LOST SANCTUARY - Harbinger Of Chaos
VÖ: 28.02.2025
(Scarlet Records)
Style: Heavy Metal/Power Metal/Speed/Thrash und Progressive Metal
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LOST SANCTUARY
Konnte das Debütalbum noch als Projekts betrachtet werden, da es mehrere Songs umfasste, die innerhalb von zehn Jahren entstanden , kam unterm Strich ein flexibles Sammelsurium zustande, das gemischten Eindruck hinterließ; soweit der Eindruck des vor drei Jahren entstandenen zeiteise unausgegoren wirkenden selbst betitelten Erstlings 'Lost Sanctuary', dem vier Jahre später in 'Harbinger Of Chaos' das Nachfolgewerk folgt. Aus dem Projekt wurde nunmehr eine wirkliche Band. Umso wichtiger war, dass sich das begonnene gefestigt hat, was dem Zweitling umso deutlicher anzumerken ist, dessen klarere Strukturen sehr von Vorteil sind.
Dort, wo das selbstbetitelte Debüt noch arg schwächelte, klingt jetzt alles rund und frisch erneuert. LOST SANCTUARY sind kein Freund „moderner Plastiksounds“ was mich ungemein freut – so klingt das Gesamtergebnis vital in die vollen gehend.
Dan Baune & Crew haben mit 'Harbinger of Chaos' etwas geschaffen, dessen harte, langwierige Arbeit sich in jeder Hinsicht ausgezahlt hat. Das Albumcoverartwork passt nahezu perfekt zur Stimmung dieser facettenreich emotionalen Scheibe.
Mit dem krachend schnellen vor Riffdynamik förmlich explodierenden Power-Speed-Einstiegsopener wo das Schlagzeug fett klöppelt, wird gleich mal eine satte Metalhymne einschließlich Hey, Hey, Hey! Schlachtrufen rausgehauen, die sofort Lust auf mehr weckt. Dem schließt sich in „Chasing The Dragon“ gleich noch so ein Knaller an. Lamia's Call veredelt von Aliki Katriou rauscht als mächtiger Power-Thrash-Orkan mit mörderisch heftig fetter Wall of Sound einschließlich unwiderstehlich feinfühlig Heroischer Melodieführung ins Ohr. Straighte Metalabfahrten und Melodischen Parts halten sich geschickt die Waage, nicht weniger effektiv passen sich harrsche Deathgrowls mit ein, wodurch der ohnehin abwechslungsreiche Feger noch eine völlig individuelle Eigenstilnote bekommt.
„Ocean Grey“ (Memento Mori) entpuppt sich als Groove-Metal-Stampfer einschließlich fesselnder Melodielinien. In der geradlinig Power-Speed-Thrash-Peitsche von Titeltrack „Harbinger Of Chaos“ schaffen sie das Kunststück selbst heroischen Anteil mit einfließen zu lassen. Damit werden alle Stärken gebündelt auf den Punkt gebracht vereint. „Cosmic Serenade“ entpuppt sich als kraftvoll raumgreifend heavy getakteter Faustrecker mit einem echten Killerriff, aufgelockert durch poppiges Appeal, dessen bittersüßes Gift sich widerstandslos ins Ohr frißt, danach folgt der Groove-Thrasher „Eye Of The Storm“. Hier treffen wir einen alten Bekannten wieder, - den durch Castingshows bekannt gewordenen sehr vielseitigen Rockmusiker, Radiomoderator und Sänger von THE CORE, Martin Kesici, dessen ausdruckstarkes Organ bestens zur Gesamtdynamik von „Eye Of The Storm“ passt. Danach kommt in „Not Alone“ eine düster-melancholisch arrangierte, Hoffnung gebende Powerballade, die der klassischen Redewendung bei auswegsloser Lage: „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ umso mehr unterstreicht. Das Pfeifen im Song (eingang und Ende) hat etwas relaxtes zugleich signalisierendes:Nein, Du bist nicht allein, auch wenn alles trüb und trostlos erscheint. Tiefe Gänsehaut verurasachende Gesang sorgt dafür, dass Armeen von Nackenhaaren senkrecht zu Berge stehen, der heroische Wechselpart ab Hälfte wo die Geschwindigkeit anzieht, ehe die Gitarre ihr filigranes Leadsolowerk vollendet, ist regelrecht zum in die Kniee gehen. Der mit 7:11 Minuten längste Song wirkt derart vielseitig was für die gesamte Klasse dieser ausschließlich Killer keine Füller beinhaltenden Scheibe. Track neun, „Unbeliever“ lässt nocheinmal mitsamt garstigen Shouts varriend zu heroischem Klargesang den Groove-Thrashknüppel kreisen, zwischenzeitlich legt sich ein Mantel beklemmender Düsterheit über den Song, der schließlich zunächst in tempo gedrosselten Modus verfällt, um sich in eine herrliche Gitarrenorgie mit Hymnenflair zu verwandeln. Am Schluß löst das kraftvoll melodische Instrumental „Rhapsody Of Death“ gewaltig viel Progressive Power-Thrashalarm aus. Mit dem Progressiv gestalteten auf Mystische Strukturen und metallischen Grundhärtefaktor setzenden sich in Theatralik ergehenden das breite Spektrum zwischen schleppend, rhythmisch melodiös groovig und powerdynamisch heavy bedienenden Bonustrack „Desolate Eternity“ bekommt 'Harbinger Of Chaos' würdevollen Abgang.
Ein zeitgemäß abgemischtes Produtionsraster gibt dem Album soviel Kompaktheit, wie ein waschechtes auf Qualität statt Quantität setzendes Heavy Metal-Album braucht. Ein bunt gemischtes Einflusspektrum dessen Radius um Einflüsse wie FLOTSAM & JETSAM, NEVERMORE, frühe METALLICA, TRIVIUM, MYSTIC PROPHECY, PRIMAL FEAR, VICIOUS RUMORS und AVENGED SEVENFOLD usw., kreist, spricht ebenso für den Gehalt der Scheibe, - vieles davon und noch mehr spiegelt sich auf diesem faszinierenden vor spielerischer Finesse überquellenden Meisterwerk wieder, dessen Inhalt enorm knallend mitreisst, nie Langweilig wird, pausenlos fasziniert.
Donnerwetter! Mit solch einem Paukenschlag in Form hochkarätiger Steigerung hätte ich wahrlich nicht gerechnet! Dieses Album versetzt in Begeisterung! 'Harbinger Of Chaos' outet sich als gelungene Steigerung zum qualitativ schwächeren Debüt. Ein Gesamtwerk, das durch und durch METAL ist, in Sachen Vielschichtigkeit, Power, Melodie, Dynamik und Esprit zeigt, wo der Hammer hängt.
Fazit: Faustrecker und Headbangerhymnen verbunden mit Abwechslung, so weit das Auge reicht, das sag ich nur geil, geil, geil! 9/10