GLASSHAMMER - Live At The Tivoli




VÖ: bereits erschienen
(Sound Resources)

Homepage:
www.glasshammer.com

Nach "Lex Live" und "Live At Belmont", erscheint mit "Live At The Tivoli" bereits die dritte DVD innerhalb kurzer zwei Jahres Abstände. Über den Sinn dieser erneuten Bilddokumentation darf im Falle von GLASSHAMMER gleich aus mehreren Gründen gezweifelt werden. Keine Frage, die Amerikaner um Mainman und Keyboarder FRED SCHENDEL haben musikalisch einiges auf dem progessiven Kasten (wenn sie auch nicht von Wenigen als YES Kopisten abgetan werden) und haben mit insgesamt neun Studioalben mächtig Pulver zu verschießen. ABER: GLASSHAMMER sind keine Liveband. Ich habe selten derart biedere Gestalten auf einer Bühne musizieren sehen, wie diesen Sechser. Das fängt mit Neu-Sänger CARL GROVES (SALEM HILL) an, dessen Frontmannqualitäten mit denen eines unsicheren sechzehnjährigen Teenies beim DSDS-Castings vergleichbar sind, geht über die allgemeine Salzsäulenmentalität aller Bandmitglieder und hört bei den optisch suboptimalen Outfits und der Nullpunktausstrahlung auf.
Leider reicht es auch bei der allgemeinen technischen Umsetzung, beziehungsweise Aufmachung der DVD, nur für ein Mangelhaft. Ein Menü sollte meiner Ansicht nach praktisch ausfallen. Im Falle von "Live At The Tivoli" schien allerdings die Devise zu sein: "Weniger ist mehr" reicht noch nicht aus, "Noch weniger bis gar nichts, ist...äh auch nichts". Keinerlei Bonusmaterial, nicht mal dröge Bildchen und eine Menüpunktmarkierung, bei der man auch getrost die Augen schließen kann, da man sie eh nicht erkennen kann.
Weiter geht`s: Die Bühne ist groß, hat genug Platz für die Band, das Gast-Streichertrio, zwei Backgroundsängerinnen und sogar einen Chor, der aus ca. 120 (!!!) Aufstellmännchen-/weibchen besteht. Leider wirkt die Bühne bis zum großen Auftritt des LEE UNIVERSITY CHORAL UNION Chors einfach nur öde und karg. Einfach nur ein großes weißes Bettlaken an die Rückwand zu hängen nenn ich nicht aufregend. Diese Feststellung bezieht sich auch auf die Lightshow, die ungefähr so opulent ausfällt, wie weiße Hallenbeleuchtung beim Soundcheck. Die Bildqualität geht zwar in Ordnung, trotzdem sind manche Schnitte und Einstellungen eher unfreiwillig komisch. By the way: Wieso zum Henker, gibt es nicht ein einziges Mal in 100 Minuten einen (klaren) Blick auf das Publikum? Mehr als zehn Leute waren sicherlich anwesend, die man mit einem kurzen Schwenk hätte würdigen können.
Soundtechnisch griff man auf einen satten und wohlklingenden 5.1 Surround Sound zurück. Der Mischer schien allerdings bei der Hälfte der zehn überlangen Darbietungen das Streichertrio vergessen zu haben, welches durchaus Könnerhaft das anspruchsvolle Material begleitet, wenn man sie denn ab und an mal durchhört.
Hab ich was vergessen? Naja, reicht eigentlich auch mehr als aus, um seine sauerverdienten Kröten in der Tasche verschwinden zu lassen, als auch nur drüber nachzudenken, dieses Kleinod von einer Rohstoffverschwendung zu kaufen. Ehrlich: Selbst Diehard Fans müssen schon wirklich stumpf unterwegs sein. War ich zu hart? Betrachtet man die rein musikalische Komponente, so könnte der Qualitätsunterschied zum visuellen Rahmen nicht größer sein. Sind die Musiker äußerlich betrachtet unscheinbar und klein, so sind ihre Kompositionen und ihre technischen Fertigkeiten dagegen riesig.
Wunderschöne Melodie-Epen, massenweise Soli (alle geil!), die gefühlvollen Gesänge von GROVES und Sängerin SUSIE BOGDANOWITZ und die, trotz Überlänge, nie langweiligen Songstrukturen, lassen mich bei "A Cup Of Trembling" träumen und bei dem über 24 minütigen "Knight Of The North" in eine spannende Märchenwelt eintauchen. Durch die Chor-Verstärkung im Rücken, klappt einem beim fantastisch-bombastischen Finale von "Having Caught A Glimpse" dann einfach nur noch die Kinnlade runter und man vergisst kurzzeitig alle anderen Schwächen. Leider eben nur kurz. Spätestens nach dem halbwegs gelungenen YES Cover "South Side Of The Sky" ("Fragile" Album), das als Zugabe dient, erinnert man sich wieder.
Bleibt als Fazit festzuhalten: Wäre "Live At The Tivoli" als einfache Live CD erschienen, hätten GLASSHAMMER definitiv gewonnen. Bei dieser DVD Plattheit ohne Extras fehlt, bei aller musikalischen Genialität, lediglich nur der Griff zum wegschmeißen.