatte ihr bei euren ersten beiden Alben eine große Presse. Wie selbstkritisch siehst du eure Chancen derzeit auf dem Markt und wie stufst du da jetzt „Dragonheart“ ein?
Eddy:
Ja. Die Presse war schon enorm vertreten und sie ist es jetzt bei „Dragonheart“ auch wieder. Die Resonanzen auf das Album sind auch durchweg sehr positiv, was sich hoffentlich auch auf die Verkaufszahlen auswirken wird. Allerdings ist es bei der ständig wachsenden Konkurrenz schon sehr schwierig sich durchzusetzen. Ich denke mal das Du jetzt bestätigend schmunzeln wirst, da Du selber wohl auch Wäschekörbe an Demos bekommst. Für die Fans ist es genauso undurchsichtig geworden: Jeden Monat müssen sie sich Seitenweise durch Rezessionen von Neuerscheinungen blättern, bzw. scrollen um dabei was zu finden, was sie interessieren könnte. Ich denke das wir ein Sahnealbum abgeliefert haben wenn man denn auf diese Art von Musik steht: grundsoliden Heavy fuckin’ Metal! Ich glaube, dass wir unseren Fans mit „Dragonheart“ genau das geben, was sie wollen und von uns erwarten. Das ist für uns das absolut wichtigste. Ich mag es selber auch nicht wenn man in den Laden geht um sich endlich die langersehnte CD seiner Lieblingsband zu kaufen, um dann festzustellen das sie ihren Stil total verändert hat und nicht mehr die Band ist, die sie einmal war. So etwas kann gar nichts! Das ist Selbstbetrug und nicht fair seinen Fans gegenüber! Wie Du siehst ist es für uns wichtiger den Fans das zu geben was sie erwarten, und erst dann an kommerziellen Erfolgen auf dem Musikmarkt zu denken. Denn nur ersteres können und wollen wir selber durch gute solide Arbeit beeinflussen!
F-R.:
Luis Rojo habt ihr wie schon beim Debüt als Coverzeichner verpflichtet. Bei genauem Hinsehen kommt mir das Cover aber etwas abgekupfert vor, da es deutliche Ähnlichkeiten zu Nocturnal Rites’ „The Sacred Talisman“ aufweist. Selbst schon bemerkt bzw. drauf angesprochen worden?
Eddy:
Ja. Man wird eigentlich ständig auf Vergleiche angesprochen. Egal ob es den Sound, die Songs, einzelne Passagen oder eben das Cover betrifft. Das „Gesamtpaket“ als Eindruck wird eigentlich kaum mehr erwähnt, was ich persönlich sehr schade finde. Vielmehr wird eher alles in seine Bestände zerbröselt und dann analysiert und verglichen. Luis Royo ist einer der angesagtesten Fantasy Art Künstler unserer Zeit und wird dementsprechend oft frequentiert. Vor allem in der Metal Szene. Wie Du schon sagtest haben wir bereits seit 2002 in Luis Royo einen Künstler gefunden, der mit seinen Artworks genau den Nerv unserer Musik trifft. Mächtige Motive, die energiegeladen und mystisch sind. Offensichtlich sehen das andere Kollegen in der Szene ähnlich, womit ich jedoch kein Problem habe.
F-R.:
2002 war in eurer Historie „euer“ Jahr. Debüt-Album, Toursupport von DORO, einige Festivals und dann wurde es live absolut still um euch. Zu erklären wäre es mit den Wechseln und/oder der räumlichen Distanz der Musiker zueinander. Wird sich an der Live-Abstinenz bei Messiah’s Kiss in absehbarer Zeit da was ändern?
Eddy:
Da hast Du recht. Es wurde danach still um uns, was die Live-Tätigkeit angeht. Das Problem bei uns ist, das wir aus Kostengründen so gut wie nicht in der Lage waren an diversen Festivals teilzunehmen. Angebote lagen da schon vor, aber da wir immer 2 Leute einfliegen lassen müssen entstehen dadurch bereits Kosten, die uns nicht gerade attraktiver machten bei diversen Veranstaltern. Das ist eben der Preis den Du zahlst, wenn Du mit einem Internationalen Line - Up arbeitest. Ebenso verhielt sich das was eine Tour anging. Als wir „Metal“ am Start hatten schauten wir uns nach geeigneten Bands um, bei denen es Sinn gemacht hätte sie auf Tour zu begleiten, da es nichts bringt mit einem „Cross-over - Package“ auf Reisen zu gehen - z.B. als Support von einer Thrash-Band. Damit tut man sich selbst, dem Top-Act und vor allem den Fans überhaupt keinen gefallen. Bei den für uns interessanten Bands die damals tourten war bereits der „Buy-On“ so teuer, dass es absolut indiskutabel war darüber auch nur weiterzudenken auf Tour zu gehen. Aber die Planungen „Dragonheart“ live zu promoten laufen Gott sei Dank bereits: Wir werden auf mind. einem der großen Sommerfestivals spielen und wenn alles gut läuft hoffen wir wieder auf Europatour zu gehen. Einige Ideen hierzu gibt es bereits, spruchreif ist aber momentan leider noch nichts. Wir wollen wieder auf die Bretter die die Welt bedeuten! Unbedingt!
F-R.:
Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Eddy:
Ich denke mal das die Anekdoten alle bereits bekannt sind: Die Verhaftung von Mike als wir in England ankamen und die bei einer Probe von mir abgefackelten PA sind da schon als Klassiker bekannt. Die Frage solltest Du mir noch mal direkt nach dem Festival oder einer Tour stellen: Danach gibt’s sicher wieder ne ganze Menge an spaßigen Kuriositäten zu berichten.
F-R.:
Deine letzten Worten an unsere Leser, eure Fans und die, die es jetzt noch werden sollen…
Eddy:
Erstmal danke ich Dir für das Interview! Wir glauben mit „Dragonheart“ das bislang stärkste Messiah’s Kiss Album aufgenommen zu haben. Wer also auf waschechten Heavy Metal steht sollte sich das Album besorgen, einen Kopfhörer aufsetzen, voll aufdrehen, und sich bereits mit dem Opener „The ancient cries“ den Schädel in 2 Hälften sägen lassen. Außerdem gäbe es für uns nichts schöneres als mit „Dragonheart“ wieder auf die Bretter zu gehen, die für uns die Welt bedeuten, um Euch das Material live in die Ohren zu blasen! Also: Haltet Euch bereit! :-) Cheers. Eddy „Ed the tongue“ Ostra
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto by Messiah`s Kiss