WARLORD - Free Spirit Soar

05 warlord

VÖ: 10.05.2024
(High Roller Records)

Genre: Epic Metal

Homepage:
WARLORD

Es scheint ja bei Kultbands, die nie den großen Wurf schafften in zu sein, dass die verbleibenden Mitglieder nach Ableben des Masterminds weitermachen. So ist es bei RIOT, die nun unter RIOT V fungieren, MANILLA ROAD, die als SENTRY weitermachen. Auch WARLORD mussten den viel zu frühen Tod von William J. Tsamis beklagen, der am 13. Mai 2021 im Alter von sechzig Jahren verstarb. Ur-Drummer Mark Zonder und Bassist Philip Bynoe mussten allerdings ein komplett neues Line-Up zusammen stellen, unter anderem mit nun zwei Gitarristen. Als Hauptsongwriter ist der frühere Saitenhexer noch schwerer zu ersetzen, weswegen sich die neue Formation vor allem an nicht fertig gestellte Songs für „Free Spirit Soar“ machte.

Zonder hat gleich beim Intro von „Behold A Pale Horse“ seinen Auftritt, der jedoch nicht so gelungen ist, wie er sein sollte. Das liegt mitunter daran, dass Tsamis bei der Produktion nicht mehr dabei sein konnte, der seinen langjährigen Mitstreiter vielleicht zu anderen Leistungen angespornt hätte, teilweise agiert die Koryphäe doch arg eintönig. Zudem ist sein Drumkit schlecht abgenommen, gerade die Becken klingen ziemlich matschig. Klar ist das eine Low Budget-Produktion doch bei Vorgänger „The Holy Empire“ zeigte die Band, was möglich ist. Da setzte in Liedern wie „70.000 Sorrows“ richtig Akzente, welche die Wucht herauf beschworen, am Ende des Openers werden die Löcher eher mit Keyboards gefüllt.

Jene sind auf keinem WARLORD-Dreher so prominent vertreten, wobei mit dem ALCATRAZZ-Mann Jimmy Waldo eben auch der prominenteste Neuzugang die Tasten drückt. In „Revelation XIX“ darf er sogar mit einem Solo ran, wo die Synthesizer früher eher sporadische Untermalung waren. Die Nummer ist wie der Eröffnungstrack kein Leftover des verblichenen Masterminds, sondern eine Neuaufnahme von Songs seines Neunziger-Projekts LORDIAN GUARD. Ich kenne die Originale zwar nicht, aber die Versionen fügen sich dermaßen gut ein, dass sie den Fluss keinesfalls stören. Denn „Free Spririt Soar“ reiht sich nahtlos in den bisherigen Kanon der Band ein und bietet wieder Epic Metal für Kenner.

Der darf gerne mal etwas Tempo aufnehmen und mit flotten Leads aufwarten wie bei „The Rider“, in der Disziplin legen die beiden neuen Diego Pires und der von CRYSTAL VIPER bekannte Eric Juris noch eine Schippe drauf. Besonders markant agieren die Sechssaiter in „Conquerors“, welches im Refrain dann in gewöhnliche Power Metalgefilde abdriftet. Sonst kann man Giles Lavery kaum einen Vorwurf machen, seine Stimmfärbung passt sehr gut zu der Legende der Band, was er speziell in den Strophen des Stückes beweist. Da ist diese Erhabenheit und Melancholie, welcher der besonderen Zauber innewohnt. Nach all den Jahren hat man sich seine ganz eigene Nische bewahrt, der Kompositionsstil ist unverkennbar.

Zu den Ausschmückungen gehören daher auch die maskulinen Chöre, die herrlich kauzig verhallt rüber kommen. Die meiste Wirkung vermögen diese für „The Bell Tolls“ entfalten, dessen Riff sich schwerfällig vor sich hin walzt, bis der Gesang eruptiv losbricht. Im Chorus unterstützen die Chöre und viel Syntheinsatz denn die epische Note, da bleibt keine Faust ungeballt am Boden. Wild erheben sich die Choräle in „Alarm“, dessen verzerrte Vocals ein paar neue Ideen bereithalten. Den ansatzweisen Furor findet man ebenso bei „Worms Of The Earth“, wo Zonder endlich beweisen kann, was in ihm steckt, wenn er sich mit den Gitarristen duelliert und schon die eröffnenden Leads geschickt akzentuiert.

Seine stärkste Leistung auf "Free Spirit Soar" ruft er im bereits erwähnten „Revelation XIX“ ab, das unterstützt von schönen Keyboardparts und sanften Leads das beste der atmosphärischen Intros abgibt. Ein passend getragener Schlusspunkt, in dessen Soli teilweise klassische Anklänge durchscheinen. Alles vom Drumming zusammen gehalten, welches den Dynamikaufbau so richtig forciert. Und mit dem endlosen weiten Refrain lässt sich perfekt in den Sonnenuntergang reiten. Hoffentlich nicht in den letzten für WARLORD, vielleicht schlummern in den Archiven des guten Bill ja noch weitere solche Schätze. Dann aber bitte mit etwas druckvollerem Klang und gerne auch früher als in elf Jahren.

7 / 10

 

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