JOE BONAMASSA - Tales Of Time

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VÖ: 14.04.2023
(Provogue/Mascot)

Genre: Blues Rock

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JOE BONAMASSA

Bereits ein zweites Mal hat der Blues-Branchenführer ein Livealbum im berühmten Amphitheater nahe Denver, Colorado aufgenommen. Die Arena scheint es ihm angetan zu haben, im August gastiert er wieder dort. Im Gegensatz zu „Muddy Wolf At Red Rocks“, wo vor allem Klassiker des Genres geboten wurden, setzt JOE BONAMASSA bei „Tales Of Time“ fast komplett auf Eigenkompositionen. Dabei spielt Material seine aktuellen Albums „Time Clocks“ eine große Rolle, wie bereist der Titel sagt. Umtriebig bleibt der Mann weiterhin, kurz nach dem Release beginnt die nächste Europatournee.

Bis auf „Hanging On A Loser“ wird die neue Scheibe in Gänze aufgeführt, was auch interessant im Hinblick auf die kommenden Konzerte sein dürfte, bei den letzten kam das Werk etwas zu kurz. Umgestellt wurde erneut auch das Line-Up, wobei Danielle DeAndrea Juanita Tippins schon länger im Background neben Jade McRae und Mahalia Barnes abgelöst hat. Erstmals tritt Bonamassa mit einer rein schwarzen Rhythmusfraktion auf, wobei er und sein Gitarrist und Freund Josh Smith schon auf dem LARRY MCCRAY-Album mit den beiden gearbeitet haben.

Speziell Lemar Carter sorgt für neue Impulse, während Tal Bergman sehr fordernd spielte und Anton Fig auf den Punkt swingt und groovt dieser eher. Damit weiß vor allem das Hendrix-mäßige „I Didn´t Think She Would Do It“ zu gewinnen, dessen Strophen vom Schlagzeug geprägt werden. Auch bei „The Loyal Kind“ weiß sich der Schlagwerker gut in Szene zu setzen und duelliert sich am Ende gekonnt mit dem gitarristen. Generell bürstet der Meister die Arrangements etwas auf die ursprüngliche Schwarze Schiene, auch wenn er wieder auf Bläser verzichtet.

Deren Parts übernehmen wie schon bei den letztjährigen Gigs zu hören die Fills von Smith und Keyboarder Reese Wynans. So müssen die Sängerinnen die soulige Note einbringen, die noch präsenter sind als bisher bei den Konzerten. Kaum ein Refrain, den sie nicht durchweg mit unterstützen, oft auch mit der Hauptgesangslinie. Klar beim Titeltrack des jüngsten Studiodrehers müssen die sein, um den PINK FLOYD-Breitwand-Effekt auf die Bühne zu bringen.
Gerade „Midnight Blues“, das einzige Cover des Mitschnitts bekommt so eine andere Färbung, die Vocals stehen mehr im Vordergrund. Im Klassiker „The Ballad Of John Henry“ nimmt sich JOE BONAMASSA ebenfalls an der Gitarre zurück und überlässt Jade McRae einige Parts der dynamischen Improvisation im Mittelteil. Das zeigt wie sich der Künstler immer wieder um neue Interpretationen seiner Lieder bemüht.

Fast scheint es so, als wolle er in vielen anderen Passagen seine geringere gesangliche Rolle mit einer lauten Gitarre ausgleichen. Der rauere und direktere Mix im Vergleich mit Konzertdokumenten wie „Live At The Sydney Opera House“ lässt Bass und Tasten etwas in den Hintergrund rücken, wenn der Bandleader nicht leiser intoniert. Ein paar schöne Duelle gibt es, etwa zum Ende von „Just ´Cos You Can Don´t Mean You Should“, bevor er wieder in ein absolut großartiges Solo übergeht.
Zum Glück bietet gerade der neue Stoff mit seinen folkigen Einflüssen viele solcher Momente. Die Harmonien zu Beginn von „The Loyal Kind“ sind fein gesetzt und im bereits erwähnten Titelsongs wird ein halbakustischer Telecaster ausgepackt. Ob es Zufall ist oder Absicht, dass er bevorzugt bei den an LED ZEPELLIN erinnernden Stücken wie „Curtain Call“ das Theremin bedient und damit zusätzliche Atmosphären schafft, bleibt sein Geheimnis.

Von der Darbietung her gibt es kaum etwas zu bemäkeln, das ist alles so auf den Punkt gezockt und spielfreudig intoniert, dass es eine Freude ist. Hier sind die besten der Zunft am Werk, die sich gegenseitig fast übertrumpfen wollen. Luft nach oben hat es eher bei der Umsetzung, zwar gibt es ein paar coole Kamerafahrten, doch teilweise ist das Bild nicht immer optimal und die bunten Lichter überblenden viel. Die Zuschauer sind kaum eingefangen, leidglich ein Althippie, der auf seinem Gehstock Liftgitarre spielt schien es einem Kameramnan angetan zu haben.

Soundtechnisch sprach ich bereits die Orientierung am Liveklang an, was sicher authentischer ist, doch Kevin Shirley hätte da im Mix etwas mehr ausbalancieren können. Gitarre und Backgroundchöre sind streckenweise schon zu deutlich im Vordergrund, was den ansonsten eher warmen Eindruck von Bonamassa´s Musik etwas schmälert. Wenigstens nimmt der Mann am Ende mit „Mountain Time“ das Publikum richtig mit, zieht nochmal alle Register und macht beste Werbung für seine anstehenden Gigs. Kein Muss in der Sammlung, aber ein guter Beweis seiner Klasse.

8 / 10

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