JIMI HENDRIX – Electric Church

Verfasst von Michael Toscher am 10. November 2015.

VÖ: 30.10.15
(Experience Hendrix L.L.C./Legacy/Sony Music)

Genre:
Dokumentarfilm

Über Gitarrenvirtuose JIMI HENDRIX, dessen stilprägender Einfluss auf diverse Classic-Rock-Genres u. a. Psychedelic-Rock, Blues und klassischen Hardrock ungebrochen ist, der 1967 in Monterey teilnahm, 1968 das Miami Pop-Festival mit Headlinerstatus krönte, und nur ein Jahr später 1969 mit atemberaubender Woodstock-Performance sowie im August 1970 auf Europas Woodstock der dem britischen Festland südlich vorgelagerten Isle of Wight-Festival die (Musik)-Welt in Staunen versetzte (dem wenige Wochen später das zweite Atlanta International Pop-Festival folgte) großartig viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Neben Statements namhafter Musikerkollegen unterschiedlichster Generationen wie Paul McCartney, Steve Winwood, Susan Tedeschi, Alex Cooly, Kirk Hammett usw. kommen auf der unter dem Titel Electric Church erschienenen Dokumentation Jimis EXPERIENCE-Bandkollegen Billy Cox und Mitch Mitchell zu Wort, um interessanten Einblick über heute kaum bekannte Details bezüglich Band, Tourleben sowie aus dem Privatleben zu geben, was der Dokumentation entscheidendes Gewicht verleiht.

Der Auftritt von Gitarrenlegende JIMI HENDRIX beim Atlanta Pop-Festival dem letzten Festival Staaten bildender Größenordnung (600.000 Menschen aufwärts!) jener Musikgeschichtlichen Ära markiert die Ursprünge zahlreicher Rockfangenerationen. Es gilt sozusagen als letztes Relikt einer nicht mehr wiederkommenden Epoche. Danach starben Festivals gemessen anhand heute gängiger Maßstäbe solch unfassbarer Mega-Dimension die weder auf astronomische Ticketpreise abzielten, noch finanzielle Sponsorenunterstützung erhielten, aus. Electric Church markiert als eindrucksvolle Dokumentation das Ende einer Ära mit einem in jeder Hinsicht würdevoll energiegeladenen Ende. Nachdem bereits BOB SEEGER, BB KING und die ALLMAN BROTHERS verpflichtet wurden, entwickelte sich das Festival erst durch Zusage von JIMI HENDRIX zum Ereignis der Superlative. Neben der Musik spielte vor allem der sozialpolitische Aspekt eine immens wichtige Rolle beim zweiten Atlanta International Pop-Festival. Mit ihrem Event wollten die Veranstalter ein Zeichen gegen Ausgrenzung von Langhaarigen innerhalb der Landbevölkerung setzen; ebenso galt es damit, Vorurteile abzubauen, das farbige und weiße Musiker nicht beim selben Event auf einer Bühne stehen könnten. Jahrzehntelang schlummerte das Material für diese in jeder Form beeindruckend fesselnde Doku still vor sich hin, weil es zu keiner vertraglichen Einigung über die Filmrechte kam!

JIMI HENDRIX bringt zusammen mit seinen zwei Bandkollegen Bassist Billy Cox und Drummer Mitch Mitchell seine Klassiker u. a., „Hey Joe“, „Voodoo Child“ (Slight Return) „Purple Haze“ ein geniales BOB DYLAN-Cover„All along the Watchtower“ (die Essenz der Rockmusik schlechthin!) „Foxy Lady“, „Fire“ auf dem Atlanta International Pop-Festival in atemberaubender Weise, hinzu gesellt sich zuvor unveröffentlichtes Material wie „Room Full of Mirrors“ oder „Straight Ahead“ das unter Garantie auf dem geplanten Nachfolgewerk gelandet wäre, wenn nicht... traurigerweise starb JIMI HENDRIX knapp zehn Wochen nach gefeiertem Auftritt beim Atlanta International Pop-Festival, weshalb diese unveröffentlichten Hochkaräter umso wertvolleren Charakter für die Nachwelt besitzen. Mindestens ebenso unverzichtbar ist JIMI HEDRIX-Version von „The Star Spangled Banner“, welches von einem spektakulären Feuerwerk umrahmt ein ultimatives Top-Highlight darstellt. Festivalaufbauhelfer Bill Mankin schrieb in seinen Ausführungen: „Und im
Auge des Sturms stand der Obermagier der Gitarre, die Personifikation eines erfüllten wilden Lebens ohne Grenzen, der mit Höchstgeschwindigkeit auf die Sterne zusteuerte“. Treffender lässt sich eine schillernde Persönlichkeit wie JIMI HENDRIX zweifellos eine war, definitiv überhaupt nicht beschreiben. Bild und Tonqualität der im Stereo- und Surround 5.1-Verfahren gemischten Tonkonserve liegen dem Inhalt der Musik folgend, auf Höhe der Zeit im oberen Grün-Bereich.

Fazit: Classic-Rockfans dürfen sich über eine faszinierend gehaltreiche DVD-Video Doku freuen, welche dem Schaffen von JIMI HENDRIX EXPERIENCE vollauf gerecht wird. Over the Top! Die Beschreibung der Fakten spricht Bände. JIMI HENDRIX war, ist und bleibt unanfechtbar Legende!

Titelliste:
1.   Fire
2.   Spanish Castle Magic
3.   Red House
4.   Room Full of Mirrors
5.   All Along The Watchtower
6.   Freedom
7.   Foxey Lady
8.   Purple Haze
9.   Hey Joe
10.   Voodoo Child (Slight Return)
11.   Stone Free
12.   Star Spangled Banner
13.   Straight Ahead