MICHAEL SCHENKER - My Years With UFO

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VÖ: 20.09.2024
(Ear Music/Edal)

Genre: Hard Rock

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MICHAEL SCHENKER

UFO sind endgültig Geschichte und wie es der Zufall wollte, war der Rezensent Zeuge ihres letzten Konzertes im Rahmen des Lieder am See 2022. Dabei ist Phil Mogg nach seinem Herzinfarkt wieder soweit genesen, dass er mit MOGG´S MOTEL eine neue Band am Start hat, was dem ganzen einen seltsamen Beigeschmack verleiht. Das Erbe will er auch nicht antreten und bei seinen eigenen Konzerten keine Stücke seiner alten Formation spielen. Der deutsche Gitarrengott schien sich auch eher zu sträuben, bei seinem Gig auf dem SwedenRock brachte er nur Solomaterial. Umso überraschender, dass MICHAEL SCHENKER das Jubiläum seines ersten Albums bei den Briten mit einem Album voller Neueinspielungen feiert. Kann „My Years With UFO“ den Songs mit den vielen Gästen neue Facetten abringen?

Um es mal von vorneherein klar zu stellen, was hier an Kompositionen aufgefahren wird gehört zum absoluten Tafelsilber des melodischen Hard Rock. Niemand vereinte so gekonnt knallige Breaks, packende Riffs, griffige Melodien und Power wie jene Formation. Im Prinzip definierten sie ein ganzes Genre, und mit seinen Soli wurde Schenker der Archetyp des Gitarrenhelden der Achtziger. Ohnehin nahmen die fünf Scheiben mit ihm in den Siebzigern so ziemlich alles von der Dekade vorweg.
Für das nun vorliegende Werk nahm sich Schenker ausschließlich Titel des Livealbum-Klassikers „Stranges In the Night“ vor, dem krönenden Abschluss jener Ära. Dass da noch ein Füllhorn anderer Killertracks entstand geht fast unter, „Can You Roll Her“, „Just Another Suicide“, „Love Lost Love“, „Highway Lady“ oder „Packt It Up (And Go)“ seien exemplarisch genannt. Hier hat man es quasi mit der Quintessenz der Essenz zu tun, was dieses Genre zu bieten hat.

Und wenn der große Saitenhexer ruft, folgen viele und veredeln die Nummern mit ihren Beiträgen. Wobei die größte Überraschung W. Axl Rose der einst gefährlichsten Band sein dürfte, der mit „Love To Love“ seine emotionale Seite hervor kramt. Auch sein Kollege Slash stand bei „Mother Mary“ zur Verfügung“. Ansonsten natürlich die üblichen Verdächtigen, bei denen auch die Herren von EUROPE an zwei verschieden Liedern mitwirken. An Stammpersonal ist Keyboarder Derek Sherinian mit an Bord, die Drums bearbeitet Brian Tichy, wobei sich Carmine Appice bei zwei Tracks die Ehre gibt und Barry Sparks zupft den Bass. Von HELLOWEEN hätte ich eher Michael Kiske statt Kai Hansen erwartet und der langjährige Weggefährte Michael Voss darf natürlich auch nicht fehlen, selbst Stephen Pearcy von RATT bekommt „Shoot Shoot“ ordentlich hin.

Dabei hält sich Schenker keinesfalls an die Originalarrangements, sondern gönnt sich künstlerische Freiheiten oder greift auf liveerprobte Versionen zurück. Allen voran wie nichts anders zu erwarten beim von Hansen gesungenen „Rock Bottom“, dessen Solo genauso ausufert wie bei den Konzerten. So streckt er das Stück auf elf Minuten, nimmt zwischendurch das Tempo komplett raus für seine Klassikadaptionen, bis er zum Schluss fulminant aufdreht. Am Ende von „This Kids“ lässt er Sherinian von der Kette, was sich dieser nicht zweimal sagen lässt.
Klangtechnisch wurde da noch mehr Druck dahinter gegeben als bei allem was Voss in den letzten fünfzehn Jahren für den Gitarrengott produziert hat. Das drückt gewaltig nach vorne, das Ensemble lässt es so richtig knallen. Klar wurde da einiges den modernen Hörgewohnheiten zum Wohl komprimiert, manches bekommt mehr Raum, wie die Keyboards. Die Orchestrierungen beim epischen „Love To Love“ drängen das ruhige der Soli etwas zurück, anderenorts sorgt es für mehr Ausgewogenheit.

Was man etwas vermisst ist der spezielle Charakter der Vokalisten denn ohne auf das Beiblatt zu schauen sind die nur schwer erkennbar. Klar hat man immer den Gesang von Phil Mogg im Ohr, und viele versuchen sich an seinen Tonlagen. Aber ein Biff Byford sollte bei „This Kids“ klarer zu erkennen sein, ebenso wie ein Joey Tempest in „Only You Can Rock Me“ oder Dee Snider, der sich „Natural Thing“ annimmt. Aber gerade für Neueinsteiger könnte das Klangbild einen Mehrwert darstellen, in welcher Fassung auch immer bleiben diese Klassiker ohnehin unzerstörbar. Ebenso kann man keinem der Beteiligten vorwerfen, sich nicht ins Zeug zu legen, die Spielfreude ist allgegenwärtig, und was Schenker selbst solistisch abliefert ist unfassbar genial, man höre "Let It Roll".

8,5/10

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