MYSTIC PROPHECY


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Phoner vom 07.02.06
Interviewpartner: Roberto Dimitri "Lia" Liapakis (voc.)

Homepage:
www.mysticprophecy.com

FFM-Rock:
Hi Lia,  zunächst einmal danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Im Hause „Mystic Prophecy“ ist in den vergangenen Monaten viel passiert, was es jetzt aufzuklären gilt. Fangen wir mal bei dem aktuellen Line Up an. Die letzten Live-Shows, wie das „Metal Inside Festival“ und in der Bochumer „Matrix“ wurden mit einer neuen Besetzung gespielt. Kannst du da mal etwas Licht ins Dunkel bringen – wer sind deine neuen Mitstreiter?

Lia:
Meine neuen Mitstreiter sind Ex-„Headstone Epitaph“-Gitarrist Martin Grimm, dann „Symphorce“-Gitarrist Markus Pohl und „Sacred Steel“-Schlagzeuger Matthias Straub.

FFM-Rock:
Gibt es für Gus’ und Dennis’ Abgang eigentlich eine nähere Erklärung?

Lia:
Die Erklärung ist halt so: Gus wollte sich konzentrieren auf „Firewind“. Er hat ja in der letzten Zeit seinen Sänger und seinen Schlagzeuger verloren, aus welchen Gründen auch immer. Klar, er war noch dabei mit „Nightrage“. Kurioserweise hat er gemeint: Ja, er hat keine Zeit mehr, vielleicht schafft er es aber noch bis zum Studiotermin … Aber ich kann mich auf so was nicht verlassen. Und ich bin auch kein Typ, der sich auf andere Leute festnagelt und wartet, wann die mal können. Dann kann auch die Band weitergehen, denn das ist auch nicht fair den anderen gegenüber. Ich habe mich langsam schlau gemacht, weil ich geahnt habe, was passiert. Dann ist kurioserweise Gus noch mit „Arch Enemy“ auf Tour gegangen, obwohl er sich für „Firewind“ interessieren wollte und dann war das Chaos perfekt und ich habe mir gedacht: Nee, ich muss mich nach anderen Musikern umschauen. Darum auch dieser Wechsel. Wir sind mit Gus auch noch fette Freunde. Uns verbindet nicht nur das Musikalische, sondern auch eine fette Freundschaft. Er ist ein brutal lieber Kerl, er ist sehr talentiert und ich bin bestimmt nicht der Typ, der ihm Steine vor die Füße legt und Stress macht, an die Presse rausgehe und irgendeinen Bullshit erzähle, weshalb und wieso. Er ist gegangen, um sich seiner eigenen Band zu widmen und das akzeptiere ich voll und ganz. Mystic Prophecy macht weiter, denn es gibt auch immer ein Leben danach. Jeder Mensch ist ersetzbar. Und es geht ja um die Musik und nicht um Einzelpersonen. Ich glaube, die Leute wollen eine Band hören und gute Musik und wenn das passt, dann ist es egal, wer in einer Band spielt. Ob das der Pabst ist oder weiß der Geier was, Michael Jackson, scheißegal. Hauptsache, die Musik passt und den Leuten gefällt’s. Und ich finde, dass die Scheibe richtig Arsch kickt – auf jeden Fall, von den Arrangements her, von den Songs her, vom Allgemeinen. Und vor allem: Es klingt immer noch nach Mystic Prophecy.

FFM-Rock:
Richtig und das ist jetzt auch meine nächste Frage: Auch wenn ich ein Fan von Gus’ Gitarrenarbeit bin, muss ich doch sagen, dass Martin und Markus seinen Abgang gut kompensiert haben. Das gilt natürlich ebenso für Matthias. Im Großen und Ganzen bleibt ihr auf der starken „Savage Souls“ der Linie eurer ersten drei Alben treu. Bist du eigentlich noch immer hauptverantwortlich für das Songwriting oder sind die drei Neuen vielleicht auch für die bei einigen Songs entstandene härtere, ja fast schon thrashige Gangart mitverantwortlich?

Lia:
Natürlich. Die Hälfte der Songs habe ich angefangen mit dem Martin (Albrecht, b.), danach haben wir weitere Songs gemacht mit dem Martin Grimm und dem Markus. Matthias ist erst später in die Band eingestiegen – als wir schon 10 Songs gehabt haben oder so. Der Matthias ist eigentlich eingestiegen, als die Songs schon fertig waren. Er kam quasi ein paar Monate vor dem Studiotermin rein. Aber ich war noch nie so drauf, dass ich sage: Ich mache die Songs selber und einen auf „Song-Diktatur“. Ich bin halt derjenige, der dann das letzte Wort hat, ob das und das bleibt oder den Song arrangiert oder weiß der Geier was. Es kann jeder mit seinen Ideen kommen und die Jungs sind mit einem Haufen Ideen gekommen und das hat sich halt alles zusammen gefügt. Und ganz ehrlich gesagt: Es war viel passiert in der letzten Zeit, eine Mega-Wut im Bauch gehabt und allgemein ein Stress, neue Leute zu finden und alles mögliche. Das hat sich auch alles in dieser Scheibe entfaltet. Daher auch die Aggressivität und das ganze Zeug. Auf jeden Fall ist das Songwriting bei dieser Scheibe ein Teil von jedem Mitglied der Band. Von wegen allein. Wenn man bedenkt, dass die Leute vier Monate dabei waren und dann so eine Scheibe rausbringen, das heißt: das die Chemie unter uns megagut passt. Und das Wichtigste ist: Seien wir mal ehrlich – Gus ist natürlich ein talentierter Gitarrero, da gibt es gar nichts zu sagen, aber Markus Pohl und Grimm sind kein Dreck weniger megafett drauf. Das beweisen sie ja auch auf der Scheibe. Genauso Matthias: Er ist ein begnadeter Killer-Schlagzeuger. Man merkt, dass er nicht nur die andere Seite vom Metal spielen kann, wie jetzt „Sacred Steel“, diese Tourseite, sondern auch ein bisschen komplizierter. Mystic Prophecy ist nicht unbedingt die gleiche Art wie Sacred Steel. Wir fahren schon eine ganz andere Schiene, finde ich, vom Stil her.

FFM-Rock:
Abschließend jetzt zu Gus und Dennis: Haben die eigentlich mit „Savage Souls“ noch irgendwas zu tun gehabt?

Lia:
Nee, nichts mehr. Null.

FFM-Rock:
Produziert wurde „Savage Souls“ wieder von dir in deinem eigenen Studio. Gemischt hat diesmal Fredrik Nordström,  mit dem z. B. auch Hammerfall und In Flames arbeiten. Wieso hast du dich diesmal für ihn entschieden?

Lia:
Wenn man mal alle Alben von Mystic Prophecy hört, hat jedes seine eigene Identität vom Sound her. Ich bin nie der, der immer auf die sichere Tour fährt, also ja nichts falsch machen, machen wir mal dieses oder machen wir mal das und das und immer wieder gleich, sondern ich habe mir gedacht: O. K., Fredrik Nordström ist ein sehr erfahrener Mensch, allgemein vom Produktionsmäßigen her und Tapetenwechsel ist nun mal nicht schlecht. Man muss sich nicht festnageln. Ich bin auch kein Musiker, der so ein bestimmtes Ego trägt und bin bestimmt auch einer, der mal seinen eigenen Schatten überspringt und sagt: Hey, probier mal was anderes aus, das tut dir vielleicht gut. Ich habe meine Vorstellung gehabt, wir sind nach Schweden geflogen und haben mit Fredrik das Ding zusammen gemischt. Ich habe eine bestimmte Vorstellung gehabt. Weil Fredrik ja seinen Stil hat, was seine Produktion in die Kommerzialität reinschraubt und alles mögliche. Und das wollte ich eben nicht haben. Ich wollte schon einen bestimmten Sound haben, nur halt durch seine Hände veredeln lassen. Das ist wahrscheinlich der springende Punkt. Schau her: Es klingt einfach ganz anders als die vorige und die vorige klingt auch wieder ganz anders als die „Regressus“ und das finde ich das Interessante bei der Band. Mystic Prophecy hat, finde ich, allgemein eine bestimmte Duftnote als Metalband. Wir spielen nicht dieses „Tralala-Metal“, dieses fröhliche. In unserer Welt ist auch nicht unbedingt alles fröhlich. Ich sage mal: Dieses Hammerfall oder die fröhliche Seite von Metalbands, das machen schon andere vor uns und das machen sie viel besser. Da müssen wir nicht den gleichen Scheiß machen.

FFM-Rock:
Gute Einstellung.


Lia:
Das brauchen die Leute nicht. Oder vor allem ich – ich muss nicht unbedingt die 550. Hammerfall- oder Helloween-Kopie sein. Eigenständigkeit ist manchmal mehr.

FFM-Rock:
Auf den Covers eurer letzten drei Alben ist augenscheinlich immer der gleiche Schädel zu sehen. Ist das so eine Art Trademark, die da entstehen soll, wie Eddie bei Maiden?

Lia:
Ja, das ist unser Mönch, genau. Und dieser Mönch ändert immer seine Gesichter. Das kommt immer auf die Art oder die Bedeutung des Songs an. Das ist immer diese Person, die man sieht, aber drumherum ist sehr viel anders gemalt oder viel Zeug versteckt in den Covers. Wenn man ganz genau hinschaut, dann kriegt man viel mehr raus als nur ein Standart-Cover, bei dem einfach was in der Mitte steht, ohne Bedeutung. Das hat alles schon eine Bedeutung. Viele sagen vielleicht: Immer der gleiche Typ. Aber das stimmt nicht. Der Typ trägt immer ein anderes Gesicht und seine Umgebung, genauso wie unsere Umgebung als Menschen sich verändert, so ändert es sich bei ihm genauso. Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man total viel Zeug. Das hat halt auch was mit dem Titel von der Scheibe zu tun.

FFM-Rock:
Sprechen wir mal kurz euren Labelwechsel von Nuclear Blast zu Massacre an. Warum seid ihr nach nur zwei Alben weg von Nuclear Blast?

Lia:
Das war natürlich 2 + 1 = 3. Wir haben ja noch den Release gemacht von der „Vengeance“ Und seien wir mal ehrlich: Nuclear Blast ist halt ein riesen Label, hat über 100 Angestellte und haben natürlich ihre Vorstellungen. Sie stellen sich halt vor, wenn sie eine Band nehmen, dass sie dies und das verkaufen. Vielleicht … wir haben da noch mal drüber geredet, wir sollten ja unseren Vertrag erweitern oder nicht oder weiß der Geier was. Wir haben zusammen gehockt und sind eben nicht auf den grünen Zweig gekommen bzw. haben uns in der Mitte getroffen. Aus welchen Gründen auch immer. Ich will auch hier interviewmäßig weder das Label schlecht machen oder irgendwas, denn Nuclear Blast hat für uns sehr viel gemacht. Wenn ein Label uns etabliert hat, dass die Band bekannt wird, dann waren das sie mit ihrer geilen Arbeit und sie haben super Arbeit geliefert. Bloß mit den Jahren verschieben sich halt die Meinungen ein bisschen. Das Label stellt sich was anderes vor, die Band vielleicht wieder was anderes und so haben wir uns eben entschieden, zu einem anderen Label zu wechseln. Es waren mehrere Labels, die an uns interessiert waren und Massacre hat halt auch wirkliches Interesse, auch intern an der Band gezeigt. Nicht nur: Wir wollen euch haben, weil wir wissen, dass ihr das und das verkauft, für uns ist es eine gute Stückzahl – das natürlich auch – aber sie haben sich auch intern mehr um die Band gekümmert. Bis jetzt klappt’s einfach absolut. Wir sind auch super happy, weil die Scheibe - wie gesagt: „Rock Hard Soundcheck“ Platz 2, „Heavy oder was?!“ Platz 1 - … besser kann’s nicht laufen.

FFM-Rock:
Sagen wir: In der Presse läuft’s super. Wie viele andere Bands erscheint ihr mir aber in der Szene etwas zu unterbewertet. Hast du eine Erklärung dafür oder wie siehst du euren Status in der deutschen Szene jetzt selbst?

Lia:
Es ist so: Alle unsere Alben haben sich in Deutschland immer richtig gut verkauft. Das trügt. Wenn man denkt, dass die … Ich weiß jetzt nicht, welche anderen Bands du jetzt vielleicht noch im Kopf hast …

FFM-Rock:
Ich meine jetzt allgemein die Metal- und Power Metal Szene.


Lia:
Ich glaube jetzt nicht, dass kein Erfolg da ist. Es ist schon Erfolg da. Bloß es ist so, momentan gibt’s halt brutal viele Bands und den Kuchen müssen sich halt mehrere teilen. Wenn’s jetzt vor 15 Jahren 20-30 Releases gegeben hat im Monat, gibt’s jetzt 500. Und wenn 15 Bands jede von mir aus 100.000 im Jahr verkauft hat, verkauft dann jede nur 10.000, weil eben der Kuchen geteilt wird durch 500 Bands im Monat. Das wird halt immer schwieriger für die Bands und so wird sich halt untergeordnet und gesagt: Die Band verkauft die Stückzahl und ist halt eher im Underground oder so was. Aber der Underground ist sehr stark. Und er ist auch wieder im Kommen. Auf jeden Fall. Ich finde nicht unbedingt, dass wir unterbewertet sind. Und ich sage halt immer: Die Fans und die Leute entscheiden immer, wie weit eine Band kommt. Also nicht unbedingt immer die Band oder das Label oder die Werbung. Das hat damit glaube ich nichts zu tun. Manchmal ist es auch zum richtigen Zeitpunkt die richtige Scheibe, die richtige Promotion und dann geht’s auch ab oder so. Bei uns ist es halt so, O. K. wir liefern seit 4 Jahren 4 gute Scheiben und die Leute haben das mit der Zeit honoriert, weil die Verkaufszahlen auch von Scheibe zu Scheibe immer besser geworden sind. Und momentan ist es halt mit dem Brennen und dem ganzen Scheiß wirklich für die Bands richtig schwer geworden, überhaupt Scheiben zu verkaufen. Viele Veröffentlichungen plus die Brenn-Sachen etc. – das bringt eine Band und allgemein zum grübeln. Es ist nicht mehr so leicht.

FFM-Rock:
Da kämpft ihr wie viele andere auch. Kommen wir noch mal …

Lia:
Sorry. Es gibt viele geile Bands auf dem Markt, wo nie Fuß gefasst haben, z. B. Stygmata – diese Österreicher. Das ist eine begnadete geile Band. Die haben sich jetzt aufgelöst. Was haben die für geile Scheiben gebracht. Die Band hat’s nie, niemals geschafft, sich zu etablieren. Das war vielleicht noch nicht mal Schuld der Labels oder der Presse. Die Jungs haben gute Musik gemacht. Es entscheiden halt immer die Leute. Vielleicht hat die Leute vielleicht nicht unbedingt die Musik so interessiert.

FFM-Rock:
Du, ich muss dir aber auch ganz ehrlich sagen: Ich habe auch erst zwischen dem zweiten und dritten Album von euch zu Mystic Prophecy gefunden, weil ich vorher die Band einfach nicht kannte. Und ich meine – wir haben darüber gesprochen – wir sind nicht mehr die Jüngsten. Seit meinem 12. Lebensjahr höre ich Metal. Wie gesagt: Du kannst nicht alles kennen, auch selbst wenn du in der Szene arbeitest.


Lia:
Siehst du – das ist wieder dieser Kuchen. Es gibt nicht 10 Bands, nicht 20, es gibt pro Monat zig neue Bands, die rauskommen.

FFM-Rock:
Guck mal, jetzt habe ich euch im Oktober letzten Jahres das erste Mal überhaupt live gesehen … und das noch bei einem scheiß Sound … da habt ihr das noch gut hingekriegt.


Lia:
Das war unser erster Gig mit der Band und die Leute waren bloß ein paar Monate dabei. Was heißt Monate – die waren ein paar Wochen dabei. Der Matthias war 1 Woche dabei! 1 ½ ! Und das war für uns eigentlich ein sehr schlechter Gig. Im Nachhinein hat sich das alles wieder verbessert, denn das muss man ja mal sagen: Die Jungs sind auch alle Profis. Aber es war halt ein erster Gig und es war wirklich sehr schwer, weil wir vielleicht zweimal geprobt hatten.

FFM-Rock:
Das ist natürlich auch eine klasse Überleitung zu dem Auftritt Bochumer „Matrix“ im vergangenen Dezember. Den habt ihr bei einem Wiederholungskonzert auf DVD mitgeschnitten. Hat diesmal alles geklappt und in welcher Form wird das Material mal zu sehen sein?


Lia:
Ja, du weißt ja, was da passiert ist?! Mein Gott, O. K., jeder Mensch kann mal einen Fehler machen – was soll man auf den Kerl da einprügeln? Das war für uns halt ein halbes Desaster, denn wir haben kaum Zeit gehabt und sind ins Studio gegangen und haben uns eine Nacht überlegt: Was machen wir jetzt? Die Leute verarschen und einfach das Ding live einspielen bzw. im Studio noch mal einspielen? Das ist kein Livemitschnitt, das ist Verarschung gegenüber den Fans. Also haben wir gesagt: Entweder wir stampfen das Ding oder wir gehen nochmals auf die Bühne am 07. Januar, spielen das ein in der Gefahr, dass wir unseren VÖ in Gefahr bringen, dass die Scheibe nicht rauskommt. Wir sind dort am 07.01. raus und schau her: Es waren viel, viel mehr Leute dort als beim ersten Mal. Da hat sich wieder gezeigt: Wenn die Metalszene oder die Bands irgendwie in Not gerät, dass die Metalfans dann immer zusammenhalten. Das hat uns sehr viel gezeigt. Wir sind da auch dankbar, dass unsere Fans uns da so begleitet haben auf dem Video.

FFM-Rock:
Du sprichst jetzt das mögliche Verschieben des VÖ an. Kommt das DVD-Material mit auf eine Ltd. Edition?


Lia:
Ja klar, das ist ein Digibook.

FFM-Rock:
Ja gut, das war mir nicht bekannt. Das geht auch aus der Promo nicht hervor, weißt du.


Lia:
Es ist kein Digipack, sondern ein Digibook. Das ist Buch, ein sehr hochwertiges Buch und dann ist vorne die Scheibe und hinten ist die DVD von der „Matrix“ extra drauf plus Fotos plus Cover, wie das Cover entstanden ist, plus die ganzen Leute, die sich bei allen zwei Gigs auf der Webseite eingetragen haben, werden namentlich erwähnt und bedankt. Ja, weil – ey, ohne Fans ist eine Band gar nichts. Wenn man seine Fans vergisst, dann hat man verloren. DIE bringen dich dahin, wo du bist und keine anderen.

FFM-Rock:
Und das ist jetzt das Thema für die Fans. Ab Mitte März steht eine gemeinsame Tour mit Majesty an, bei der mir auffällt, dass die Gigs – zumindest das, was jetzt schon feststeht – nur an den Wochenenden stattfinden. Was ist der Grund dafür?


Lia:
Der Grund dafür ist: Überlege mal, wer geht Montag oder Dienstag oder weiß Gott wann unter der Woche zum Konzert. Zum Beispiel du heute – du sagst mir: Ich bin gerade vor einer Stunde heimgekommen, d. h. um sechs Uhr. D. h. wenn du auf eine Tour gehst, bist du um acht Uhr auf der Bühne. D. h. du, wenn du irgendwo hin musst und 30-40 km fahren musst, das wird knapp und du überlegst dir auch 4-5 Mal, ob du überhaupt hingehst oder nicht. Und darum wollen wir es den Leuten auch wieder einfacher machen und einfach sagen: O. K., wir fahren eine Low Budget Tour, da kostet der Eintritt 12,00 €, jedes Merchandise-Teil, egal was die Leute kaufen, zwischen 10,00 € und 12,00 €, nicht teurer – ob’s ein T-Shirt ist oder eine CD oder egal was. Und am Wochenende hat der eine oder andere auch wieder ein bisschen mehr Zeit und braucht sich nicht den Stress zu machen, kann von der Arbeit um 12.00 Uhr heimkommen oder so, sich Zeit lassen und konzentrieren für einen schönen Abend. Ansonsten unter der Woche ist das irgendwie zu stressig für die Leute. Außerdem ist das nur eine Warm Up Tour. Wir wollen uns im September / Oktober uns dann auf eine richtige zwei- bis dreiwöchige Tour einklinken, mit einem großen Headliner, damit wir auch im Ausland mehrere Gigs spielen können. Also auch für die Fans im Ausland. Das ist jetzt eher eine Warm Up Tour. Das sind Wochenend-Gigs, wo wir auch die Chance haben, den Leuten die Möglichkeit zu geben, auch uns mal zu sehen. Es gibt viele, die sagen: Unter der Woche … ich kenne zwar Mystic Prophecy oder Majesty … ja, aber das ist mir zu stressig heute. Aber am Wochenende, das weißt du ja selber, da bist du anders drauf, da hat der eine oder andere viel mehr Zeit, sich mal so einen Gig anzuschauen als unter der Woche. Umso unkomplizierter, umso besser ist es – glaube ich.

FFM-Rock:
Auch an dich unsere Pleiten, Pech und Pannen – Frage. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?


Lia:
Also, die Tour vor zwei Jahren mit Death Angel – wir haben irgendwann mal gesehen, wie beim dritten Song unser Martin irgendwie hintenrum die Bühne abstürzt ist. Alle waren baff, genauso wie die Leute unten, weil jeder sich gedacht hat: Was ist denn mit dem Knaben los? Er fing auf einmal an rumzuspringen auf der Bühne, so richtig panikmäßig, und dann landet er hinter den Boxen. Jeder hat gemunkelt, was da abgeht. Gig unterbrochen, hinten reingeschaut. Der hat in der Zeit, als er gespielt hat, eine Kippe im Mund gehabt, jetzt ist ihm die Glut vorne in sein Hemd reingefallen und er hat  angefangen zu brennen und gleich wie. Das Hemd hat in der Hose gesteckt, da konnte die Glut ja nirgendwo raus. Jetzt fängt halt unter dem Bass und in seinem Hemd drinnen das Ding an zu brennen. Der ist schier verrückt geworden, hat nicht mehr gewusst wohin und woher und da hat’s ihn hinten weggewichst oder so. Da sind wir hinten rein, haben ihn rausgeholt. Der hat wirklich mega fette Verbrennungen ohne Ende im Bauch gehabt. Eigentlich war es für uns mega lustig, weil wir uns totgelacht und gedacht haben: Was ist jetzt los? Aber als er im Nachhinein sein Hemd aufmachte und wir diese Brandstellen gesehen haben … das war richtig fett tief, denn das hat ja voll reingedrückt. Das war der absolute Hammer für uns bis jetzt. Absolut, absolut…, wenn du irgendwo auf der Bühne bist und siehst, wie dein Mitmusiker auf einmal voll durchdreht und hinter den Boxen landet, aus welchem Grund auch immer.

FFM-Rock:
Wie immer am Ende meiner Interviews sind jetzt deine persönlichen Worte an die ganzen Metalheads, eure Fans und unsere Leser gefragt. Hau rein!


Lia:
O. K., erst mal an die Fans und natürlich alle Leser – sind ja alle Fans eigentlich, ob Leser oder Fans von der Band oder nicht oder so - . Ich finde, man sollte jeder Band eine Chance geben, sie wenigstens mal anhören, bevor man in irgendeinem Magazin eine Kritik liest, die einigermaßen schlecht oder gut ist. Man soll jeder Band eine Chance geben, sich zu zeigen und vor allem sollen auch alle Bands von dieser Fangemeinschaft wahrgenommen werden und vor allem gleichwertig dargestellt werden. Weißt du wie ich das meine – die „Großen“ sind ja schon groß, aber es sind auch die „Kleinen“ da, der Nachwuchs, der auch die Hilfe der Fans braucht. Und ohne die Fans ist eben eine Band gar nichts. Also pusht den Metal, damit wir wieder nach oben kommen. Sonst haben wir verloren.

FFM-Rock:
Das stimmt. Danke für das Interview, alles Gute für eure Zukunft und vor allem jetzt erst mal für die anstehende Tour.

Mike von FFM-Rock

© Foto von der Mystic Prophecy Homepage übernommen