H.E.A.T - Welcome To The Future

04 heat

VÖ: 25.04.2025
(earMUSIC/Edel)

Genre: Hair Metal

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H.E.A.T

Im großen Kanon der neuen schwedischen Hair Metal-Kapellen stehen sie zweifelsohne ganz oben. Doch in den letzten zehn Jahren lief nicht alles rund für H.E.A.T, angefangen beim überproduzierten „Into The Great Unknown“, wo man sich wirklich nach dem Weg fragen musste. Wechselspiele auf den Positionen des Gitarristen und Sängers macht die Situation nicht besser, und der letzte Longplayer bot nicht so viel Abwechslung. Den typischen Achtziger-Drive ließ das pumpende „Force Majeure“ ebenso vermissen wie die nachgeschobene EP „Extra Force“. Im letzten Jahr machte sich der Fünfer rar, um sich auf die Stärken zu besinnen und mit „Welcome To The Future“ genau dorthin aufzubrechen.

„Tear It Down (R.N.R.R.)“ ist dann auch der einzige Song, der an den Vorgänger erinnert, wobei er mit Gangshouts und Orgelklängen reichhaltiger verziert wurde. Gangshouts wäre auch das Thema im Opener „Disaster“, der mit herrlich klebriger Synthfanfare eingeleitet wird, um dann mit metallischer Kante fortzuschreiten. Wie diese einem in der Strophe knallig um die Ohren gehauen werden ist schon großes Kino. So vehement geht sonst nur noch bei „Running To You“ zu, wobei hier oft die Tasten die Führung übernehmen, jedoch auch derart flott wie uns der Songtitel verspricht, gegen Ende nimmt die Nummer sogar noch mehr Fahrt auf.

Das man wieder mehr auf die Einsätze von Jona Tee setzt, tut der Scheibe sehr gut, eine Aussage, die bei beinharten Metallern für Angstschweiß sorgen dürfte. Da scheut man sich nicht vor einer Portion Bombast wie bei „Paradise Lost“ mit seinen Keyboardkaskaden, die sich über simple effektive Akkorde herabstürzen. Im hymnischen Chorus dann der absolute Kniefall vor dem Stadion, bevor beim Solo noch mehr Ehrerbietung fällig ist. Ja, genauso klangen EUROPE als sie in Sphären nicht von dieser Welt abhoben, das treibt einem die Freudentränen in die Augen. Im schwelgerischen „Losing Game“ serviert uns Dave Dalone noch eines, bei dem er vom Solo seines Tastenzauberers übernimmt.

Man könnte nun natürlich abkupfern unterstellen, aber was soll man tun, wenn die großen Vorbilder nicht mehr dahin zurückkehren wollen und uns schon lange auf neues Material warten lassen. Die Fanfaren von „Bad Time For Love“, die knalligen Arrangements, der raumfüllende Refrain könnten in der Art auch aus deren Baukasten stammen, sind aber stilsicher zusammengefügt. Und dann natürlich „Rock Bottom“, dessen Riff diesen Groove hat, als sich der Haarsprayrock den bluesigen Wurzeln annäherte. Die Dopplung mit den Synthesizerschüben bekommen so nur wenige hin, und bei Chorus kann die Faust gar nicht anders als immer wieder in die Luft zu gehen.

Doch nicht nur die Helden ihrer Heimat wissen sie gekonnt in die Jetztzeit zu transportieren, auch andere Legenden des Jahres werden runderneuert. Oder dachte jemand, dass Tobias Forge der einzige Schwede sei, der eine Pianolinie wie in „Runaway“ schreiben kann? H.E.A.T beweisen mit „The End“, dass sie diese Disziplin ebenso beherrschen. Eine andere kommt jedoch zu kurz, erneut ist keine Ballade am Start, „Call My Name“ kommt dem Thema mit seinen weichen Leadmelodien am nächsten, aber schließt die Lücke nicht vollwertig.
Was aber nicht unbedingt verwundert, da die Jungs mit soviel Elan bei der Sache sind, dass sie wohl einfach lieber losrocken wollten. Im Gegensatz zum Vorläufer grasen sie auch so fast alle Felder ab, welche die Spielart so bietet. Und wer auf dem achten Album noch so eine Spritzigkeit an den Tag legt, so schmissige, durchdachte und dennoch sehr kompakte Kompositionen raushaut, der hat schon gewonnen. Wunderbar authentisch produziert, macht die Scheibe einfach von vorne bis hinten Spaß, die Zukunft sieht rosig aus.

8,5 / 10

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