SIMON MCBRIDE - Recordings 2020-2025
VÖ: 14.02.2025
(earMUSIC/Edel)
Genre: Blues Rock
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SIMON MCBRIDE
Mit ihm hat es zuletzt bei DEEP PURPLE einen kaum mehr für möglich gehaltenen Aufschwung gegeben. Fans und Kritik feiern „=1“ gleichermaßen ab, nachdem der Mann schon die Liveauftritte energetischer gestaltete. Mit ihm hat man einen guten Fang gemacht, der ja als Ersatz für Micky Moody bei SNAKECHARMER zumindest familiären Stallgeruch hatte. Zumeist war SIMON MCBRIDE im Blues Rock unterwegs und veröffentlichte einige Soloalben, zuletzt kurz vor seinem Einstieg beim Flaggschiff „The Fighter“. In den letzten Jahren war er sehr beschäftigt, weswegen es fast an ein Wunder grenzt, dass mit ihm und Don Airey gleich zwei Mitglieder Soloplatten veröffentlichen. Vom Titel her dürfte „Recordings 2020-2025“ keine konzise Studiosession gewesen sein.
Wie viele Blueser nimmt auch der gute Simon nicht nur eigenes Material auf, sondern setzt vor allem in der ersten Hälfte auf Stücke anderer Künstler, die er sich zu eigen macht. Dabei wird trotz der verteilten Studiozeit eine hohe Dichte in die Endergebnisse gebracht, die einfach in seinem Gitarrenklang begründet sind, der die Scheibe dominiert. Ebenfalls bei seinem Kollegen aktiv ist Bassist Dave Marks, an den Drums sitzt Marty McCloskey. Das Powertrio füllt genau die Bezeichnung mit neuer Frische und gibt sich angenehm rau und erdig, kommt ohne Tastenbegleitung aus.
Bei der Auswahl der Nummern beweist der Ire ein feines Händchen, wobei man vieles so nicht von ihm erwartet hätte. Die Art Popper MR. MISTER hatten bekanntere Lieder als „Uniform Of Youth“, doch auch jene wären kaum wiederzuerkennen gewesen. Kein Synthesizerbombast, dafür die Riffs sehr dominant und trocken im Rhythmus. In die selbe Richtung zielt „Kids Wanna Rock“ vom BRYAN ADAMS-Klassiker „Reckless“, das noch härter und direkter rockt als das Original. Was überrascht ist der Druck, der dahintersteht, wie voluminös die Produktion gestaltet ist ohne an Kantigkeit einzubüßen.
Eine weitere Überraschung aus den Annalen des Pop Rock der Achtziger dürfte „Ordinary World“ von DURAN DURAN sein, welches er mit feinen Leads und der Klampfe in der Strophe veredelt. Noch mehr wird „Lovesong“ der Stempel aufgedrückt, von der Gothic-Attitüde der CURE ist nichts mehr übrig. Vielmehr scheint lyrischer Blues durch, wie wir ihn von Joe Bonamassa kennen. Den Szenefürsten meint der Hörer auch in „Gimme Something Good“ zu vernehmen, wobei hier das Original von RYAN ADAMS sanfter interpretiert wird, dafür mit gefühlvollerem Gitarrenspiel.
SIMON MCBRIDE bringt alles auf den Tisch was er zu bieten hat, seine ganze Vielfalt und Dynamik. Damit gibt er jedem Tune wonach es verlangt, traditioneller Blues geht ihm selbstredend reibungslos von der Hand. „Grandma´s Hands“ von BILL WITHERS kommt folgerichtig am nächsten an die Original, ebenso „The Stealer“. Natürlich sind THE FREE absolut seine Wurzeln, wobei das ruppige „Heartbreaker“ tatsächlich ein Eigengewächs darstellt. Faszinierend auch wie viel Power er „I Gotta Move“ von den KINKS einzuimpfen versteht, das raucht wunderbar.
Bei den selbst verfassten Liedern nutzt er in „Don´t Dare“ so richtig den Fuzz, sonst ist der Saitenhexer cleaner unterwegs. Mit den Klassikern, denen er teilweise Tribut zollt kann er verständlicherweise nicht ganz mithalten, dahinter verstecken muss er sich keineswegs. Auffällig sind die meist deutlich längeren Laufzeiten seiner Nummern, Zeit, die er vielfach zum solieren benutzt, wobei die Brillanz des Mannes noch deutlicher zum Vorschein kommt. Im rockigen „Dead Man Walking“ baut er in der Mitte noch viele ruhige Töne ein, als wäre „Recordings 2020-2025“ nicht abwechslungsreich genug.
Tonnenschwer schleppt sich “Hell Waters Rising“ daher, wobei die Saiten wunderbar tief dröhnen dürfen und weitere Spielwiesen geboten bekommen. Vollständig toben diese sich in „Fat Pockets“ aus, das eindeutig von Hendrix inspiriert ist, Marks weiß am Bass Akzente zu setzen und McCloskey darf die Stöcke kreisen lassen. Neun Minuten nimmt am Ende „So Much Love To Give“ ein, das alle Facetten beinhaltet, welche diese Scheibe so großartig machen. Vom bluesigen Beginn über den verspielten Mittelpart hin zur Tempoaufnahme und wieder herunterfahren, wobei McBride auch am Mikro eine gute Figur macht.
8 / 10