VICTORIA - Staffel 3

Verfasst von Martin Bothmann am 02. März 2020.

VÖ: bereits erschienen
(Edel:Motion)

Klappentext:

Das Revolutionsjahr 1848 stürzt Königshäuser in ganz Europa ins Chaos. Auch vor Victorias Palast versammelt sich ein wütender Mob- während sie hochschwanger die Geburt ihres sechsten Kindes erwartet. Zudem ist die junge Königin (Jenna Coleman) schockiert über die unerwartete Ankunft ihrer Halbschwester Feodora und fassungslos, als sie erfährt, dass der König von Frankreich von der Bürgerrevolution entmachtet wurde. Die Monarchie ist in Gefahr und Victoria befürchtet, dass auch ihre Volk sich gegen sie auflehnt. Auch die Beziehung mit Lord Palmerston (Laurence Fox), ihrem neuen, explosiven Außenminister, gestaltet sich als schwierig. Prinz Albert (Tom Hughes) schmiedet derweil visionäre Pläne für den sozialen Wandel, während Victoria die schwierige Entscheidung treffen muss, ob sie mit Gewalt die Chartisten bekämpfen soll. Die Liebe zwischen Victoria und Albert wird auf ihre bisher härteste Probe gestellt. Nach zehn Jahren auf dem Thron war das Leben als Mutter, Frau und Königin noch nie so anspruchsvoll. Wie weit kann ihre Ehe dem Druck von Verfassungskrisen, Skandalen vor Gericht und den zahlreichen Entbindungen von Victoria standhalten ?

Kritik:

Das Revolutionsjahr 1848 erschüttert Europa. Auch England bleibt von den Auswirkungen nicht ausgenommen und bald stehen wütende Massen vor dem Palast und zwingen die königliche Familie, London vorübergehend zu verlassen. Victoria sieht sich hin und hergerissen zwischen dem Pflichtgefühl, als Königin in der Hauptstadt präsent zu sein und dem Schutz ihrer inzwischen 6-köpfigen Kinderschar. Der zunehmende politische Druck, das überraschende Auftauchen ihrer vor den Revolutionswirren geflohenen Schwester Feodora und ihr neuer Außenminister Lord Palmerston machen Victoria das Leben schwer. Die Situation spitzt sich weiter zu, als in London eine Cholera-Epidemie ausbricht und auch vor Victorias engstem Umkreis nicht Halt macht. Prinzgemahl Albert indes reibt sich weiterhin an seiner Stellung hinter der Monarchin, übertritt oft seine Handlungsbefugnis und akzeptiert nur schwer, daß seine Ehefrau als Monarchin sich (seiner Meinung nach) nicht genug um ihre Familie kümmern kann. Krisen, eine mißgünstige und intrigante Schwester und zudem der schwierige Kronprinz „Bertie“ werden zur Belastungsprobe für Victorias und Alberts Ehe. Auch in der dritten Staffel bewahrt man optisch und produktionstechnisch das gewohnt hohe Niveau der itv-Studio-Serienproduktionen. Die Schauspieler sind nach wie vor erstklassig. Einzig an der Rolle und der Darstellerin von Feodora, Victorias Halbschwester, habe ich mich von der ersten bis letzten Minute gerieben. Zu eindimensional erschienen mir Darstellung und Charakter. Davon abgesehen, brilliert der gesamte Cast auf ganzer Linie, allen voran Tom Hughes als Prinzgenmahl sowie Jenna Coleman als Queen Victoria. Auch mit der Besetzung der Rolle des extravaganten und unkonventionellen Lord Palmerston hat man mit Laurence Fox, bekannt als D.S. James Hathaway aus der Serie „Lewis“, ein glückliches Händchen bewiesen. Trotz allen Lobes ist Staffel 3 die bislang schwächste der Serie. Zwar werden einige Themen zum Inhalt genommen, so die Revolutionswirren und der Cholera-Ausbruch, jeoch vermisst man rein strukturell ein zentrales Thema. Die Handlung plätschert teilweise vor sich hin, einzig getragen von dem immer präsenten Thema der ehelichen Spannungen und Reibereien des königlichen Paares und den Intrigen Feodoras, die das königliche Paar geschickt gegeneinander auszuspielen weiß. Berücksichtig t man, daß es sich hierbei um eine historische Vorlage handelt und die Drehbuchautorin durch die Einbindung von Victorias Tagebüchern auch einen engen Bezug zur Realität anstrebt, ist es zunächst verständlich, daß man hier auf gewisse Vorgaben reduziert wird. Auch ist die Auseinandersetzung mit dem Thema der Erwartungshaltung an Victoria, ihrer Rolle sowohl als Mutter als auch als Königin gerecht zu werden, durchaus gelungen und schafft damit einen Bezug zu alltäglichen, normalen Problemen eines Ehelebens jenseits des Elfenbeinturms. Jedoch allein dies als zentrales Thema ist für eine komplette Staffel zu dünn und beginnt sich schnell abzunutzen, zumal es auch in Staffel 2 bereits häufig präsent war. Interessant dagegen ist der inhaltliche Ausbau der Beziehung Victorias zum schwierigen und polarisierenden Lord Palmerston. Unterm Strich bleibt eine insgesamt gelungene, optisch einwandfreie, jedoch inhaltlich nicht mehr ganz so starke dritte Staffel. Immerhin bietet man zusätzlich ein großzügiges 122-minütiges Bonusmaterial , das für Intreressierte und Fans der Serie durchaus ein lohnenswertes Bonbon darstellen dürfte.
Fazit: Optisch perfektes Historien-Epos, das mit großartigen Bildern und Darstellern begeistert, inhaltlich jedoch etwas Luft nach oben läßt.
7 von 10