ARSTIDIR LIFSINS - Aldrlok


VÖ: 31.05.2024
(Ván Records)

Style: Atmosphärischer Pagan/Black Metal

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ARSTIDIR LIFSINS

Auf die im Dezember kurz vor Heiligabend 2023 erschienene 'Hermalausaz'-EP im Longplayformat legt das fleißige Deutschland/Island-Trio ARSTIDIR LIFSINS kräftig nach. Árni, Stefán und Marcél tun was sie seit jeher am besten können, heraus gekommen ist erneut ein wahrlich kaum in Worte zu kleidend ausgefallen detailverliebt vor Facettenreichtum berstend vielschichtiges Gesamtwerk.

'Aldrlok' nennt sich das aktuelle Studiolangeisen, es beschäftigt sich einmal mehr mit dem Fundus nordischer Mythologie. Zwei Disks jeweils in isländischer Sprache die zusammen 82:58 Minuten effektive Gesamtspielzeit ergeben das sprengt sämtliche Rahmen. Ausgefallen rare Instrumentierung ist seit jeher Bestandteil des isländisch-deutschen Trios, dessen unverkennbar eigene Handschrift bei allen neun Stücken unnachahmlich zur Entfaltung kommt. Rückblickend auf eine für Island schwierige Übergangszeit zur ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts nach der auch dort Spuren hinterlassenden Christianisierung 999/1000 von deren Geschichte wenig bekannt ist. In dieser turbulenten Zeit auch als „Sterbendes Zeitalter“ bezeichnet, wurden vormals ältere Strukturen überflüssig um Platz für neue Traditionen und Glaubensrichtungen zu schaffen, dennoch blieb in vielen Teilen des Landes der Glaube an die alten Götter und Mytholgie erhalten, was allein daran erkennbar wird, wenn man mal eine Wanderung in bzw. durch Island unternommen hat.

ARSTIDIR LIVSINS gehören in meinen Augen zu den innovativsten für die Szene unverzichtbarsten Combos, die es mit jeder Veröffentlichung schaffen kreativen Impuls zu setzen. Einschließlich Effekten aus dem Reich von Mutter Natur spricht die vertonte Musik dieser neun auf altisländisch gehaltenen Tracks komplett für sich, weshalb es unmöglich erscheint auch nur einen hervorzuheben, was dem außergewöhnlichen Trio in dessen Schaffensreichtum nicht einmal annähernd gerecht würde. Finstere Choralgesänge, pfeilschnelle Doublebassdrums, harrsche Tempoattacken, beissend nordisches Folkflair, theatralische Stimmungsbilder, überraschende Wendungen, seltenes Instrumentar (Vibraphon, Cello, diverse Gesangsperformances von Brüllen, Schreien, flüstern, harrsches Gegrowl, heißeres Gekrächz/Keifen), Geschichtserzählende (Storytelling) Parts, Mystik Folkanteile, Violine, Akustikgitarre, epische Momente spürbar zelebriert, Flöte u. v. m. machen dieses mit überraschenden Kehrtwendungen aufwartend gewaltige 'Opus Magnum' zur unentbehrlichen Pflicht für so ziemlich alle, die grundsätzlich von folkig umrahmt Heidnischem Spirit vergangener Jahrhunderte nicht genug bekommen.

Anhängerschaft extremer Klänge, der dieses begnadete Trio bisher unbekannt ist, sollte aufhorchen, sobald der Name fällt. Irgendwo zwischen majestätischen Momenten der Erhabenheit von BATHORY, experimentiellen FALKENBACH, wütendem EMPEROR-geknüppel, heroischen IMMORTAL/MITHOTYN, mystischen SATYRICON-Passagen inklusive Storytelling und alten ENSLAVED-Wikinger Tagen sucht sich dieses von blutigem Skalden-Kampfesrausch und Edda-Erzählungen beseelte Meisterwerk ungemein majestätisch den Weg ins Ohr.

Fazit: Anspruchsvoll vertonter einmal packend, nicht mehr loslassender Mythen-Sagenstoff aus altnordischem Legenden-Schatz, immens kreativer Sorte, der keinen ARSTIDIR LIFSINS-Fan enttäuscht. Bei soviel meisterhaft unmittelbar direkt miteinander verschmelzend geschmiedeter Pagan-Folk-Black Metalkunst werden Spannung, Bombast, mythologische Stimmungsbilder in facettenreicher Dramaturgie groß geschrieben. - Gigantisch facettenreiches Legenden-Elixier auf höchstem Top-Eliteliga-Level! 9,5/10