SNOWY WHITE - Unfinished Business

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VÖ: 14.06.2024
(Snowy White/Soulfood)

Genre: Blues/Blues Rock

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SNOWY WHITE

In den Nuller – und Zehnerjahren machte sich der Gitarrist und Sänger, der schon mit THIN LIZZY, PINK FLOYD und ROGER WATERS auf der Bühne stand ziemlich rar. Doch seit „Released“ 2016 geht es Schlag auf Schlag, vor knapp zwei Jahren war „Driving On The 44“ die bereits fünfte Scheibe in der kurzen Zeit. Mit dieser schaffte er es auf Position 27 zum ersten Mal in die deutschen Albumcharts, ein späte Würdigung seines Schaffens. Beim Nachfolger setzte er wieder auf wenig Personal und spielte bis auf das Schlagzeug fast alles alleine ein. Interessant vor allem, dass Thomas White die Drums übernimmt und der frühere Skinsman Juan van Emmerloot ein paar Tastenklänge zu „Unfinished Business“ beisteuert.

Der Titel ist passend gewählt, denn auch ohne Liveambitionen und feste Backingband hat SNOWY WHITE immer noch was zu sagen, er hat in dem Geschäft noch lange nicht fertig. Dabei gelingt es ihm immer wieder innerhalb seiner sehr engen Grenzen neue Aspekte hervor zu fördern, um die Sache interessant zu halten. Denn in seiner sehr warmen, weichen Version des Blues hat er es sich mittlerweile sehr gemütlich gemacht. Es gab schon Alben, wo White ein wenig aus seinem Korsett ausbrach, etwa phasenweise auf ein paar Releases Ende der Achtziger, wo er zu den Ursprüngen der Spielart zurück ging.

Interessanterweise klingt er hier wieder ein bisschen ursprünglicher als auf seinen melodiebetonten Vorgängern, was schon gleich der titelstiftende Opener belegt. Klanglich kommt das etwas rauer rüber, wobei seine Lässigkeit in keinem Moment angetastet wird. Doch das Grundriff erscheint etwas prägnanter und griffiger. Zu der Gangart trägt auch die akustische Gitarre bei, welche bei einigen Songs eine Rolle spielt.
Obwohl ja eher eine Zutat für ein ruhiges Erlebnis, hat sie doch etwas ganz urtümliches, was gut auf „Unfinished Business“ passt. Etwa zum Schlussakkord „All The Way Home“, wo auch wieder der Kontrast zwischen einem klar skizzierten Riff und der Klampfe herrscht. Ein paar psychedelische Noten ringt er sich auch noch ab, die sich wiederum fein an dem an spanischer Klassik angelegten Spiel paaren.

Am Ende das dritte Instrumental auf dem Album, was vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ist, zumal alle durchaus ein Strophe-Refrain-Schema aufweisen. Da fiel der Jam-Charakter von „LA Skip“ auf „The Situation“ doch spannender aus, auch wenn „Overland And See“ ungewöhnliche Ansätze verfolgt. Die abgehangene Slide-Dobro zu Beginn lockt auf die falsche Fährte, ihr Thema wird von der Leadgitarre übernommen, die für Whites Verhältnisse nach vorne gehen. Immer wieder spült das Piano eine jazzige Barnote hinein, die von einigen Breaks unterstrichen wirkt, teilweise begehren die wuchtig auf.

So ein paar Schlenker gönnt er sich auf jeder Scheibe, vermeidet so allzu sehr in seiner Welt gefangen zu sein. Selbstverständlich lässt er uns oft genug da hinein blicken, das relativ kurze „Evening Blues“ bietet seine bewährten Leads in beschwingter Form auf. Bliebe die Frage wann nach dem „Midnight Blues“ der „Afternoon Blues“ kommt. Noch besser vermag er diese in den sanften Stücken in Szene zu setzen, leise legt sich die Orgel unter „Alone With Me“, öffnet damit genau den Garten, in dem sie gedeihen können. Den Bass, bei den meisten Liedern vom Gitarristen selbst eingespielt drückt er hier besonders tief.

Noch tiefer geht „Endless Green, Deepest Blue“ rein, was schon der Titel belegt. Ganz sanft streicht er die Saiten, tupft die Leadtöne nur, dieses melodische Händchen sucht in der Szene ihresgleichen. Jedesmal auf´s Neue weiß er die Zuhörer damit zu berühren, ein erstes Solo geistert durch den Raum, wenn die Dynamik dann dramatisch anzieht wirkt das zweite wie gemalt. Kein Wunder, denn neben der Musik hat SNOWY WHITE das als weitere Kunstform entdeckt. Wobei seine Art Blues eine Kunstform für sich ist, hoffentlich hat er nach „Unfinished Business“ wirklich noch nicht fertig.

8 / 10