WARFARER - A Tale Beyond The Pale


VÖ: 15.11.2024
(Inverse Records)

Style: (Melodic) Folk/Death Metal

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WARFARER

Eine Geschichte über das Jenseits wollen WAYFARER aus Tampere (Finnland) berichten. Inhaltlich bei der von der Finnischen (Melodic) Folk-Deathmetalcrew aufgearbeiteten Geschichte brutal zu. Was harmlos klingt ist für nervenstarke Gemüter gedacht, Gegenteilige wären hiervon extrem geschockt, deshalb ist dieses Produkt bei dem es sich um ein Album-Debüt handelt, für einen Teil der Metallerschaft nur mit Vorsicht zu genießen.

Zur Geschichte selbst: Eifersucht, Intrigen, Wikingerüberfälle und Bruderduelle im Mondlicht all dies und noch so einiges mehr steckt in dem Konzeptalbum von WAYFARER, deren spannendes Debüt sich auf nichts besonderes, wie das Infoblatt schwärmerisch vorgibt, sondern bekannter Thematik annimmt. Der Jüngere von zwei Brüdern übernimmt nach dem Ableben des Vaters entgegen seines dazu bestimmten älteren Bruders das Erbe als Stammesführer. Dies führt zu starkem Unmut des älteren weil erstgeborenen Sohnes (der  durch Begehung einer schändlichen Tat von seinem Vater entehrt das ihm eigentlich zustehende Amt als Stammeshäuptling verliert) gegenüber dem jüngeren Bruder. In einem gemeinsamen Raubzug gegen ein südlich gelegenes Dorf nimmt die Geschichte die vorhersehbar dramatische Wendung. Trotz mehrerer Versuche gelingt es dem älteren Bruder nicht seinen jüngeren Bruder mit dem Dolch in den Rücken zu töten, als alle anderen gefallen sind, kommt es schließlich zum Zweikampf der beiden Brüder, den der ältere im Aufgang der Morgensonne für sich entscheidet und mit dem leblosen Körper des jüngeren Bruders den er seinem Dorf als gefallenen Stammes vorführt, ist der ältere Bruder laut Stammesgesetz berechtigt den Platz als neuer Stammeshäuptling einzunehmen. Unzufriedenheit, das der ungeliebte ältere Bruder den Stamm anführt und Gerüchte über den Tod vom jüngeren zuvor zum Stammeshäuptling erklärten Bruder sowie das eifersüchtige Wesen des älteren Bruders, für den selbst nach Tod seines jüngeren Bruders dessen Beliebtheit im eigenen Stamm unerträglich wird, entfesselt mächtig Wut unter den Stammesmitgliedern, die ihren Häuptling hassen. Allein, verachtet in der Ruinenlandschaft seines eigenen Verstandes gefangen, zieht sich der erstgeborene Sohn zurück in den Norden, während ihn das Erkennen seiner Taten in trauernden Wahnsinn treibt. In dem Bestreben sein eigenes Ende zu finden, marschiert er in Richtung des dunklen Flusses Tuonela. Im Schnee zusammen brechend sieht der erstgeborene Sohn wie sich die Tore zu den Welten im Jenseits öffnen – somit verlässt der erstgeborene das Diesseits; anstatt den von ihm innig herbeigesehnten Friede im Jenseits zu finden hinterlässt er als Erbe sein erschreckend trauriges Vermächtnis – den Mythos des Brudermörders. Soweit im groben die Erzählung.

Musikalisch wurde ein stimmungsvoll die Gesamtdramaturgie hinter dem Ereignishorizont erzählendes die Handlung verpackendes Folk-Death Metal-Gewand geschneidert angefangen mit der Vorgeschichte der gemeinsam aufwachsenden Brüder bis zum Verrat über die Vereinsamung des Erstgeborenen einschließlich dem Ende seiner kurzfristig begrenzt erfolgten Herrschaft als Stammeshäuptling) zu dessen Hauptbestandteilen harrsche Deathgrowls, spannende Rhythmus-Tempo und abrupt sich Emotionswechsel, melancholische Folkpassagen, mehrstimmige Männer/ Frauen- Choralgesänge, treibend schnelle Tempoausbrüche, heroisch galoppierende Sequenzen und beissend aggressive Grundstimmung zählen, die am Ende durch majestätische Choräle unerwartet freundlich ausklingt, schließlich handelt die Geschichte von einem König, der ausersehen, aber nicht dazu bestimmt war. Auf dem Coverartwork ist der endlos lange Gang des erstgeborenen gen Norden, mitten durch tiefen Schnee hindurch zwischen brennenden Häusern zu sehen. Nach Betrachtung aller Zutaten ist eine handwerklich mitreissend umgesetzte, irgendwo im Schnittmengenfeld von CHILDREN OF BODOM, ENSIFERUM und VERIKALPA liegende Mischung entstanden.

Fazit: Lehrreiches Drama, dass zum wiederholten Male aufzeigt, wohin Eifersucht, Intrigen, Machtspiele, Neid, Missgunst und Verrat innerhalb der eigenen Familie führen. Direkt in den Wahnsinn, gefolgt von der Hölle, wohin der Weg von gewaltigen Wänden lodernder Feuersbrunst im Regelfall gepflastert ist. 8/10