TONIC - This Way


VÖ: Bereits erschienen
(GoldenCore Records/ZYX)

Genre: Kraut-/Art Rock

Website:
Golden Core Records

Allein der Blick auf's Coverartwork verrät mir, dass es sich bei diesem Tonträger um eine verdammt seltene Rarität handeln könnte. Und siehe da, die in den 80ern über das Peak-Label erschienene Original-LP ist nicht unter 100 Euro zu bekommen. Krautrockfans, denen die Stuttgarter Formation EULENSPYGEL etwas sagt, werden am ehesten mit diesem Teil zurechtkommen, das für viele auf den ersten Blick reichlich gewöhnungsbedürftig ist, jedoch spürbar seinen Reiz hat.

Achim Bosch, der u. a. Kapellen wie SINNER, IRIS oder FLOATING OPERA soundtechnisch abmischte, hat hier ganze Arbeit geleistet. Unter Krautrock-Fans gilt das LP Original als echtes Liebhaber- und Sammlerkleinod. Warum das so ist, zeigen alle sechs Tracks, angefangen von „Once I Had a Dream“ endend mit 'Against The Fear Of Death'. Auch die vier dazwischen liegenden Songs „Ask Me No More“, „Sometimes“ der Titelsong wird mittels Hintergrund-Orgel zeitweise raumgreifend episch, Progressive wird inklusive hippieskem Krautrockanteil ebenso viel Hang zum Classic Rock entwickelt, während gelegentlich beschwingte Freejazzausbrüche ("Black Boy")  Kontrast zu gedehnt nachdenklicher Klangzauberei zum Träumen schaffen. Seltene Instrumentierung (Flöte, Orgel Geige, Saxonphon) ergeben eine kunterbunt strukturiert zusammenfließende Mischung. - Klangteppiche bei denen sich Horizonte öffnen. Feinmechaniker werden dieses Gebräu mögen, Grobmotoriker daran verzweifeln.

Die remasterte Version von Andreas „Neudi“ Neuderth und Überspielung des LP Originals durch Patrick Engel hat ein seltenes Genrekleinod zu Tage gefördert, dass es in der Form im Prinzip eigentlich schon fast nicht mehr gibt. Obgleich es nur bei diesem einen Album der Stuttgarter Krautrockband TONIC blieb, spricht das musikalische Legat dieses in fremde Sphärenwelten driften lassenden Tonträgers in jeder Hinsicht Bände. Auch der allein recht spezielle Gesang hat seine zahlreich großen Momente die zwischen getragen episch, geheimnisvoll melancholisch, gediegen sanft heroisch und verträumt liegen. 

Nun, wie lässt sich eine solcherart kauzverquerte Mischung beschreiben? Aus meiner Sicht am ehesten als eine nahtlos fließend übergehende Fusion zwischen Art Rock (ALAN PARSONS, ELOY) mit Experimential-Rock (GONG), Classic Rock (BARCLAY JAMES HARVEST, JETHRO TULL) und Hippierock (C.C.R.) zu verknüpfen. Musik zum Träumen sich unmittelbar hineinfallen lassen, den Kopf vollständig innerlich frei machen. Flöte, Saxophon, Geige, Orgel/Keyboard und wechselnde Laut-Leise Dynamik sorgen für genug Kontrast dem spannungsgeladener Unterton genauso wenig fehlt. Klänge, die beruhigend auf die Seele wirken, zeitweise wird's mystisch, sanft, episch, experimentiell und spannend. 

Was für eine Perle! Dieser experimentielle Krautrockrelase weckt Erinnerungen, berührt, verzaubert mit magischen Momenten. Anhängerschaft von ALAN PARSONS PROJECT, BARCLAY JAMES HARVEST, C.C.R., ELOY, GONG über JETHRO TULL, PINK FLOYD, RICK WAKEMAN bis VAN DEN GRAAF GENERATOR bekommen hier ein Elixier verabreicht, das diverse Gengrößen streifend sich jedem Direktvergleich ganz beharrlich entzieht. Nicht nur musikalisch ein Genuss, offenbart sich dieses Album als echte Herausforderung für überzeugre Musikliebhaber.

Fazit: TONIC schafften es auf 'This Way' puren 70er Hippie-Zeitgeist essentiellster Prägung mit Art- und Experimential-Rock zu verknüpfen und etwas zu schaffen, dass wiederum so zeitlos ist, dass es eigentlich gar kein Superlativ dafür gibt! 9,5/10