DEVI TOWNSEND - PowerNerd
VÖ: 25.10.2024
(Inside Out/Sony Music)
Genre: Progressive/Industrial
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DEVIN TOWNSEND
Ein Quell unbändiger Kreativität, der in jedem Jahr ein neues Album auf den Markt bringt und dazu noch ausgiebig tourt. Dazu noch so ziemlich nach allen Richtungen seine Fühler ausstreckt und in seinen Kosmos einbettet. Im letzten Jahr legte DEVIN TOWNSEND sein Referenzalbum „Infinity“ neu auf, nun steht der Nachfolger von „Lightwork“ in den Läden, das vor zwei Jahren erschien. Seinerzeit ein sehr helles Artwork, was mit der leichten Ausrichtung der Scheibe korrespondierte. Diesmal eher in Grautönen gehalten bleibt die Frage, was uns das über die Scheibe sagt, auf jeden Fall passt der Titel „PowerNerd“ vortrefflich zu dem Kanadier.
Wenn weiß tatsächlich für lichte Momente steht, so lavieren Graustufen dazwischen, wobei die Frage sein wird, was schwarz ausdrückt. Der Mann wird es uns wissen lassen, denn die folgenden zusammenhängenden Platten sollen alle im Kasten sein, was nun wirklich nicht wundert bei ihm. Jedenfalls tendiert der titelstiftende Opener zu seinen härteren Werken, und prescht mit ordentlich Staccato nach vorne. Im Hintergrund hängen die Synthschleier, doch davor toben sich Drums und Saiteninstrumente nach Herzenslust aus, der Refrain kommt sogar recht punkig.
Im Fokus stehen zwar noch die sakralen Momente, doch wurde der Härtelevel eindeutig wieder angezogen, wie das stampfende „Knuckledagger“ belegt. Die rhythmische Komponente ist jedoch nicht so ausschlaggebend, Townsend packt eher Dynamik und Riffsperrfeuer aus, das bei „Goodbye“ einen starken Kontrast bildet. Richtig schwer präsentieren sich die Riffs in den dunklen Stücken, die farblich zu den unteren Bereichen des Covers passen. In „Falling Apart“ oder „Glacier“ wechseln sich die weiten Passagen mit den schwer malmenden Attacken ab.
Offener wird es bei „Gratitude“, wo es viel cleane Gitarren zu hören gibt, sowie fast rockige Akzente. Jene scheinen in „Ubelia“ noch mehr durch, streckenweise erinnert das an U2, fällt aber im Gesamtkontext nicht auf, was die große Kunst des guten Devin ist. Dafür sorgt auch die dichte, drückende Produktion, die alle Parts groß erscheinen lässt, so wirken scheinbar verrückte Dinge fast normal.
Weswegen der Mann am Ende seinem Ruf so richtig die Ehre erweist. „Ruby Quaker“ beginnt als Countryballade, bei dem er über den morgendlichen Kaffee referiert. Erst zieht das Tempo an, dann wandelt sich das Klimperpiano zum Synthesizersturm, wenn die Doublebass voll reinballert singt er immer noch über Kaffee und spendiert noch einen Breakdown obendrauf. So herrlich durchgeknallt ist nur einer, eben ein echter „PowerNerd“.
7 / 10