SQUEALER



Phoner vom 11.01.14
Interviewpartner: Lars Döring (git., 1. v. li.)

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SQUEALER

 

"Back to the roots" heißt es für die hessische Metal-Band SQUEALER bei ausgewählten Konzerten im Jahr 2014: Anlässlich ihres 30. Bandjubiläums wartet die Thrash-Legende aus Oberhessen mit einer speziellen Show auf, die Fans der ersten Stunde die Tränen in die Augen treiben wird. Songs, die die Metal-Institution schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr live gespielt hat, gehören genauso zum Programm wie einige Perlen, die noch nie live erklangen. Und natürlich präsentieren die Jungs aus Romrod und der Schwalm 2014 auch neue Stücke, denn sich auf dem Allerwertesten auszuruhen war noch nie Sache der Musiker, die im Verlauf ihrer Karriere ebenso außergewöhnliche Höhepunkte wie absolute Tiefschläge erlebten. Das erste Konzert im neuen Jahr steht am Samstag, 18. Januar, 20 Uhr, im "Sägewerk" in Neukirchen an. Mit dabei: Die Schwälmer Urgesteine "Oppressor" und die Main-Kinzig-Thrasher "Odium".

Alex Schopbach sprach zum Jahresauftakt mit Gitarrist Lars Döring, der seit 1989 bei "Squealer" spielt.

Alex:
Lars, Ihr kündigt für 2014 spezielle Shows an. Kannst Du schon ein paar Besonderheiten verraten?

Lars:
Nun, wir haben einige alte Songs angepackt, die wir vermutlich Mitte der 1990er Jahre zuletzt im Set hatten. Einen der alten Tracks haben wir, glaube ich, noch nie live gespielt. Durch das große Repertoire haben wir natürlich ordentlich Auswahl und durch die Besetzungswechsel kam es immer mal wieder dazu, dass einige Songs aus dem Programm flogen, weil sie dem ein oder anderen nicht lagen oder sie eben nicht in die momentane Stimmung passten. Es gibt immer noch Lücken, die wir in den nächsten Wochen schließen werden.

Alex:
Welche Maßstäbe habt Ihr bei der Auswahl der Stücke für die 30. Anniversary-Konzerte angelegt?

Lars:
Wir hatten nicht unbedingt die Ambition bis in das Jahr 1984 zurückzugehen. SQUEALER  war damals songtechnisch schon gut am Start, aber einige Jahre später wurde ein zweites Demo veröffentlich und kurz danach erschien die EP „Human Traces“. Die Songs aus dieser Zeit klingen für mich heute noch klasse und es macht einfach Spaß diese Stücke zu spielen. Da beginnt die eigentliche Metal-History von SQUEALER. Hier haben wir angesetzt. Es ist uns aber wichtig, auf unseren Konzerten auch unser aktuelles Schaffen zu zeigen, denn SQUEALER existiert nicht nur in der Vergangenheit, sondern erlebt gerade wieder eine neue Blüte. Wir sind da, wir haben Neues in der Mangel..

Alex:
Wie hat es sich für Dich angefühlt, als Ihr die alten Stücke erstmals wieder im Proberaum gespielt habt?

Lars:
Viele glauben ja, wenn du die Songs einmal kannst, dann sitzen die für immer. Im Prinzip ist das auch so aber von ganz alleine kommt es nicht. Da ist einfach Arbeit angesagt. Wenn es dann aber wieder rund läuft, ist es wirklich mit viel Spaß verbunden. Man darf auch eines nicht vergessen, ich bin im Prinzip der einzige in der Band, der die alten Zeiten als Bandmitglied miterlebt hat, da steht größtenteils eine andere Mannschaft im Proberaum. Schiel kam erst 1995 in die Band. Der Rest der Band mag die Songs aber auch sehr und es gibt Einigkeit über die Songauswahl. Große Emotionen werden wieder aufkommen, wenn das Publikum mitfeiert.

Alex:
Bringt Ihr sie so original wie möglich, oder passt Ihr sie mitunter dem heutigen Squealer-Sound an?

Lars:
Die Songs werden so gespielt, wie sie gedacht und aufgenommen sind. Da wird nichts umarrangiert oder so.

Alex:
Das tragischste Ereignis in Eurer Karriere - und dazu noch auf deren Höhepunkt - zwar 2005 zweifellos der Unfalltod des Bandgründers und Sängers Henner. Für Fans ist es schön, dass Ihr die Erinnerung an ihn hochhaltet. Was geht Dir durch den Kopf, wenn Du die alten Songs, die er gesungen hat, heute spielst?

Lars:
Damals war ich wirklich sehr geschockt und ich habe bestimmt ein Jahr gebraucht, um die Worte „Tod“ und „Henner in einem Satz auszusprechen. Inzwischen ist aber so viel Zeit vergangen und so viel anderes passiert, dass ich emotional nicht mehr sehr viel damit in Verbindung bringe. Es sei mir verziehen. Der Fokus richtet sich nach vorne. Ich denke, es ist toll, dass die Songs für die er mit verantwortlich ist, weiter leben und Freude bereiten. Da wäre er sicherlich stolz drauf.

Alex:
Henner wäre stolz auf Euch, hat er sein Label AFM Records doch nach vorne gebracht, um SQUEALER nach vorne zu bringen. Das und Eure außergewöhnliche Musikalität hat Euch unter anderem eine Einladung von JUDAS PRIEST eingebracht, sie auf ihrer Europatournee zu begleiten. Wie war das damals?

Lars:
Henner hatte einen guten Draht zum französischen Veranstalter im Elysee Montmatre und der wollte für Priest gerne eine Vorband haben. PRIEST war damals komischerweise ohne Support unterwegs. Diese eine Veranstaltung in Paris war zunächst schnell unter Dach und Fach und irgendwie kam wohl das Tourmanagement da drauf, dass wir die Deutschlandshows doch auch supporten könnten. Das ergab sich aber erst zwei Wochen vor dem Tourstart! Henner musste also ganz schnell einen Bus, Anhänger und entsprechende Hotelübernachtungen organisieren, denn ein Nightliner stand kurzfristig nicht zur Verfügung. Der Rest der Band hat schnell Urlaub eingereicht und schon ging´s los. Wir hatten guten Zuspruch von JUDAS PRIEST und wurden von der Mannschaft bestens behandelt. Das Publikum mussten wir uns erspielen, denn niemand wusste, wer da den Support abgibt, schließlich kamen wir nicht mehr in die Promo. Das lief aber sehr gut.

Alex:
Was zählt zu den weiteren bisherigen Höhepunkten, die Du mit SQUEALER erlebt hast?

Lars:
Natürlich die Tour mit JUDAS PRIEST und insbesondere die nette Begrüßung von K.K. Downing in Paris. So was vergisst man nicht, der gehört schließlich zu den persönlichen Heroen. Des Weiteren natürlich die Auftritte auf dem Wacken Open Air, dem Summer Breeze oder dem Sweden Rock Festival, sowie diverse Begegnung mit Bands und Persönlichkeiten wie MOTÖRHEAD, DORO, ICED EARTH, GAMMA RAY, TANKARD, EDGUY, Mike Terrana usw.

Alex:
Was treibt Euch an und motiviert Euch, immer wieder weiter zu machen?

Lars:
Von Zeit zu Zeit öffnen sich die Pforten und es schweben musikalische Eingebungen herein. Die werden dann vervollständigt und es entstehen Songs. Wenn ich mir das Repertoire von SQUEALER so durchhöre meine ich, diese Songs haben es verdient unter das Volk gebracht zu werden. Wir möchten Songs kreieren, aufnehmen und veröffentlichen. Wenn ich daran denke, ich hätte einige großartige Riffs auf Lager und die würde niemand zu hören bekommen, dann würde mich das deprimieren. Also wird weitergemacht, bis es irgendwann aus irgendwelchen Umständen nicht mehr geht und es einfach aufhört.

Alex:
Wenn Du nach vorne schaust: Was sind Eure Ziele in 2014? Und denkt Ihr vielleicht auch schon etwas weiter?

Lars:
Zunächst wollen wir unsere Bühnenpräsenz erhöhen. Außerdem liegt seit Jahren jede Menge Material auf Halde und das soll unbedingt angegangen werden. Da muss Gesang drauf und das muss natürlich mit der Band geprobt und verfeinert werden. Anschließend folgen natürlich die Studioaufnahmen und die Veröffentlichung. Das versprechen wir den Fans schon seit einiger Zeit und das Versprechen wollen wir auch halten. Unsere Verbindung zu AFM-Records wird sich verändern und auch da soll angepackt werden.

Alex:
Was macht den Gig am 18. Januar eigentlich so besonders? Wir haben gehört, das 30. Bandjubiläum alleine ist es nicht.

Lars:
Nein, wie schon erwähnt bedeutet „One Night at the Frantic“ nicht, dass wir ein komplettes Bühnenprogramm von vor 20 Jahren liefern. Es geht auch um das Wiedersehen mit OPPRESSOR, die damals mit und ohne SQUEALER einige Shows dort gespielt haben und die es ja eigentlich schon lange nicht mehr gibt. Wir haben es geschafft, dass sich die Jungs in einen Proberaum begeben haben und ihr altes Set wieder aufleben lassen, zumindest für diesen Gig. Mehr ist diesbezüglich nicht bekannt, könnte also eine einmalige Gelegenheit werden. Mit dabei sind ODIUM, die nun auch schon seit 20 Jahren unterwegs sind und gut ins Line Up passen.

Alex: Kannst Du bitte abschließend noch kurz die aktuelle SQUEALER-Besetzung vorstellen?

Lars:
Nun, wie schon seit vielen Jahren Michael Schiel und ich an den Gitarren. Michael ist ein hervorragender Gitarrist und aufgrund seiner musikalischen Ausbildung immer wieder hilfreich. Außerdem kann man sagen, dass er mit mir zusammen die Richtung der Band vorgibt. Die Drums bedient Maik Goß, der aus der Region stammt, mittlerweile aber seine Brötchen als Drum-Lehrer in Frankfurt verdient. Manuel Roth am Bass stammt wie ich aus dem wunderschönen Vogelsberg und kam erst kürzlich in die Band. Er war lange bei MINDREAPER aktiv. Für den Gesang verantwortlich nun auch schon seit einigen Jahren ist Norbert Vornam. Er wird aber aus persönlichen Gründen die Band verlassen und wir präsentieren am 18. Januar unseren neuen Vokalisten. Ihr dürft also gespannt sein.

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Alex Schopbach von Metal-Breakfast für FFM-Rock                                Foto by Squealer