SENTRY - Sentry


VÖ: 01.03.2024
(High Roller Records)

Style: Epic Metal

Homepage:
SENTRY

In tradtioneller Viererbesetzung Brian „Hellroadie“ Patrick (Gesang) Kalli Goldsmith (Gitarre), Phil Ross (Bass) und Andreas „Neudi“ Neuderth (Drums) liefern SENTRY nun ihr Debüt ab. Die Bandpalette dieses gestandenen Vierers aufzulisten wäre ziemlich obsolet, denn das hieße Eulen nach Athen tragen.

Dieser schon seit der schon 2023 erschienen 2-Track Sentry-Promo-EP sehnsüchtig erwartete via HIGH ROLLER-Label jüngst erschienene Silberteller klingt wie ein flotterer MANILLA ROAD-Ableger mit dicker Brise CANDLEMASS und einigen anderen Einflüssen. Dort wo die 2-Track Promo EP endete knüpft das erste vollständige nach der Band selbt benannte Studioalbum 'Sentry' nahtlos an. Für ein ursprünglich keineswegs auf MANILLA ROAD gepoltes Projekt eifern SENTRY viel zu sehr dem bekannten Original nach, in dessen Spur sie dereinst wandeln, was ihnen hinsichtlich des toughen Songmaterials dennoch nicht zum Nachteil gereicht.

„Dark Matter“ hüllt sich in den kauzverquerten MANILLA ROAD-Schleier, kombiniert mit CANDLEMASS-Schlagseite, aufgefüllt durch flotte fast in die Nähe von frühen RUNNING WILD-Tempowechseln rückenden Ergänzungsparts „The Haunting“ erföffnet mit an FATES WARNING gemahnendem Gitarrenpart, danach schlägt das Pendel wieder in Richtung MANILLA ROAD/ CANDLEMASS aus. Und je länger ich dieses Album rotiert, desto mehr gelange ich zu dem Eindruck, das SENTRY mit der Kombination aus letztgenannten Bands ihre völlig eigene Nische im riesigen Ozean harter Stromgitarrenmusik gefunden haben.

Richtig intensiv raumgreifend epische Spannung erzeugt das vor klassischen MANILLA ROAD-Spirit geradezu triefende Parallelen zu großen Meisteralben wie 'The Deluge' aufkommen lassende sich am Ende zum flotten Smasher entwickelnde „Heavensent“, dessen Melodie und Refrain. nicht mehr aus dem Ohr heraus gehen will. Für mich zählt dieses Stück zusammen mit den zwei in tiefe Mystik gehüllten teils von melancholischem Folk umrahmten Langriemen „Valkyries“ und „Raven's Night“ zu den drei Albumhighlight einer qualitativ hochwertigen Veröffentlichung. Vor dem geistigen Auge sehe ich zahlreiche Schwestern und Brüder auf dem 'KEEP IT TRUE oder UP THE HAMMERS-Festival in Griechenland ihre Fäuste zu dieser phantastischen Nummer in die Luft reckend lauthals mitsingen oder gröhlen. Folkig beginnt der im zentnerschweres Doomriffing Schläge austeilende Wikingerhammer „Valkyries („Raise The Hammers!). Brian 'Hellroadie' Patrick liefert eine betont flexible Gesangsleistung, die neben heroischer Klartonlage und beschwörendem Tonfall grimmig tiefkehlige Shouts beinhaltet, wenn er das Wort „Raise“ brüllt. Kalli Goldsmith brilliert mit exzellent vielseitig in jeder Pore nach MANILLA ROAD klingendem Gitarrenspiel, die Rhythmussektion Phil Ross und Neudi sorgt für ausreichend erforderlichen Druck bei ausgeprägtem Taktgefühl, den solche Lang-Epen schlicht und ergreifend brauchen, im weiteren Verlauf dieses mit CANDLEMASS-Cover „Incarnation Of Evil“ bestückten Tonträgers folgen mindestens noch zwei davon, die sich dem starken Qualitätslevel anschließen.

„Awakening leitet die zweite Albumhälfte gekonnt ein, lässt die Bestie in flottem Thrash der schnelleren MANILLA ROAD-Prägung von der Kette, Brian 'Hellroadie'-Patrick singt hier enorm eindrunglich aggressiv, der schleppendere Zwischenpart mit schweren Doomgitarren verknüpft CANDLEMASS-Faible mit warnenden MANOWAR-Untertönen zu 'Hail To England'-Zeiten, ehe auf einmal progressive thrashlastig der Geschwindigkeitsknüppel kreist währen Hellroadie Klartonformat und bissige Kehligkeit kombiniert. Das hat schon fast leicht etwas Death Metalmässiges vor allem, wenn er lange heißerfrequentierte Growls von sich gibt. „Black Candles“ geht als doomiger Tribut à lá MANILLA ROAD nach Art einer schwarzen Kerzenmesse für die Schwedischen Doomstahlgründerväter CANDLEMASS durch, ehe ein mehr an US-Powermetal Acts wie JAG PANZER oder TWISTED TOWER DIRE erinnernd schnell getakteter Part das Ende der schwarzen Kerzenmesse einläutet mächtig auf die Tube drückt. „Raven's Night“ weckt episch gediegen startend Gedankengänge an eine Nebellandschaft im kühlen Herbst, dessen Schleier sich nur langsam lichten, bei verträumt in eine andere Welten eintauchend ruhigen Parts wo Brian 'Hellroadie Patrick' betont schwermut behaftet singt, kommen Gedanken zu FATES WARNING hoch, die MANILLA ROAD/HAWKWIND mit verschachteltem Progressive Anstrich treffen. „Funeral“ entstand aus traurigem Anlass, den sich jeder treue Fan denken kann; achtmal läutet die Begräbnisglocke zur Totenmesse für den 2018 verstorbenen MANILLA ROAD-Bandgründer Mark 'The Shark' Shelton, (R.I.P.) Und Ja: Das unbändige Feuer des MANILLA ROAD-Erbe brennt weiter, auch wenn der Initiator schmerzlicherweise von uns gegangen ist. Hier passt das ziemlich nahe ans Original heranreichend in tiefschwarze Beklemmung eingewickelte CANDLEMASS-Cover „Incarnation Of Evil“ uneingeschränkt ins Bild, wo tausende in Qual und Pein gemarteter Seelen schon seit Geburt an, die Hölle erwartet. „Into The Night We Go...“

Das von Patrick W. Engel gemasterte Soundgerüst passt ausgezeichnet zur Musik, ebenso ein schönes passend phantasievoll gestaltet diesen Tonträger zierendes Coverartwork.

Fazit: Wahnsinnig starker Epic Metal-Tobak auf gewaltig hohem Level einer gestandenen Vierer-Riege, die ihr Metier bestens kennend inbrünstig liebt. Dieses gewaltige Werk wächst mit jeder Umdrehung. - This is really what SENTRY should be! 9,5/10