TOTAL THRASH - The Teutonic Story
VÖ: Bereits erschienen
Makeloop Production/Mindjazz Pictures
Genre: Doku
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TOTAL THRASH
Wurde bereits im Vorfeld schon seit Monaten kräftig die Werbetrommel gerührt, dürfte 'Total Thrash' in aller Munde sein, egal ob Thrashfan oder nicht, spätestens mit Film-Premiere in Deutschlands größtem Kinopalast der Lichtburg Essen, im Ruhrpott Deutschlands Thrash-Zentrum, woran über 1.000 Thrasherfans teilnahmen und heftig abfeierten. Kein Wunder, denn 'Total Thrash' ist nicht nur irgendein gewöhnlicher Film, der sich mit dem Heavy Metal-Genre befasst. Es ist die Aufbearbeitung einer Bewegung, die seit den frühen 1980ern beeinflusst von der NWOBHM ihren Anfang nahm, die den Heavy Metal förmlich explodieren ließ. Eine neue Generation Heavy Metal Fans erhob sich in den 80ern, um gegen althergebrachte Denkungsweisen zu rebellieren, sich gesellschaftlichen Misständen mutig entgegenzustellen, um an den Grundfesten von Dekadenz und Spießertum zu rütteln, trug den Samen in die Welt hinaus, der heute üppiger denn je blüht. So geschah dies auch schrittweise mit der Thrash-Szene. Im Film wird nicht nur erklärt wofür der Begriff Thrash Metal steht, sondern auch was es bedeutet, wirklich Thrashfan zu sein. In meinen Worten direkt auf den Punkt gebracht: Schnell, hart, kompromisslos-brutal, wütend rebellisch-laut mit Schmackes auf die Zwölf!
Beleuchtet wird die Entwicklung der Thrash-Szene in Deutschland seit den frühen Anfangstagen, in den 80ern, wie alles im Ruhrpott begann, über die problematischen 90er Jahre bis zur Nach-Milleniumsära. Diverse Szenemusiker u. a. (Tom Angelripper, Ventor, Sabina Classen, Schmier, Gerre und Bernemann), Veranstalter kommen zu Wort, auch Top-Produzenten wie Harris Johns oder bekannte Tourmanager haben eine Menge interessantes darunter so einige Anekdoten fesselndem Inhalts zu erzählen. Wer wie ich von den 80ern geprägt wurde, entdeckt viel Nostalgie in diesem von Daniel Hofmann und seiner Crew gedrehten Film. Misstände innerhalb der Gesellschaft werden schonungslos aufgedeckt. Zu den weiteren für den Film unentbehrlichen Aspekten gehören Konzerte, Plattenläden und Einflüsse internationaler Thrashbands aus Übersee und die Erinnerungen welche Alben spürbar Eindruck bei den zu ihrer Erscheinung szeneaktiven Fans und Mitmusikern hinterließen.
In drei Teilen aufgegliedert hält der 107 Min.Gesamtspielzeit fassende Film was der Titel verspricht. Sprache: Deutsch, Untertitel: Deutsch/Englisch, abspielbar im Bildformat: PAL 16:9.
Teil I dokumentiert die Anfänge der Teutonen-Thrashbewegung, rares Film und Fotomaterial aus den 80ern weckt nostalgische Erinnerungen an die 1. und 2. Welle der Teutonic-Thrash-Bewegung.
Teil II arbeitet die Weitereentwicklung der Thrashwelle in den 90ern auf als der Thrash Metal beinahe den Bach runter ging, von der Bildfläche verschwand, sich dann als die Not am größten war, in der damaligen DDR dem Osten Deutschlands nicht eine wichtige Fluchtburg suchend wieder erstarkte. Das wird auch am Rockhard Festival in Lichtenfels 1991 deutlich erkennbar als vor den letzten beiden Bands SEPULTURA als Co.-Headliner, danach als Headliner KREATOR (!) zunächst ca. 3000 Fans auf dem Gelände anwesend waren. Kurz vor Beginn des SEPULTURA-Gigs aufeinmal mindestens weitere 7000 Thrash Metalfans aus dem Osten den Platzstürmten. Welch unvergessliches Erlebnis! Zuvor hatten schon THE ALMIGHTY, MORGOTH, OBITUARY, BLIND GUARDIAN, ARMORED SAINT gespielt, doch der letzte zugleich beste Teil vom Abend gehörte den Thrashbands und ihrer frenetischen Anhängerschaft. Trotz dieses Traumerlebnisses kristallisiert sich in Bezug auf die in den 90ern zunehmend ums Überleben kämpfende Thrashszene deutlich heraus: Die 90er waren eine Saure Gurken-Zeit für den Thrash Metal.
Teil III befasst sich eingehender mit Umbruch und Wiederauferstehung des Thrash-Metals als SODOM, KREATOR und DESTRUCTION das von Skeptikern für untergangen erklärte Genre mit ihrer gemeinsamen 'Hell Comes To Your Town Tour 2001' wieder belebten und der Welt zeigten: Seht her, - Thrash Metal ist nicht tot! Aufgeweckt durch dieses Alarmsignal schossen neue Thrashbands wie Pilze aus dem Boden, gaben dem Thrash Metal wieder Form, Substanz und Identität. Positiv bemerkbar macht sich ebenfalls die Einblendung von Untertiteln, was selbst Einsteigern in die Materie den Zugang des Films erleichtert.
Vielleicht ließe sich hier gegenargumentieren, Teil III hätte noch viel ausführlicher auf das Überschwappen der Thrashwelle in der ehemaligen DDR eingehen können, ebenso dass es dem Film an einigen Stellen an Tiefe mangeln würde oder das es im Film als selbstverständlich dahingestellt werde, Szenegrößen zu kennen was für Neueinsteiger schwierig sei – argumentativ durchaus nachvoll ziehbar ist das jedoch nur die eine Seite der Medaille, die andere Seite offenbart sich darin, dass dieser Film bevorzugt für eingeschworene Thrash Metalfans gedreht wurde. Die gewaltige Problematik, 143 Personen innerhalb von begrenzten 107 Minuten Spieldauer zu Wort kommen zu lassen, gehört ebenfalls zu den gewaltigen Hindernissen, die es dabei auf dem Weg zu räumen galt, doch deren kurze aber knappe Statements sind prägnant und inhaltschwer auf den Punkt gebracht, statt in endlos gedehnte Abhandlungen auszuschweifen, was entsprechend vollkommen ausreicht. Durch die flott wechselnden Zusammenschnitte gehen die letzten Teile bedarf es erhöhter Aufmerksamkeit, damit manches Satzende nicht untergeht. Gemessen an der Gesamtqualität ist TOTAL THRASH hervorragend gelungen! Viel Lob und Anerkennung seitens meiner Warte gebührt Initiator Daniel Hofmann, der ein solches Mammutprojekt mittels DIY-Crowdfounding-Kampagne finanzierte und seinem fleißigen Team in Person von Simon Büchting, Sebastian Struiksma, Nicole Schmeier, Holger Buff, Marc Schnittger, Felix Hüsken, John Turner und Christoph Hundt, die es geschafft haben einen Film von Fans für Fans einen das Genre jederzeit authentisch repräsentierenden Film auf die Beine zu stellen, der sich oft und gern auflegen lässt, worauf es immer wieder selbst für gestandene Thrasher etwas zu entdecken gibt.
Total Thrash gibt auf sympatisch-ehrliche Weise tiefen Einblick in die Teutonen-Thrash-Szene die sich als Gegenbewegung zur gewaltigen Bay Area-Thrash-Riege herausbildete, sich seitdem zum nicht mehr wegzudenkenden Gegenpol dazu in Europa entwickelte. Generationen von Thrashmusikern und Fans kommen zu Wort. Bei dieser Dokumentation genügt es nicht, sie schlicht und einfach mal gesehen zu haben. Total Thrash macht das Phänomen 'Thrash Metal' begreifbar, deckt Hintergründe auf, reflektiert die Entwicklung harter Musik in zeitgemäßer Form. Diese gehaltreich bestückte Doku mit vielen Infos von der Quelle gibt Einblick in ein von Skeptikern oft verkanntes Genre, dass sich aus tiefstem Untergrund heraus schälend in den Fokus der Öffentlichkeit katapultierte. Der Film lässt selbst Kenner der Thrash Metalszene staunen, löst ein breites Gefühlesspektrum zwischen Trauer, Wut, Melancholie und Freude aus. Hier füllt sich eine schon lange bestehende Lücke, die nun geschlossen wurde.
Gelungene Perspektivwechsel, Optik, Licht, Kameraführung und Sound sowie Stellungnahmen von Musikern, Presse, Fans und Produzenten etc., ergeben das abwechslungsreiche Gesamtbild einer vielfach unterschätzten ebenso sträflich unterbewerteten Subkultur, die durch zähes Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit zahlreichen Trends trotzend überlebte, weltweit ihr überzeugtes Fanklientel findet. Thrashmaniacs kommen um diese liebevoll aufgearbeitete Doku nicht herum, für Metalfans anderer Coleur, die ihren Horizont erweitern wollen, lässt sie sich bedenkenlos weiter empfehlen.
Fazit: Dieser gehaltvolle Film ist ein unverzichtbar wertvolles wie zeitgemäßes Kapitel fesselnd erlebnisreich dokumentierter Musikkulturgeschichte, deren Bogen sich von einer wilden Vergangenheit bis in das heutige Chaos moderner Gegenwart spannt. - Out Of The Dark... - Into The Light! 9,5/10