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SUBWAY TO SALLY - Darmstadt, Telekom

 

12.03.2014 T-Online Special Akustik Set
Interviewpartner: Simon Michael (drums, percussion)

Homepage:
Subway To Sally

>Link< zum Artikel/Video des Abends

Am Mittwoch den 12.03. überraschten SUBWAY TO SALLY in Kooperation mit T-Online mit einer genauso außergewöhnlichen wie auch coolen und nachahmenswerten Aktion: Es wurden 5x2 Tickets verlost, um bei einem Exklusiven Mini-Akustik-Konzert von einem Teil der Band beizuwohnen. In einem kleinen Raum, in dem wirklich nur Platz für die Bühne, zehn Stühle für die Gäste sowie ein paar Kameras und Personal übrig war, fanden sich vier der sieben Musiker (Frau Schmitt, Ingo Hampf, Eric Fish, Simon Michael) von SUBWAY TO SALLY überaus gut gelaunt ein, um dieses Mini Konzert in intimer Atmosphäre zu spielen und sich danach noch ein paar Fragen den Fans zu stellen.
Los ging es mit dem nagelneuen Song „Im Weidengarten“, der auf dem kommenden Album „Mitgift“ erscheinen wird. Natürlich ist es immer schwierig, sich voll und ganz auf noch nie gehörte Songs einzulassen, zumal dieser ja auch extra nur für den heutigen Tag in ein Akustisches Korsett gepackt wurde. Danach aber kam Gänsehaut auf, denn mit dem „Seemannslied“ ist der Potsdamer Band wirklich ein überaus intensives Stück gelungen, das akustisch in keinster Weise etwas von seiner Intensität einbüßt. Während Simon als Taktgeber am Abend auch die Zweitstimme übernahm (und dies auch richtig passend und gut), half Sänger Eric dafür bei „Minne“ mit einem Blasinstrument aus (Flöte?, mittelalterliche Oboe?) und mit einem reinen Instrumental von Ingo an der Laute war dann das kurze Set auch leider schon vorbei.
Weiter ging es mit der kleinen Fragerunde und direkt bei der ersten Frage waren sich die vier auch schon einig: „Julia und die Räuber“ sei nun mal kein Song mehr, den man an sich gerne spielen würde, bei dem aber dann eben die gute Laune vom Publikum anstecken würde und man somit dennoch an dem ca. 2000 mal gespielten Song habe. Frau Schmitt indes nannte noch einen weiteren Song, den sie persönlich nicht so möge: „Falscher Heiland“. Da sie fragende Blicke von Eric erhielt, klärte sie aber auch direkt auf, dass es für sie einfach langweilig wäre, da sie bei dem Song immer nur im selben Takt ein und denselben Akkord spielen müsse.
Ein paar weitere Fragen und deren Antworten erhielten sinngemäß auch Teile des Interviews, das ihr im Anschluss lesen könnt und das ich vor dem Set mit Schlagzeuger Simon führen konnte.
Zum Abschluss erklärte Ingo noch kurz auf die Frage von Frau Schmitt hin, aus welcher Epoche seine Laute stamme, was die Besonderheit an dieser seie, den Unterschied zu einer Gitarre und erklärte mit kurz angerissener Selbstverständlichkeit noch ein paar musikalische Theorien, bei denen sogar Eric irgendwann nur noch scherzent meinte „Das klingt ja so, als ob es jeder könne“. Und dabei merkte doch jeder Anwesende, welch fachliches Wissen der Hauptsongwriter der Band wohl inne hat, dies aber mit einer Bescheidenheit und Beiläufigkeit abtat, die ihn einfach nur sympathisch wirken ließ.
Danach gab es dann eine kleine Fotorunde mit und ohne Fans, einen kleinen Imbiss, Autogramme wurden verteilt und Smalltalk gehalten und als Eric dann endlich auch etwas trinken wollte, gab es leider kein Bier mehr für den Sänger.
Tolle Aktion für die Fans, für alle Nichtanwesenden dürfte aber das Minikonzert bald bei T-Online zu bestaunen sein und man kann nur hoffen, dass solche Aktionen als kleiner Appetizer für ein anstehendes Album oder eine Tour von anderen Bands auch aufgegriffen und wiederholt werden. Tolle Aktion aller Beteiligten!
Und nun noch das Interview mit SUBWAY TO SALLY Schlagzeuger Simon Michael:

FFM-Rock:
Hi, wie geht’s dir?

Simon Michael:
Ja, gut danke.

FFM-Rock:
Wie kam es eigentlich zu dieser ungewöhnlichen Veranstaltung hier heute Abend?

Simon Michael:
Also die Veranstaltung heute Abend wird auf T-online.de übertragen, wir spielen hier 3 oder 4 Songs akustisch und im Zuge des neuen Albums haben wir davon auch einen neuen Titel mit dabei. Das ist eine kleine exklusive Veranstaltung, da haben zehn Fans Karten gewonnen und können uns quasi ganz intim erleben und im Anschluss noch ein paar Fragen stellen. Und wer nicht das Glück hatte zu gewinnen, der kann sich das dann bei T-Online anschauen.

FFM-Rock:
Ja coole Idee. Ich selbst habe jetzt leider das neue Album noch nicht hören können, habe aber erfahren, dass dort mehr elektronische Sachen bzw. Spielereien enthalten sein sollen. Es gab ja von zwei Songs des letzten Albums „Schwarz in Schwarz“ zwei Remixes auf einer Maxi-Single. Seid ihr davon beeinflusst worden?

Simon Michael:
Nein, eigentlich nicht. Die Inspiration kam daher, dass wir uns sehr viel mit moderner Musik beschäftigt haben. Elektronischer Musik eben. Und da gibt es sehr sehr viele junge Künstler, die größtenteils auch im Internet ihre Werke veröffentlichen. Unser Gitarrist der Simon hat sich da nächtelang durch hunderte Künstler durchgehört, hat Inspiration gesammelt und hat dann festgestellt, dass diese Musik gar nicht so weit von dem entfernt ist, was wir machen. Bloß mit anderen Mitteln eben umgesetzt. Und so kam die Idee, diese Welt mit unserer zu verbinden, also mit mittelalterlichen Instrumenten und elektronischen Gitarren.
Man darf sich das aber auch nicht so vorstellen, dass jetzt die neue Platte so komplett anders klingt. Wir haben uns da eher für die Songstrukturen oder für bestimmte Riffs inspirieren lassen. Wir haben versucht, das mit unseren Instrumenten umzusetzen, haben aber trotzdem noch einen Produzenten hinzugezogen der auch ein Experte für moderne Musik ist.

FFM-Rock:
Es gab ja auch schon mal solche Passagen, wenn ich da an die Stelle zwischen Refrain und Strophe bei „Kleid aus Rosen“ denke…

Simon Michael:
Ja, du hast vollkommen Recht. Es gab schon mal ne Phase der Band, wo auch mit Elektronik Beats usw. experimentiert wurde. Allerdings nicht mit der Konsequenz wie auf dem neuen Album.
Was noch dazu kommt, wir haben ja ein textliches Konzept auf dem Album. Es geht da um reale Verbrechen, Mordfälle, und das hängt das musikalische und das textliche Konzept sehr zusammen.

FFM-Rock:
Ich hatte von diesem Konzept schon gelesen, allerdings waren da nur 4 oder 5 Fälle beleuchtet. Ich gehe aber mal davon aus, dass jeder Song eine einzelne wahre Geschichte hat?

Simon Michael:
Ja, es gibt zwei Songs, deren Vorbild eine Mörderballade war. Es gibt dieses Genre in der Popmusik, das gibt’s schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts und da gibt es bestimmte Themen die sich verselbstständigt haben. Geschichten teilweise aus dem 17. Jahrhundert, die dann auch zu Legenden und Sagen wurden. Die haben aber alle auch einen realen Hintergrund und es gibt in der Special Edition der CD die „Akte Mitgift“. Das ist ein Extra Heft, wo die ganzen Hintergründe beleuchtet werden und da gibt es sogar noch einen QR Code den man mit seinem Smartphone o.ä. abscannen kann und dort wird man auf ein Video verlinkt, wo die Kriminalpsychologin Lydia Benecke noch was zu den Hintergründen erzählt.

FFM-Rock:
Eigentlich ist es ja so, dass ihr einen Hauptsongwriter, den Ingo, und einen Haupttexter, Bodenski, habt. Meine Frage wäre, in wie fern ihr als restliche Bandmitglieder noch Einfluss oder Input ins Songwriting gebt. Kriegt ihr alles vorgegeben oder bekommt ihr eher die Grundstruktur und jeder kann noch seinen Input liefern?

Simon Michael:
Ja, es gibt schon noch mehrere Leute die komponisatorisch und textlich was beisteuern. Wir haben diesmal auch alleine aufgenommen und keinen externen Produzenten dafür hinzugezogen. Also langweilig wird in der Band niemandem (lacht).

FFM-Rock:
Ursprünglich sollte das Interview zwar mit Eric stattfinden (und das nach dem Konzert, da sich der Beginn aber durch einen Stau, in dem Eric Fish steckte, verzögerte, nutzten wir die Zeit und führten das Interview vor dem Konzert), aber vielleicht kannst du ja trotzdem was zu sagen, auch wenn du bei den Anfangstagen noch nicht dabei warst. Die ersten Songs von SUBWAY waren ja noch in Englisch und ich wollte fragen, wieso damals eigentlich der Wechsel zu deutschen Texten kam.

Simon Michael:
Naja, wenn man einen studierten Germanisten in der Band hat, der super Texte schreibt, wieso sollte man dann noch auf Englisch singen? Es war damals auch so eine Selbstfindungsphase. Man ist als Musiker zuerst mal immer der Meinung, dass man in Englisch singen muss. Das Selbstbewusstsein hat sich eben auch erst in den Anfangsjahren der Band entwickelt und man hat auch gemerkt, dass man in Deutsch auch qualitativ hochwertiger arbeiten kann. SUBWAY hatten da ja auch durchaus mit ein paar anderen Bands ne Vorreiter Rolle gehabt. Deutschsprachige harte Musik gibt’s ja noch nicht so lange.

FFM-Rock:
Dementsprechend gibt’s aber wahrscheinlich keine Pläne, davon in der Zukunft abzuweichen?

Simon Michael:
Doch. Wir haben tatsächlich, weil wir so überzeugt sind von unserem neuen Album, Pläne, dieses noch mal in Englisch aufzunehmen. (Eric fügte noch auf eine ähnliche Frage nach dem Konzert hinzu, dass auch diverse Ausländer im Musikbuisness die Band ebenfalls darauf angesprochen habe und somit zur Idee beigetragen habe – Anmerkung des Verfassers).
Es ist eben Fluch und Segen zugleich. Du verschließt dir eben viele Türen, wenn du deutsch singst.

FFM-Rock:
Das wäre auch meine nächste Frage gewesen: Wie sieht es denn im Ausland für euch aus? Die Regel ist ja eben, mit Ausnahme von ein paar Bands wie RAMMSTEIN, dass deutschsprachige Rockbands auch eben nur im deutschsprachigen Raum Erfolgreich sind.

Simon Michael:
Das ist tatsächlich so. Und RAMMSTEIN ist auch wirklich solch ein Phänomen, die als Band ausgesprochen erfolgreich im Ausland ankommt. Ich glaube RAMMSTEIN sind auch deswegen so erfolgreich, weil sie eben genau das Sinnbild des Deutschen verkörpern.

FFM-Rock:
Ja, eben mit Textpassage die „Links, zwo, drei, vier“ oder „Sauerkraut“ enthalten. Gibt es denn aber dennoch Länder, in denen ihr auch Alben verkauft, wo es vielleicht noch nicht reicht eine Tour zu fahren, aber…

Simon Michael:
Ja, es gab mal so Versuche. Wir haben mal ne Tournee in China gespielt, wir waren in Spanien, USA, Mexico und diversen anderen Ländern noch. Aber es ist extrem schwierig. Das größte Problem ist, das du diese Band nicht einfach in ein Flugzeug setzen kannst und dir mal eben in Madrid oder in Rom beim Instrumentenverleih dein Instrumentarium leihen kannst. Mal eben ne Drehleiher leihen oder Ingo spielt ja auch viele Sonderanfertigungen bei Gitarren. Das kriegst du im Ausland nicht so einfach her und dadurch werden die Produktionskosten einfach extrem teuer und das macht diese Band im Ausland fast schon unbuchbar.

FFM-Rock:
Wenn ihr ein Album rausbringt, habt ihr eine normale Tournee, dann spielt ihr die Sommerfestivals und dann kommen im Winter noch die eisheiligen Nächte dazu. Ihr seid ständig unterwegs. Ist es irgendwann schwierig, die Motivation für einen Livegig noch aufzubringen?

Simon Michael:
Nee, überhaupt nicht. Wir spielen auch viel weniger als früher. Ich erinner mich, als ich eingestiegen bin, vor neun oder zehn Jahren, da hatten wir 80 Termine im Jahr gehabt. Jetzt sind es so ungefähr 30 oder 40. Und motivieren muss man sich da gar nicht, weil wir lieben das einfach. Wir leben dafür, auf die Bühne zu gehen und wir freuen uns darauf immer. Wir sind gerade in der Tourvorbereitung, wir proben sehr viel und intensiv und wenn dann die ersten Shows gespielt sind und die Anspannung abfällt, man sieht das alles funktioniert und dann kann man das voll genießen.

FFM-Rock:
Du selber kommst ja aus dem Frankenland, der Rest eher aus den neueren Bundesländern. Wo habt ihr euren Proberaum?

Simon Michael:
In Potsdam. Wobei es gibt mittlerweile so zwei Headquaters in der Band. Das eine eben in Potsdam und das andere ist tatsächlich bei mir im Frankenland, weil da mein Studio ist. Oh, hab gerade gesehn Eric ist gekommen.

FFM-Rock:
OK, dann schnell. Was hättest du für einen Beruf gewählt, wenn du nicht Drummer bei SUBWAY TO SALLY geworden wärst?

Simon Michael:
Die Frage hab ich mir auch schon gestellt. Ich stell mir auch jedes Mal die Frage, was für nen Beruf ich wähle, wenn ich mal nicht mehr Drummer bei SUBWAY TO SALLY bin. Ich weiß es nicht! Also wahrscheinlich hätte ich Richtstättenarchäologie studiert.

FFM-Rock:
Was hörst du aktuell für Musik?

Simon Michael:
Ganz verschieden. Wir haben jetzt aufem Weg hierher die neue HALESTORM Platte gehört und die letzte Platte von LION. Ich höre in der Tat auch viel Metal und auch viel aus unserem Bereich, aus dem Mittelalter inspirierte Musik. Aber auch ganz quer Beet, Klassik z.B.

FFM-Rock:
Ok und zum Abschluss noch 5 All Time Faves in Platten.

Simon Michael:
NIRVANA „Nevermind“, unglaubliche Produktion, unglaubliche Platte. Dann „Comalies“ von LACUNA COIL, für mich auch eines DER Alben. „Appetite For Destruction“ von GUNS N ROSES, „All That Remains“ von ALTER BRIDGE und dann brauch ich noch en fünften. Dann würd ich wahrscheinlich en Filmsoundtrack nehmen. Da bin ich mir unschlüssig, es gibt so viele schöne Filmmusiken. Zum Beispiel der Sountrack von „Die fabelhafte Welt der Ammelie“. Oder von „The Corpsebride“ von Danny Elfman.

FFM-Rock:
Ja, dann vielen Dank für das Interview!

Simon Michael:
Ja, danke dir, wir sehn uns ja gleich drin.