FILM - Brüder / Feinde

06 brüderfeinde

VÖ: 27.05.2016
(Black Hill Pictures / WVG Medien)

Homepage:
BLACK HILL PICTURES
WVG MEDIEN

Mit Filmen über Kriegsdrama kann man viel falsch machen und bei vielen dieser Streifen hatte ich früher genervt abgeschaltet, doch bei dem folgenden Inhalt war alles anders:
Niemals zuvor wurden die Gräuel des Krieges so schonungslos und authentisch dargestellt. Ein bewegendes, blutiges Antikriegs-Drama, das den Zuschauer in den Dreck der Schützengräben wirft, aber auch Soldaten und Zivilisten zeigt, die die Hoffnung nie aufgegeben haben. Dabei setzt Elmo Nüganen ganz auf Realismus.
Im besetzten Estland kämpft Karl bei der Waffen-SS während Jüri als Offizier in der Roten Armee dienen muss. So wie tausende ihrer Landsleute wollen die jungen Esten den Krieg irgendwie überleben und es bleibt ihnen keine andere Wahl. Entweder ziehen sie für die russischen Besatzer zu Felde, oder stellen sich unter Hitlers Banner in der Waffen-SS.
Das Schicksal der beiden Soldaten steht exemplarisch für die Geschichte eines ganzen Landes, das beinahe zwischen den Mühlen zweier Großmächte zermahlen wurde, hineingezwungen in einen Krieg, Bruder gegen Bruder, Vater gegen Sohn, bei dem es nichts zu gewinnen gab.
Als erstes muss man ganz klar hervorheben, dass der Regisseur hier sich verdammt viel Mühe gemacht hat, um die Uniformen, die Waffen und das ganze Drumherum so authentisch aussehen zu lassen. Die Lansdschaften sehen sehr gut aus, die Panzer kommen dem Original sehr nahe und das kommt eben sehr gut an. Die Schauspieler sind relativ unbekannt, machen ihre Sache aber auch auf die Thematik bezogen verdammt gut. Wie es im Krieg so war, die einen sind Draufgänger, die anderen eher die Ängstlichen und so haben wir hier auch einen Haufen Soldaten zusammen, die gegen die Russen kämpfen. Allein schon die Schlacht zu Beginn ist voller Dramatik, zimperlich geht es hier nicht zu und auch die Einschüsse sind mitunter sehr stark dargestellt. Dazu kommen die dramatischen Momente, als Kameraden oder wie in diesem Film der spezielle Fall der Zwillingsbrüder eintritt und der eine von Beiden erschossen wird. Da kommt die menschliche Seite in der Kälte des krieges durch und man fühlt fast mit und ist irgendwie voll mit im Geschehen. Auch die gesprochenen Kommentare des Erzählers lassen so einen Hauch „Steiner-Das Eiserne Kreuz“ aufkommen und besonders hat mir gefallen, dass Esten Esten sind, ob nun auf russischer oder deutscher Seite. Hier wird zum Beispiel das Feuer eingestellt, als die russische Fraktion merkt, dass es sich um Landsleute handelt.
Alles in allem ist dies endlich mal wieder ein Film über Krieg, der die Brutalität des Krieges und die sensible Seite der Soldaten vereint, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf einmal, nachdem ich Jahre lange neben einem Nachbarn gelebt habe, diesen auf einmal als Feind erschießen zu müssen. Ein Kriegsdrama der besonders ansehnlichen Art liegt mir hier vor und da gebe ich gerne 8,5 von 10 Punkten.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.