HOUSE OF LORDS - Full Tilt Overdrive

10 houseoflords

VÖ: 11.10.2024
(Frontiers Music)

Genre: Melodic/Hard Rock

Homepage:
HOUSE OF LORDS

Während der Pandemie gab es ein kleines Beben im Line-Up der Melodic Rock-Helden. Drummer BJ Zampa ging von Bord und wurde vom Schweden Johan Koleberg ersetzt, der schon bei THERION und HAMMERFALL trommelte und bei WOLF aktiv ist. Die ohnehin wechselnde Bassistenposition wurde gar nicht mehr neu besetzt, den Job übernimmt Bandchef James Christian selbst. Dafür ist mit Mark Mangold ein Keyboarder dabei, der sich auf „Saints And Sinners“ gut einführte und neue Facetten einbrachte. Das war immer ein Problem von HOUSE OF LORDS, seit den ersten zwei sehr guten Scheiben unter der Ägide von Christian kam man nicht mehr an die Qualität heran und war stets zwischen Modernisierung und dem eigenen Erbe hin- und hergerissen.

So finden sich auf „Full Tilt Overdrive“ die Classicrockigen Anleihen wieder deutlich weniger als auf dem Vorgänger, speziell die Orgel findet kaum mehr statt. Lediglich im abschließenden „Castles High“ darf der Mann zeigen, was er als Nachfolger von Gregg Giuffria drauf hat. Mit dem serviert uns die Formation den ersten Longtrack ihrer Karriere, wobei sie als Markenzeichen jeder Disziplin lediglich ein langes Intro und Outro sowie ein ausgedehntes Solo bieten. Die getragenen Melodien und die stoisch nach vorne treibenden Gitarren wissen dennoch zu überzeugen, wie auch die weiblichen Backgroundchöre, für die wohl wieder Robin Beck, die Göttergattin von Christian im Studio war.

Wo auf „Saints And Sinners“ sich die Graupen erst gegen Ende einschleichen, kann sich der neue Rundling zum Ende hin steigern. Gewöhnungsbedürftig ist die Ballade „Don´t Wanna Say Goodbye“ zwar mit ihrer rein auf dem Synthesizer fußenden Instrumentierung, dafür können die Melodien begeistern. Synthies sind auch das Schlagwort beim folgenden „Still Believe“, wo diese sehr in den Achtziger schunkeln und auch den Chorus cheesy gestalten.
Dazwischen treiben die Melodien aber endlich mal, kommen ins Laufen, unterstützt von knalligen Arrangements. Noch besser macht es danach „State Of Emergency“, das atmosphärisch beginnt, dann anzieht und immer wieder mit dem Tempo variiert. Im Refrain treffen wir endlich auf einschmeichelnde Gesangsharmonien, zudem weiß Mangold wunderbare Keyboardstaccato unter die Akkorde von Jimi Bell zu legen.

Das Tempo rauszunehmen und über die Bridge hin zum hymnischen Chorus zu steigern ist in dem Genre sicher etwas stereotyp, doch funktioniert es immer noch, was man von vielen Stücken auf „Full Tilt Overdrive“ nicht unbedingt sagen kann. Zu sehr versuchen sich HOUSE OF LORDS an moderner Härte, wobei „Bad Karma“ da noch am meisten punkten kann, lässt der lockere Rocker doch an RATT denken. Gar nicht zünden mag der Opener „Crowded Room“, auf dem Koleberg sehr eindimensional spielt, es ist leider wieder die Produktion, die viel kaputt macht. Hier wäre vielleicht mal Input von außen angesagt, am Songwriting ist weniger auszusetzen. Es gibt Dinge, welche die Formation nicht kann, so oft so da ansetzen, was der hektische Titelsong unterstreicht.

Auch die ganzen modernen Ausflüge, die immer wieder sauer auf ihren Platten aufstoßen, es will ihnen nicht konsequent gelingen. „Not The Enemy“ orientiert sich offensichtlich an Kapellen wie AMARANTHE oder BEAST IN BLACK, welche fast tanzbare Elemente in ihre Version von Metal integrieren. Nicht nur, dass es jene besser können, stehen dem Track auch solche wie „Taking The Fall“ gegenüber, was „Full Tilt Overdrive“ uneinheitlich erscheinen lässt.
Schon beim akustischen Beginn muss man an das Titelstück von „Demons“ Down“ denken, das tief in der Geschichte der amerikanischen Musik wurzelt. Wie man diese dann in den Groove und den Stadionrefrain integriert war ein Kniff, der den Hair Metal in seiner späten Phase spannend machte. Damals hätten HOUSE OF LORDS es mit so einem Werk deutlich schwerer gehabt als mit der Klasse welche so seinerzeit veröffentlichten.

6 / 10

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