JOANNE SHAW TAYLOR - Black & Gold

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VÖ: 06.06.2025
(Journeyman Records)

Genre: Blues Rock

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JOANNE SHAW TAYLOR

Seit der Pandemie scheint sich die Geschäftspolitik der Britin verändert haben, denn seitdem hat man sie nicht mehr auf dem Kontinent zu sehen bekommen. Lagen zwischen den Veröffentlichungen zuvor drei Jahre, so haut JOANNE SHAW TYALOR derzeit die Alben im Jahrestakt heraus. Musikalisch führte die Übergangsplatte „The Blues Album“ auf die falsche Fährte, denn anschließend agierte sie eher gefällig mit eher komprimierten Mastering. Dabei schien sie nach den rauen ersten Outputs mit „Reckless Heart“ ihre Formel gefunden zu haben. Nun also wie jeden Juni mit „Black & Gold“ das zehnte Studiowerk.

Was mit „ Hold Of My Heart“ durchaus vielversprechend für die Fans der klassischen Lehre beginnt, akustische Gitarren und Slides entführen einen direkt tief in die Sümpfe. Dazu erzeugt die Nummer eine tolle Atmosphäre, auch unter Zuhilfenahme der Geige und differenzierten Arrangements. Savannah Madigan ist am Bogen auch in „Grayer Shade Of Blue“ zu hören, das mit seiner ruhigen Gangart dem Opener nicht unähnlich ist. Auch hier kommt das Piano gut zur Geltung und verleiht dem Song einen feinen Americana-Touch. Die Lockerheit und Wärme hätten Taylor in der jüngeren Vergangenheit gut zu Gesicht gestanden.

Die amerikanische Tradition beschwört sie auch bei Liedern wie „Summer Love“, wo sie passend zum Titel sonnige Licks auspackt. Das prägnante Spiel zeugt zudem von Reife, der federnde Bass gibt zusätzliche Tiefe, lediglich die poppige Kante stört ein Bisschen. Wer sich daran nicht stört, dem dürfte „Who´s Gonna Love Me Now?“ munden, wo die Schlagseite noch m her zum Tragen kommt. Das sphärische Spiel der Toms über den schwebenden Synthesizern erinnert stark an BRUCE SPRINGSTEEN Ende der Achtziger. Dazu haucht die gute Joanne ihre melancholischen Worte unterlegt von Tupfern ihrer Gitarre schön hin.

Problematisch wird es, wenn das Tempo etwas angezogen wird, dann stehen nämlich genau ihre sechs Saiten zu sehr im Fokus und drücken die feinen Nuancen ins zweite Glied. Nötig hat sie das nicht, denn bei ihrem fulminanten Solospiel etwa in „I Gotta Stop Letting You Let Me Down“ kann sie sich genug unter Beweise stellen. Hier läuft auch das Riff toll nach vorne, hätte aber mehr Schub von der Orgel vertragen.
Gleiches gilt für den Titelsong, wo sie auf Glockenspiel und coole Leadfills setzt, und für ihre Verhältnisse wunderbar tief croont. Nur muss ich mir für den Job keinen Kevin Shirley ins Studio holen, von dem bin ich mehr Eigenklang der Instrumente und Transparenz gewohnt. Klar ist „Black & Gold“ weit vom Soundbrei entfernt, aber da wäre mehr drin gewesen, schwer zu sagen, wo die Dame derzeit hin will.

Fest steht, dass sich JOANNE SHAW TAYLOR stilistisch weiter öffnet, was sie mit „Look What I´ve Become“ demonstrieren muss. Wuchtig, fast stadionartig krachen die Akkorde rein, bis die Klampfe übernimmt und souligen Tönen den Freiraum öffnet. Noch souliger fällt das FACES-Remake „Love Lives Here“ aus, mit den Backgroundchören schwelgt man wunderbar vom Album runter.
Davor legt sie mit „What Are You Gonna Do Now?” eine flottere Sohle auf das Parkett. Das auch etwas zu leise Piano treibt mit ihrem Spiel richtig nach vorne, reißt einen richtig mit dem Sog mit. Die Damen im Hintergrund swingen auch hier schön mit und schließen sich der Spielfreude der übrigen Musiker an. Diese mal wieder öfter auf die Bühne bringen und die Alben länger reifen lassen, danke!

7,5 / 10