BLUES PILLS - Birthday

08 bluespills

VÖ: 02.08.2024
(Throwdown Entertainment/BMG))

Genre: Retro Rock

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BLUES PILLS

Mit dem letzten Album begann der leise Abstieg der einst gefeierten Jungstars, die in Schweden ihre Heimat fanden. Doch der Weggang ihres Gitarristen Dorian Sorriaux konnte auf dem dritten Album nicht kompensiert werden, nachdem man auf den ersten beiden fast alles richtig gemacht hatte. Mit Bassist Zack Anderson wurde allenfalls eine Notlösung gefunden, die BLUES PILLS kamen aus ihrer Kommune nicht mehr raus, fanden keine neuen zündenden Funken mehr. Vier Jahre und eine Babypause später will es die Formation noch einmal wissen und legt „Birthday“ vor. Doch wer hat Geburtstag und gibt es überhaupt etwas zu feiern?

Schon gleich der titelstiftende Opener möchte die verneinen, denn das kommt noch trockener aus den Boxen als schon „Holy Moly“. Spielte man früher gerne auf Desertfest und ähnlichen Happenings, so scheint der dort häufig anzutreffende Stoner Rock seine Spuren hinterlassen zu haben. Wüstenähnliche Kargheit bestimmt das Klangbild, die Riffs sind kantig und verschroben, wissen einen aber nicht direkt abzuholen. Mir fehlt da einfach die Wärme speziell des zweiten Albums „Lady In Gold“, bei dem die Band in Person von Rickard Nygren einen Keyboarder in ihren Reihen wusste. Wenn mal Tasten auf der neuen Scheibe auftauchen, dann als seltsames Synthsolo, dass nicht zum Riffrocker „Piggyback Ride“ passen will.

Es sind eher die Melodien, die durchaus im Ohr bleiben, das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Ob das wirklich ein Vorteil ist, sei mal dahin gestellt, denn irgendwo sind die Songs auch beliebiger, bergen nicht mehr das Geheimnisvolle früherer Zeiten, sind berechenbarer geworden. Den hypnotischen Groove, den man einst von ihnen kannte findet man nur noch in „Bad Choices“, doch auch die Nummer lebt vom plakativen Refrain. Hätte man wenigstens auf ein paar knallige Arrangements gesetzt, aber so hält man sich damit dezent zurück, flirtet fast mit dem Alternative Rock. Klar hat das alles seine Wurzeln in den Siebzigern, doch im Retrogewand gelangen bessere Kompositionen als im postmodernen.

Das ist die Krux bei der Sache, denn aufgrund von Elin Larssons immer noch betörenden Gesangs erkennt man die Band direkt wieder, spürt aber die Veränderungen. Später im Verlauf von „Birthday“ schleichen sich hintereinander ein paar Titel, die ruhig beginnen, um dann das Tempo anzuziehen. Doch auch hier mangelt es an Dynamik, auch wenn die Übergänge gut ausformuliert wurden. Die Frontfrau weiß insbesondere in „Shadows“ meisterhaft zu croonen, verziert mit Piano, Slides und der bluesigsten Schlagseite aller Nummern gehört diese zu den Highlights.
Wenn dann Gegensätze auftauchen irritieren sie etwas, Lieder wie „Back On The Horse Again“ führen den auf „Lady In Gold“ begonnenen Weg weiter, im Hintergrund erheben sich feine soulige Chöre. Wobei manches zu einfach gestrickt ist, hier jedoch kann Anderson mit seinem wohl besten Solo glänzen. Dem stehen eben diese alternativen Anleihen mit dem trocken pulsierenden Bass gegenüber, „Don´t You Love It“ riecht verdächtig nach Neunzigern.

Was mal überraschend und frisch rüber kam, wirkt eher ziellos, lediglich „Like A Drug“ besteht den Lückenschluss. Hier läuft der Bass psychedelisch voran, die Akustische flirrt, die Gitarre fließt sanft, man erkennt auch einen Aufbau im Song. Das geht ob der knappen Laufzeit den meisten Stücken ab, die einfach nur geradlinig ihr Schema durchziehen. Sicher ist „Birthday“ keine schwache Scheibe geworden, dazu ist das handwerklich auch zu gut umgesetzt, hat streckenweise Power und Larsson ein unglaubliche Passion. Von der Strahlkraft reicht man dennoch nicht mehr an das Frühwerk ran, dies machte ein Versprechen, welches einfach nicht eingelöst wurde. Die Zukunft wird zeigen, ob die BLUES PILLS das Ruder nochmal rumreißen können.

6,5 / 10