DIRKSCHNEIDER & THE OLD GANG - Babylon

09 dirkschneider

VÖ: 03.10.2025
(Reigning Phoenix Music)

Genre: Heavy/Melodic Metal

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DIRKSCHNEIDER

Nun passiert es also doch, das eigentlich nur für eine Charity-EP „Arising“ zusammen gekommene Nebenprojekt von Udo Dirkschneider geht auf Albumlänge. Neben dem German Tank stehen seine alten ACCEPT-Kumpanen Stefan Kaufmann und Peter Baltes im Line-Up, wobei der Bassist auch bei U.D.O. tätig ist. Da war in Anfangszeiten Mathias „Don“ Dieth an der Leadgitarre zu finden, der neben seiner Anwaltstätigkeit wieder etwas Zeit zum Musizieren findet und hier ebenso an Bord ist wie Filius Sven Dirkschneider an den Drums. Bei den Arbeiten am Orchesterprojekt lernte die Metallegende Manuela Bibert kennen, die DIRKSCHNEIDER & THE OLD GANG vervollständigt, welche mit „Babylon“ die erste Langrille vorlegt.

Und genau jenes „We Are One“-Album zeigte die Marschrichtung für die EP, nämlich deutlich rockiger und melodischer als U.D.O. zuletzt und an spätere ACCEPT-Scheiben der Achtziger angelehnt. Es sind einfach diese großen Chöre, die so richtig reinlaufen und einen wuchtig mitnehmen, die bei den Aufnahmen das Salz in der Suppe waren. Das beste Beispiel ist „Hellbreaker“, das auf „Faceless World“ einst nicht groß aufgefallen wäre. Die Strophe pumpt schön und wird von einem kantigen Riff gekontert, bevor die Bridge zu diesem herrlich nach vorne laufenden Refrain überleitet.
Was allerdings im Gegensatz zur ersten Veröffentlichung auffällt ist die etwas rauere und knarzigere Produktion. Klar ist das gut und differenziert abgemischt, mit einer ordentlichen Dynamik, aber mir gefiel der warme, kommerziellere Anstrich damals sehr gut und hätte mir eine Fortsetzung gewünscht. Gerade wegen des Kontrastes zu den letzten Scheiben der ursprünglichen Formation. Hier scheint mir der alte Haudegen zu sehr nach der Power junger Kapellen zu schielen, in seinem Alter steht ihm dieser Sound einfach besser.

Mit dem programmatisch betitelten „It Takes Two To Tango“ und dem Untertitel „It Takes Six To Rock“ legt er mit seiner Sängerin gleich einen heißen Tanz auf das Parkett. Die rock´n´rollige Attitüde kommt ein wenig „Here We Go Again“ vom Orchesterwerk nahe und die beiden Stimmen ergänzen sich auch in der etwas härteren Ausrichtung. Jene macht sich eher bei Nummern wie dem zwischen furiosen Gitarrenattacken und walzendem Groove pendelnden „Law Of The Madman“ oder dem Up-Tempo-Song „Propaganda“ bemerkbar. „Batter The Power“ spannt mit seinem Grundriff fast den Bogen zu etwas moderneren Alben wie „Mastercutor“, findet aber mit der swingenden Strophe den Weg zurück zum Kontext hier.

„Babylon“ mit einem an das Logo der Fernsehserie „Babylon Berlin“ angelehnten Cover ist vor allem dann stark, wenn man sich die Freiheit nimmt eben nicht konsequent im Metal-Trimm zu spielen. Das fängt beim Titeltrack an, in dem Bibert säuselt wie in 1001er Nacht, und sich auch in den schwerfälligen Riffs orientalische Muster wiederfinden. Progressive Strukturen sind hier ebenso wenig fremd wie im Schlusspunkt „Beyond The End Of Time“. Dessen „Princess Of The Dawn“-Vibes wissen so zu gefallen wie der Wechselgesang, der hier in Vollendung ertönt.
Auch in den ruhigen Nummern kann sich die Dame auszeichnen, „Strangers In Paradise“ beginnt als Pianoballade, steigert sich mit den Chören und dem tollen Spiel von Dieth fast orchestral. „Blindfold“ kennt man bereits von der ersten Zusammenarbeit, und kommt ohne Bläser deutlich reduzierter im akustischen Gewand. Auch hier zaubert der Don wie so oft auf der Scheibe mit einem feinen Solo, sein Stil harmoniert einfach am Besten mit der Art Songwriting, wobei sein cleaner Anschlag bei „Arising“ noch mehr Wirkung entfalten konnte.

Und wer hätte gedacht, dass sich eine Orgel mal so gut in einer Komposition aus dem Hause Dirkschneider machen würde. Langsam pirscht sie sich bei „Dead Man´s Hand“ heran wie folgend auch der Vers, bevor das markante rockige Riff die Matte in Wallung bringt. Die staccatoartige Bridge der guten Manuela bringen einmal mehr neue Facetten, die Chöre so richtig Weite. Auch wenn ich mir „Babylon“ etwas anders gewünscht hätte, mag ich die Experimentierfreude, die auch für die gesanglichen Belange gilt. Der German Tank hat tatsächlich Gesangsstunden genommen, um mehr als nur die Kreissäge zu bieten. Mal gespannt wie es da weitergeht, insgesamt klar besser als alles was zuletzt von U.D.O. kam, hoffe der Mann erkennt die Zukunftsfähigkeit.

7,5 / 10

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