SAMMY HAGAR - The Residency

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VÖ: 10.10.2025
(Universal)

Genre: Hard Rock

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SAMMY HAGAR

Der frühere VAN HALEN-Sänger war schon seit jeher ein nordamerikanisches Phänomen. Extra für das Review habe ich recherchiert und tatsächlich nach dem SwedenRock 2005 kein Konzert mehr in Europa entdeckt. Auch davor sah es eher mau aus, zweimal wurde die britische Insel gelistet. So ist es aus europäischer Sicht eher verwunderlich, dass der Mann in Las Vegas eine Residency im MGM Palace erhält. Klar spielte SAMMY HAGAR dort nicht monatelang wie Celine Dion, aber ein paar Abende verkaufte er schon aus. Mit seiner BEST OF ALL WORLDS BAND präsentierte er ein Top-Programm, das nun für „The Residency“ mitgeschnitten wurde.

Jene Begleittruppe ist noch illustrer als zuletzt THE CIRCLE oder CHICKENFOOT besetzt. Von Letzterer Supergroup sind Bassist Michael Anthony und Leadgitarrist Joe Satriani mit an Bord. War sein früherer Kollege öfter mit ihm unterwegs seit er bei VAN HALEN für Filius Wolfgang Platz machen musste, so kommt der Saitenhexer nahe an die irren Skills des späten Eddie. Den Jungspund gibt der australische Keyboarder Rai Thistletwhaite, der sonst als Sessionmusiker oder Jazzer unterwegs ist. Am Kit sitzt mit Kenny Aronoff eine weitere Legende, der mit allen gespielt hat, die Rang und Namen haben, unter anderem tatsächlich auch mit Celine Dion.

Nicht nur für die Formation, die der Red Rocker zusammen gestellt hat gilt das Beste aller Welten, sondern auch für das Programm. Das ist schlicht eine Zusammenstellung von absoluten Hits, wobei man sich verwundert die Augen reibt, an wie vielen der Mann beteiligt war. Da fehlt sogar „Dreams“, auch wenn vom „5150“-Album fast komplett gespielt wird. Ohnehin kehrt er so sehr zu seinen VAN HALEN-Zeiten zurück wie seit dem letzten Europa-Abstecher nicht mehr.
Bis auf „Ain´t Talking ´Bout Love“, das von Michael Anthony gesungen wird bleibt man beim Material, dass er gemeinsam mit den Van Halen-Brüdern aufgenommen hat. Kommt dem Verfasser dieser Zeilen ohnehin entgegen, ich hielt VAN HAGAR schon immer besser als VAN HALEN. Vermissen tut der fan auch einige Solohits wie „I´ve Done Everything For You“, oder Sachen von MONTROSE, seine erste Kapelle ist immerhin mit „Rock Candy“ vertreten.

Arbeitet man sich durch so eine Masse an euphorischen Rockklassikern kann die Laune selbstverständlich nicht mies sein. Was die Herren da an Spielfreude vorlegen, ist aber selbst unter den Umständen noch atemberaubend. Das kommt mit so viel Esprit aus den Boxen, als wäre die Bande in einen Jungbrunnen gefallen. Jeder Ton ist so viel Power und kommt traumwandlerisch sicher auf den Punkt, man sieht die auf der Bühne förmlich vor Augen, wie sehr sie ihren Spaß haben.
Satriani shreddert mal zwischendurch wie entfesselt und entlockt seiner Axt die irrsten Töne, selbst die Bohrmaschine von „Poundckae“ beherrscht er. Erdig kann er ebenso, unterfüttert von Anthonys Groove, die Riffs kommen im Verbund mit Hagar ganz dick. Aronnoff lässt die Kessel nur so knallen, wechselt von coolen Rolls zu stampfenden Punches. Thistletwhaite steht da meist im Hintergrund, auch wegen des Fehlens der weltbekannten Fanfare, brilliert aber bei „Right Now“ am Piano.

Geht der Fun ganz mit ihnen durch bauen sie einfach mal „Celebration“ von Kool & The Gang in „Best Of Both Worlds“ ein. Kein Wunder, das alle Songs viel Drive besitzen, unheimlich nach vorne gehen, dass man ständig die Faust nach oben reißt, leider hat der Sommer wenig Cabriofahrten zugelassen. Stimmungstechnisch überträgt sich die Bühne auf das gut eingefangene Publikum, das ebenso abfeiert, man höre nur dessen Chor in „I Can´t Drive 55“.Trotz des Zusammenschnitts aus mehreren Gigs leidet die Liveatmosphäre keinesfalls, das Energielevel ist stets im roten Bereich, klangtechnisch macht das genauso auf dicke Hose wie die Aufnahmen an sich.

So phantastische Hymnen wie „Eagles Fly“ füllen den ganzen Raum, der gute Sammy überstrahlt sowieso alles. Dabei geht der Tausendsassa stramm auf die achtzig zu, davon ist aber mal gar nichts zu vernehmen. Man muss es eigentlich live erlebt haben, diese Euphorie, wie er mit flottem Redeschwall zwischendurch die Zuschauer zutextet und anstachelt. Oder natürlich Tequila in die Menge schüttet, „Mas Tequlia“ liefert ihm den besten Soundtrack dazu. „The Residency“ ist von vorne bis hinten ganz großes Rockentertainment der Spitzenklasse, eine Band im Rausch, wenn die Party doch noch einmal auf der anderen Seite des großen Teichs starten würde.

9 / 10