GHOSTHEART NEBULA - Blackshift


VÖ: 17.10.2024
(Meuse Music Records)

Style: Melancholic Doom/Death Metal

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GHOSTHEART NEBULA

Bands mit außergewöhnlichem Stil und Kozept sind rar gesät. Zu dieser seltenen Spezies gehören GHOSTHEART NEBULA aus der norditalienischen Lombardei-Metropole Mailand, deren intensiv dicht fluktierende ähnlich einer ganz klein beginnenden sich von einer Schwingungswelle zum reißenden Strom einger gigantischen Flutwelle steigernden Einleitungsklänge im knapp zwei Minütigen Eröffnungsintro fast unmittelbar direkt an eine mächtig wiederhallende Variante des finnischen Pagan-Blackmetal-Dunkelkonsortiums DRAUGNIM erinnern. Spätestens wenn Maurizio Caverzan seine raumgreifend tiefengrowls einsetzt, bestätigt sich dieses Bild. Im Kontrast zu diesen durch Mark und Bein hallenden Growls versetzt mit Monumental-Gitarrenriffwällen und harrschen Black Metal Eruptionen steht Lucia Amelia Emmanueli als Dame im Spiel, deren intensives Klartonvolumen es tatsächlich schafft, den Tiefengrowls Paroli zu bieten.

Nein, in diesem Kunstwerk steckt neben Melancholischem Doom-Death Metal viel mehr, auch futuristischer Gothic-Dark Metal und gelegentlich durchdringende Blackmetal-Elemente. Irgendein Teilstück aus dem Gesamtkunstwerk besonders hervorzuheben, fällt schwer, es würde diesem hohnspotten, unabhängig davon, dass BORKNAGAR-Gitarrist Oystein G. Brun einen Song mit Akustikgitarrensolo veredelt, und auch mal Pianoklänge ins Geschehen einfließen, könnte der Kontrast zwischen leise, gebrochen, verletzt, betrauernd, in sich gekehrt und gewaltig explosiv mächtig Hoffnung schöpfend wieder erstarkend laut keinen Deut weniger nachhallend sein. Mittendrin befinden sich diverse Farbpigmente, deren Tonstufen hell, mittel, dunkel in unzählig vielschichtiger Form durch den Raum schweben.

Ein Zitat von Carl Sagan aus dessen Buch Pale Blue Dot – was wortwörtlich übersetzt „Kleiner blauer Punkt“ bedeutet, trifft den Kern, worum es bei diesem opulenten Tonträger geht: „Unser Planet ist ein einsamer blauer Fleck in der großen, ihn umgebenden kosmischen Dunkelheit. Angesichts unserer Verlorenheit in dieser ungeheuren Weite, gibt es keinen Hinweis, das von irgendwo anders Hilfe kommt, um uns vor uns selbst zu retten.“ Ein weiteres Zitat bringt es noch kürzer und wesentlich einprägsamer auf den Punkt: „Die Erde ist eine sehr kleine Bühne in einer riesigen, kosmischen Arena.“

Unter Einbeziehung der Tatsache, dass die Inspirationsquelle zu diesem vielseitigen Raumtonklankunstwerk von Astrophysikerkoryphäe Carl Sagan kam, geht deren Gehalt innerhalb der verarbeiteten Textlyrik umso mehr in die Weite und Tiefe. Nach Durchlauf dieses Siebentrackers mit Intro heißt es komplett alles sacken lassen...

Anhängerschaft von ANATHEMA, DRAUGNIM, über LACUNA COIL, PARADISE LOST und THE GATHERING bis hin zu The 3rd AND THE MORTAL/THEATRE OF TRAGEDY sollte in diesem ausgedehnt facettenreich breitschichtigen Spannungsfeld zwischen bezaubernder Schönheit und abgrundtiefer Hässlichkeit füllenden Klangkosmos fündig werden. Am Anfang steht feste, flüssige und Gasförmig sich entwickelnde Materie, Leben und Geist hinzu kommt die Erkenntnis der Existenz auf einer Welt umgeben von gewaltigen Universum, das nur eines von zahlreichen im gewaltigen Multiversum zwischen Mikro und Makrokosmos darstellt. Am Ende wenn alles vergehen wird steht Nichts. Auch wenn sich dieser Prozess unendlich fortsetzt, entsteht dennoch bei jedem Anfang sich Neu-Entwickelndes, um vom Kosmos aufgesogen in gähnender Leere verschwindend zu Enden. Alle acht ihr kreatives Universum öffnenden Songkompositionen im Schnittmengenfeld 6:52 und 9:39 Minuten erfordern ihr Maß an Geduld, Einfühlungsvermügen und Aufmerksamkeit.

Was für ein intensiv raumgreifender Trip durch das Landschaftspanorama eines riesigen Labyrinths bestehened aus zerbrechlich liebevoller Schönheit, grundlegend emotional ausgefüllt von Hoffnung, Träumen, Ideen gekennzeichnetes Patchwork unmöglich erreichbare Distanzen zurücklegender Wanderungen zu entlegenen Pfaden, Küsten, Orten, Plätzen auf denen leere Horizonteinstellungen, impulsive Gefühlsregungen, Liebe, Lügen und Opfer den Weg in das Vakuum einer alles verschluckenden Unendlichkeit pflastern.

Fazit: Exzellent stilvoll majestätisch fesselnde Overtüre spürbar gefleckt kosmisch leuchtender Schönheitsromantik mit reichlich existentieller Dunkelzonen-Sphärenpräsenz. 9/10

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