AIVVASS - Spiritual Archives
VÖ: 18.07.2024
(Darkness Shall Rise Productions)
Genre: Spiritueller Okkult Folk-Doom
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AIVVASS
Zwei EP's in einem nicht unweit entfernt liegenden Zeitraum zusammengefasst, die zu einer Compilation zusammengefasst, als vollständiges Album durchgeht, sind Anlass genug, ein vollständiges Album daraus zu machen.
Aiwaz oder AIVVASS deutet sich als Name des unbekannten Geistes, von dem Aleister Crowley laut eigener Aussage sein 'Buch des Gesetzes' diktiert bekam. Dass es bei den dieses in Bezug auf Coverartwork, Bedeutung und musikalischen Inhalt betreffenden Urhebern AIVVASS reichlich obskur zugeht, verwundert kaum, zumal für diese Compilation der bekannteste zugleich kontroverseste Okkultist des 20. Jahrhunderts, Aleister Crowley und sein Werk 'Liber Al Vel Legis' Pate standen. Akustikgitarre und feinfühlige Frauen-Hintergrundgesänge sorgen für stimmungs vollen Touch, um die Seele baumeln zu lassen, während im Ausgleich dazu raumgreifend schwere Doomgitarrenriffs auf kraftvollem Fundament den metallischen Anteil der kriechend zähflüssigen Okkult-Doom-Orgie präsentieren. Spiritueller Okkult Folk-Doom trifft es als Stilbezeichnung wohl am ehesten.
Songtitel wie „Satan“, „Baphomet“, „Lucifer“, „Witchcraft“ und „Cremation Of Care“ umgebens sich mit Psychedelischer Sphärenlastigkeit, über deren Rituellen Inhalte sich streiten lässt. Lucifer, Satan und Baphomet sind nicht dasselbe. Ersterer wird in der Bibel als der Teufel bezeichnet und somit seinem wahren Bedeutung beraubt, hat nämlich nichts damit zu tun. Das Wort luciferus entspricht dem griechischen phosphorus = Lichtbringer, der Name des reinen, hellen Lichtboten. Satan gilt als Verführer aus der bereits lange vor dem Christentum existierenden Jüdischen Glaubenslehre, während Baphomet eine Wesenheit symbolisiert, die zwei entgegen gesetzte dennoch zusammengehörige Aspekte vereint darstellt, Baphomet-Abbildungen sind in der Heavy Metalszene u. a. schon seit den 80er- NWOBHM-Heroen ANGEL WITCH-bekannt, deren T-Shirts dessen Gestalt ziert.
Das in solche Thematiken auch „Witchcraft“ (= Hexenlehre) mit einfließt gehört bei derartigen Inhalten bezeichnenderweise fast zwangsläufig dazu, sollte jedoch separater Betrachtung unterliegen, weil es in in der Hexenlehre weder Teufel, noch Satan gibt. In der heidnischen Glaubenslehre existiert Baphomet, eine optisch gesehen dämonisch wirkende Gestalt in sitzender Haltung mit gehörntem Ziegenkopf, weiblichen Brüsten und Pentagram auf der Stirn, dessen Darstellung viel älter ist als die im 19. Jahrhundert erstmals vom Okkult-Schriftsteller Èliphas Levi Zahed skizzierte Form. Die Figur vereinigt Mann und Frau, Himmel und Hölle, sowie Gut und Böse, symbolisiert das Zusammenspiel der Gegenteile.
Baphomet geht auf heidnischen Ursprung als gehörnter Fruchtbarkeitsgott schon bei den Kulturen der weit vor dem Christentum lebenden Ägypter und Kelten auf deren Abbildungen zurück. Im Mythraskult einer schon seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. bestehend mystischen Vereinigung, dessen Wurzeln in Griechenland liegen, finden sich Darstellungen des Brüderpaares Cautes und Cautopates, die im Prinzip nichts anderes zeigen als den heute erkennbaren Baphomet. Auch die Templer-Geheimloge verwendete Baphomet als religiöses Relikt für ihre Glaubenslehren.
Grundvoraussetzung, dieses reichlich obskure als zusammenfassende Compilation veröffentlichte Gesamtwerk zu mögen, ist ein starkes Faible für okkult angereicherten Doom spiritueller Prägung exzessiv kauzverquert bizarrer Art in Verbindung zu Folkigen Klangwelten. Intensiv spannend wie bereits erwähnte Songtitel gestaltet sich die schrittweise ihre Sphärenmomente steigernde spirituell veranlagte Musik, deren fesselnd kryptischen Abschluß ausgerechnet das PENTAGRAM-Cover „The Ghoul“ unter ein geschickt zwischen gedehnt mystisch folkoristisch raumgreifender Sphärenlastigkeit und schweren Doom Elementen balancierendes Raumklangszenario setzt.
Fazit: Gelungener Hybrid zweier Welten dessen Rituelle Okkult-Thematik sich auf packender Weise mit mystischem-Folkdoom Odeur verknüpft. 8/10