WIZARD
Mailer
Interviewpartner: Sven D`Anna (voc.)
Homepage:
www.legion-of-doom.de
F-R:
Moin Sven, in den letzten 1 ½ Jahren hat sich bei Wizard einiges getan. Aktuell der Labelwechsel von Limb zu Massacre, dann ist Michael Maaß (git.) nach gut 2 Jahren Pause wieder mit an Bord. Wie kam es zu all dem?
Sven:
Hi! Der Labelwechsel hatte finanzielle Gründe, nachdem wir ein unzumutbares Angebot von Limb bekommen haben, entschlossen wir uns nicht weiter mit Limb Music zusammen zu arbeiten. Mit Massacre haben wir schnell einen neuen Partner gefunden, bei dem man auch ein realistisches Budget einfordern konnte. Wir wollten unbedingt im House of Music aufnehmen, leider ist dieses Studio nicht gerade billig. Also haben wir uns gedacht entweder wir machen die nächste Platte gescheit oder gar nicht (sollten wir kein neues Label finden). Den Entschluss haben wir bis jetzt nicht bereut.
Massi (Red.: Michael Maaß ) hat sich vor ca. drei Jahren entschieden eine berufliche Weiterbildung einzuschlagen. Das bedeutete, dass er neben seiner regulären Arbeit und seiner Familie zwei bis drei Mal die Woche am Abend zur Schule musste. Um nicht alles halbgar zu absolvieren hat er den Schritt gewagt und die Band für ein paar Jahre verlassen. Damals stand noch gar nicht fest, dass er überhaupt zurückkommt. Nach zwei Monatiger Abstinenz hat er zum Glück schnell gemerkt, dass ihm etwas sehr wichtiges im Leben fehlt. Also hat er zugesagt, dass er auf jeden Fall bei Wizard weiter macht, wenn er die Schule beendet hat. Dieses Jahr ist es endlich soweit und wir alle freuen uns schon sehr auf Michaels Rückkehr! Natürlich wird auch Dano (Red.: Boland, git.) weiterhin in der Band bleiben, yeah das wird der Hammer!
F-R.:
Ihr habt jetzt dieser Tage euer 7. Studioalbum veröffentlicht. „Goochan“ wurde ein klasse Konzeptalbum, dazu erstmal meinen Glückwunsch. Erzähle doch bitte mal etwas zur Story.
Sven:
Vielen Dank! Also das Konzept hat sich Volker (Red.: Leson, b.) ausgedacht. Er steht ja sehr auf Fantasie Bücher, sein Traum war es schon immer selbst eins zu schreiben. Da er selbst nicht soviel Zeit hat, hat er sich mit einem Autor zusammen getan. Er hat ihm praktisch die Story geliefert und der Autor hat das ganze umgesetzt. Ab April 07 ist das Buch zur CD im Handel erhältlich. So jetzt aber mal kurz was zum Konzept: Die Erde ist von Außerirdischen infiltriert. Die Menschen stehen unter deren Kontrolle und betrieben Raubbau an der Natur. Die Außerirdischen benötigen die Ressourcen, damit ihr eigener Planet überleben kann. Nur eine Magierin (Goochan) ist nicht besessen und führt den Widerstand an.
F-R.:
Wenn man sich ernsthafter mit dem Inhalt beschäftigt könnte man auf eine versteckte Botschaft kommen. Ich habe das ungefähr so gedeutet: Die Zerstörung von Mutter Erde, um es für sich schöner zu haben. Kannst du das so stehen lassen?
Sven:
Das ist ja eben das schöne, die Story ist nicht nur eine ausgedachte Geschichte, sondern hat auch zwischen den Zeilen Wert. Ich denke, dass die Interpretation bei jedem selbst liegt, ich würde Deiner aber auf jeden Fall zustimmen.
F-R.:
Über die ganzen Jahre hinweg gesehen haben sich Wizard gerade durch die konsequente Stiltreue als feste Größe in der in der deutschen Metalszene etabliert und erfüllen dahingehend einige Klischees. Wie stehst zu dem ganzen Gequatsche von „True“ und Szene kompatiblem Outfit? Erwartet man das deiner Meinung nach von euch auch?
Sven:
Irgendwann hat mal ein Schreiberling gesagt, dass wir die deutsche Antwort auf Manowar sind und völlig „true“. Seit dem ziehen wir das wie eine Schleimspur hinter uns her. Man wird von irgendwelchen Leuten in eine Schublade gesteckt und kommt da dann später schlecht wieder raus. Für mich machen wir Heavy Metal und das ist es. Klischees finde ich sehr geil, jedoch nur mit einem kleinen Grinsen im Gesicht. Sicherlich erwartet der ein oder andere die Klischeeerfüllung von uns. Aber im Endeffekt machen wir das was uns gefällt, wir lassen uns sicherlich von keinem drängen oder beeinflussen. Aber welcher Metaller steht schon nicht auf Leder, Nieten und Schwerter grins.
F-R.:
Hinsichtlich der zuvor gestellten Frage passt ja auch das Thema Fotoshooting, dass es für „Goochan“ erstmals gab. Wie war diese Erfahrung für euch?
Sven:
Das erste Shooting war das nicht. Aber das erste Shooting bei dem wir mal nicht frisch gestylt vor der Kamera standen. Wir haben uns vor den Aufnahmen ordentlich durch den Dreck gezogen, ha ha ha, das war ein Spaß. Insgesamt hat die ganze Sache sehr viel Spaß gemacht, klar wahr das auch anstrengend aber nun gut – ohne Fleiß keinen Preis. Mit Jochen van Eden haben wir auch einen sehr geilen Fotografen gefunden, der genau weiß was wir wollen. Auch wenn er eher auf künstlerische Fotografie steht als auf das Gepose :-)
F-R.:
Noch mal zurück zum Album selbst. Mir ist aufgefallen, dass ihr seit „Odin“ mehr mit, ich will mal vorsichtig das Wort Melodic einwerfen, arbeitet und gerade die ganz schnellen Stücke eurer Anfangstage doch stark in die 2. Reihe gerückt sind. „Magic Circle“ war wie schon „Odin“ mehr episch ausgerichtet und jetzt auf „Goochan“ finden sich z. B. mit „Children of the Night“, „Lonley in Dessert Land“ und „Two Faces of Baltharsar“ richtige Melodic Metal Highlights. Wie kommt’s?
Sven:
Mhhh so habe ich das noch gar nicht gesehen. Wir haben ja eigentlich immer schon auf Melodie Wert gelegt. Klar haben sich hier und da die Songs etwas verändert, wäre ja auch langweilig wenn sich jedes Album gleich anhört. Aber wir machen uns dahingehend keine Gedanken, wir schreiben die Songs wie eh und je und wenn da dann mal etwas mehr Melodie hier oder da rauskommt ist das eigentlich nicht beeinflussbar. Im Übrigen stehe ich sehr auf solche melodischen Geschichten, und da ich die Melodien überwiegend kreiert habe, kann das angesprochene schon mal passieren ha ha ha.
Trotzdem glaube ich, dass ich auf dem Album „Goochan“ härter als zuvor singe.
F-R.:
Was mir an besonders an „Goochan“ gefällt und euch hervorragend gelungen ist, sollte nicht unerwähnt bleiben. Die musikalische Ausrichtung zu den einzelnen Songthemen und der damit verbundenen Wechsel der Tempi, Stimmung etc. Wer zeichnet dafür bei euch verantwortlich?
Sven:
Wir alle! Bei uns entsteht jeder Song im Proberaum, bei einer gemütlichen Flasche Bier. Meist schmieden wir aus den Grundideen aller ein Grundgerüst und verarbeiten dieses dann zu einem Song. Einige Gesangslinien habe ich auch zu Hause gemacht, so dass die anderen ihren Senf dann nur noch hinzu geben mussten. Klar haben wir ein bisschen darauf geachtet das die Tempi und Stimmungen zum Konzept passen.
F-R.:
Für „Goochan“ gab es auch einen Produzentenwechsel incl. einer fast schon rekordverdächtigen Aufnahmezeit. Erzähl doch bitte mal was über die Gründe hierfür?
Sven:
Ja, „Magic Circle“ haben wir ja eigentlich ganz allein produziert und aufgenommen. Leider ist damals beim Abmischen einiges schief gelaufen sodass uns das Endprodukt vom Sound überhaupt nicht befriedigt hat. Gut, das ganze Projekt war ein Versuch mal alles allein zu machen – der ist aber gescheitertJ. Mit „Goochan“ mussten wir unbedingt sehen, dass wir dieses Mal einen geilen Sound bekommen und da wir einige Bands kennen, die im House of Music aufgenommen haben, haben wir uns für dieses Studio entschieden. Als Produzent war eigentlich der Achim Köhler vorgesehen, leider wurde uns aber mitgeteilt, dass er für dieses Studio nichts mehr macht. Die haben uns dann den Dennis Ward vorgeschlagen. Da ich einige Produktionen von ihm kenne habe ich dann auch blind zugesagt. Ich bin sehr froh über meine Entscheidung, denn er hat trotz der kurzen Zeit eine super Produktion gemacht.
Die Aufnahmen waren sehr stressig gerade für unseren Schlagzeuger. Man hat der geschwitzt, ha ha ha… Aber ich hatte auch keinen leichten Stand, zum Glück habe ich mich vor dem Studio sehr gut vorbereitet, sodass ich die 10 Songs in zwei Tagen einzimmern konnte. Zum Vergleich, für das Odin Album habe ich 7 Tage benötigt *lach*. Bass und Gitarre hatten auch ordentlich Stress, aber im Endeffekt hat es gepasst und für mich ist das Ergebnis absolut befriedigend. Ich höre mir die Platte mindestens einmal am Tag an yeah!!!
F-R.:
Schaut man sich die Live-Historie von Wizard an, findet man massig Supportshows bei namhaften Bands aus In- und Ausland. Auch ihr scheint euch jetzt einer neuen Variante des Tourens angeschlossen zu haben, die im letzten Jahr schon einige Bands favorisiert haben und gut damit gefahren sind und so spielt ihr jetzt zum Release einige Wochenend-Shows, die zu einer Tour zusammengefasst wurden? Welche Variante des Tourens bevorzugst du für dich am liebsten?
Sven:
Ja, wir machen im März eine kleine Release Tour. Da wir so was zum ersten Mal machen kann ich Dir diese Frage noch gar nicht beantworten. Aber eigentlich bevorzuge ich als Support-Band auf Tour zu gehen. Vorteile sind halt, dass man sich um nichts kümmern muss. Man muss halt nur sehen, dass man Musik macht und die Fans begeistert. Die Tour mit Grave Digger war schon sehr geil. Bei unserer eigenen Tour habe ich jetzt im Vorfeld schon unendlich viel zu organisieren, aber na ja was will man machen. Ich hoffe auf jeden Fall, dass unsere Fans uns ordentlich unterstützen und dass diese Tour erfolgreich wird. Ich freu mich auf jeden Fall schon sehr darauf. Da die meisten Konzerte in kleinen Clubs stattfinden wird das sicherlich eine sehr geile Party werden. Das Highlight wird dann unsere Release Party am 24. März in Coesfeld. Da werden wir zwei Stunden alte und neue Songs zum Besten geben. Natürlich haben wir uns dafür auch einiges an Überraschungen ausgedacht, das wird fein.
F-R.:
Bei uns gibt es immer eine Pleiten, Pech und Pannen Frage. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Sven:
Beim Abschlusskonzert der Grave Digger Tour sollten wir noch eine Zugabe spielen. Das ist völlig in die Hose gegangen da sich plötzlich mitten im Song alle Verstärker verabschiedet haben. Ha ha ha das war der Hammer, die gesamte Halle hat den Song dann fast allein weiter gesungen….und wir kamen uns ziemlich blöd vor… Ich glaube bis heute, dass die Crew dafür verantwortlich war aber wer weiß das schon…..
F-R.:
Da sind wir auch schon am Ende. Deine Schlussworte an eure Fans und unsere Leser sind jetzt angesagt.
Sven:
Ich möchte mich erstmal bei allen Wizard Fans für den Jahre langen Support bedanken und hoffe sehr, dass wir uns im März sehen! Für all die Leser die uns noch nicht kennen, testet „Goochan“ an, Ihr werdet es nicht bereuen.
Vielen Dank auch an Dich Mike!
Mehr Infos über uns und der anstehenden Tour findet ihr auf www.legion-of-doom.de oder besucht mich bei www.myspace.com/svendanna .
Heavy Metal will never die….
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto by Jochen van Eden
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