OPETH - Last Will And Testament


VÖ: 22.11.2024
(Reigning Phoenix/Warner)

Style: Progressive (Death) Metal

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OPETH

OPETH legen ihr nächstes Album vor. Positiv daran ist, die Schweden um ihren Bandleader Mikael Ackerfeldt orientieren sich wieder ein Stück weit an ihrer Death Metal-Basis, ohne ihr freizügiges Progressivefaible zu verlieren. Entgegen vieler OPETH-Releases fehlen die 70er-Anteile deutlich. Heraus gekommen ist unter'm Strich ein hochkomplex anspruchsvoll Gesamtwerk für das ein Hördurchlauf allein um es nur einigermaßen vollständig zu erfassen überhaupt nicht genügt.

Getreu dem Credo „Das Ungewöhnliche dem Offensichtlichen vorziehen“ geht es derart komplex wie bei kaum einem anderenStudiorelease zur Sache, was schon etwas heißen will, komplex waren und sind OPETH in aller Regel immer. Bezüglich des Inhaltes werden sämtliche gewohnten Maßstäbe komplett gesprengt durch opulent facettenreich beladene Gesamtausgestaltung diverser Instrumente bestückt. Auch Gastauftritte von Größen wie JETHRO TULL-Bandleader Ian Anderson (der sowohl Flötenklänge als auch erzählerische Storytellingparts beisteuert, EUROPE-Sänger Joey Tempest, sowie Akerfeldt's Tochter Mirjam (ihr Organ klingt zeitweise gespenstisch) kaum hervor, deren Beteiligung sich wie Mosaiksteine nahtlos in das Gesamtwerk einpassen. Dahinter stehende Geschichte der Testamentseröffnung betreffs Hinterlassenschaft eines verstorbenen Patriarchen reicht von düsteren, dazu in Verbindung stehenden Emotionsausbrüchen bis in verstörende Grenzbereiche.

Sprechparts, abrupte Stimmungswechsel, Deathgrowls, Streichinstrumentarium, Orgel, Mellotron, Keyboard, Flöte und vieles mehr ergeben den vielseitigen Inhalt eines vor geballt knisternder Energie regelrecht explodierenden Tonträgers. Mittels kräftiger Unterstützung von THE HEARD/Ex-CRUCIFIED BARBARA-Gitarristin konnte Akerfeldt den Songwritingprozess der Scheibe vornehmen, darauf ist erstmals der seit 2022 ins Band Line Up gerückte Drummer Waltteri Väyrynen zu hören. Für ein solch überdimensionäres Album reicht ein Studio bei Weitem nicht. Aufgenommen wurde in mindestens vieren. Dafür zog es die Band in die Rockfield-Studios (Wales), nach Stockholm in die Atlantis und Hammerthorpe Studios, Stockholm und einen weiteren Schliff bekam die Scheibe in den Angels Studios, London verpasst. Mike Showell betätigte sich als Soundmaster in den Abbey Road Studios, das Produzentenzepter nahm der schon oft erfolgreich OPETH-Alben arrangierende Stefan Boman in die Hand. Aus den Händen des bewährten Künstlers Travis Smith entstand zum elften Mal ein für die Band angefertigtes OPETH-Albumcoverartwork. Das Gesamtwerk spricht in seiner Vielseitigkeit verbunden mit außergewöhnlicher Breite für sich, ein Stück gesondert herauszuheben würde dem Gesamtergebnis nicht wirklich gerecht, deshalb nur soviel: Zur geistigen Erfassung dieses ungemein vielschichtigen Brockens werden Fans mit Faible für anspruchsvoll Genre verbindender Stile viel Zeit brauchen.

Fazit: Eine Herausforderung im vollständigen Sinne des Wortes. 9/10