BIRTH CONTROL - Bäng!


VÖ: 16.05.2025
(ZYX/Ohr Records)

Style: Kraut Rock/Hard Rock

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BIRTH CONTROL

Ein vergessenes Juwel mit hohem Liebhaber und Sammlerwert erfährt dieser Tage als Remasterversion seine Neuauflage. Das härteste 1982 erschienene, jemals von den Berliner Krautrock-Urgesteinen herausgebachte Studioalbum... 'Bäng' ungeachtet zahlreicher Personalwechsel seit 1966 bis heute (obgleich kein Mitglied von der Urbesetzung heute mehr dabei ist) - aktiv, zwischenzeitlich zweimal aufgelöst (1983 und 2014) gilt es zunächst diesen mit ihrem 1972er Hit „Gamma Ray“ (der auch von den Nordlichtern selbigen Namens in einer heftig flotten Power Metal-Version gecovert wurde) auch in unserer örtlichen Disco einen an fast jedem Rockabend per LP rotierenden Megahit landenden Urgesteinen kräftig Respekt zu zollen. Durchhaltevermögen und zeichnen solch unverwüstliche Acts im Regelfall aus. 'Bäng' erschien zu einem Zeitpunkt als die NWOBHM gerade ihren großen Durchbruch feierte, weshalb es im Zuge zahlreicher Veröffentlichungen unterging. Wäre das Ding früher erschienen, hätte die Pressewelt vielleicht schon das ein oder andere Mal den Begriff 'Heavy Metal' dafür benutzt, was dieses Album nie war. In der Besetzung: Bernd Noske (Gesang, Schlagzeug), Bruno Frenzel (Gitarre, Gesang), Ulrich Klein (Keyboards), Jürgen Goldschmidt (Bass) und Stefan Linke (Gitarre) wurde dieses für BIRTH CONTROL-Verhältnisse mächtig heavy (im wahrsten Sinne des Wortes) aus dem Rahmen fallende Album eingespielt.

„Nuclear Reactor“ steigt gleich mal richtig schön fett groovig ein, so fließend flotter Krautrock vermischt mit klassischem Hard Rockfeeling rockt zackig mit viel Groove, reichlich viel traditionellen 70er-Vibe verteilend. „O2 Get ready to Run“ rockt schnelle Schlagzeugbeats austeilend in bester SWEET-Manier, „Take Alarm“
geht es da wesentlich gediegener an, am Anfang steht das Schlagzeug, danach kommen laut wiederhallende Gitarrenriffs, erdiger Bluesgroove und Rockfaible zusammen. Weitere Nummern vom Prägesiegel „Greedy Eyes“ , ein der Slidegitarre Freiraum gebend nahezu westernstyle überzogenes Ohrwurmqualitäten „Doom Boom“ rocken mit derart beschwingter Lockerheit inklusive schöner Leadsoloschleifen am Fließband (inklusive verzerrter Gesangeffekte) knackig hart, dass es unwiderstehlich mitreisst. „The Day Of Doom is coming“ beinhaltet sogar eine zwischen hippielike und melancholisch geerdete Ausrichtung, der fast acht-Minuten-Riemen zeigt, wozu BIRTH CONTROL fähig sind, wenn sie sich in ultimativen Rausch hinein spielen, so gediegen das Stück beginnt, so effektvoll Rhythm and Beat-lastig einschließlich „Gamma Ray“-Drumming (!) entwickelt es sich weiter bis zum furios rockenden Ende. Verträumt exotisch, Melancholie behaftet, ebenso nachdenklich von Sehnsuchts Gedanken erfüllt macht „The King Of An Island“ dem Gedanken Platz, wie es wäre, Herr über eine ihm selbst gehörig eigene Insel zu sein, das Organ des immerhin 46 Jahre (!) für die Vocals zuständigen (vielleicht einzig wahren BIRTH CONTROL-Frontmanns) und Schlagzeugers entfaltet dabei effektiv unter die Haut gehenden Touch.

Danach gibt es Nuclear Reactor nocheinmal 5 Bonusstücke „Nuclear Reactor“ als Remix, weitere Single-Versionen von Nuclear Reactor“, „Get Ready To Run“, sowie Live-Aufnahmen (1983) von „Nuclear Reactor“ und „Take Alarm“, vermitteln den Eindruck, wie intensiv BIRTH CONTROL zu jener Zeit waren, bevor sie sich erstmalig auflösten. Allein der hohe Individual-Wiederkennungswert der Pressung symbolisiert, das BIRTH CONTOL kompromisslos ehrlich stets ihr eigenes Ding gemacht haben, ohne sich irgendwelchen Trends anbiedernd, hinterherzulaufen. Düstere Zukunftsvisionen, apokalyptische Songs und Endzeit-Visionen gelten als Markenzeichen einer immens kreativen Combo, die es sogar fertig brachte, in Zeiten der gerade frisch aufkommenden NDW- und Techno-Pop-Bewegung in ihrer Weise mit nichts vergleichbare Statemens zu setzen, die den Zeitgeist der 80er wiederspiegeln als man zu Demozwecken auf die Straße ging.

Hier passen alle Bonustracks prima in den Gesamtkontext, weshalb sich dieses geschickt auf der Schwelle zwischen Kraut- und melodic Hard Rock bewegende Album nicht nur Krautrockfanvolk bedenkenlos empfehlen lässt, sondern auch Leuten, die solche Grengänger zumeist schätzen. Allein das provokative Cover wo unter dem Rock von Glamour-Star Marylin Monroe eine Atombombe hochgeht, spricht für die Explosivität der abgehandelten Thematik dieser Krautrockinstitution Bände, selbiges gilt für die Rückseite vom Artwork. Erstmals nach dem 1982er Original auf Vinyl wieder veröffentlicht ergibt diese Sonderpressung für Krautrockfans mächtig Sinn, es war die Ära als Denkungsweisen aus dem linken Bevölkerungsspektrum die Gesellschaft aufrüttelnd zum Nachdenken bewegten.

Was bei dieser Scheibe sehr gut gefällt, ist das relaxt lockere Easy Goin-Feeling, wodurch der zeitlose Spirit experimentieller 70er Kraut/Hard Rockmusik gehaltvoll konserviert eingefangen wurde, gar nicht erst in Gefahr gerät verloren zu gehen.

An dieser Stelle noch ein dickes Danke an Neudi, dass ich die Ehre habe, dieses coole Teil zu reviewen, das vor positive Vibrations überquillt. Dieses Album als Highlightder BIRTH CONTRAL-Bandbio zu betrachten, ist keine Übertreibung. Bonustracks, rare Bilder (Memorabilia) und horizont erweiternde Liner-Notes zieren diese erste seit dem 1982-2025 Original-Release und erstmalige Wieder-Veröffentlichung des Albums auf CD remasterte Album. Genug damit, hier das...

Fazit: Zeitloses Elixier aus Kraut- und Hard Rock, dass den Test der Zeit trotz einstigen Untergangs heute mehr denn je würdevoll überstand, somit geradewegs verdient, auf eine höhere Stufe gestellt zu werden. Kultiger Krautrocktobak! 9/10