MYRATH - Karma
VÖ: 08.03.2024
(earMUSIC/Edel)
Genre: Progressive/Symphonic/Folk Metal
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MYRATH
Seit fast zwanzig Jahren ist die Truppe unter dem Namen unterwegs, nachdem sie sich unter XTAZY formierte. In jener Zeit sorgten MYRATH in vielerlei Hinsicht für Furore, neben dem eigenständigen mit vielen orientalischen Mustern gespickten Metal ist auch das Pendeln zwischen der tunesischen Heimat und Frankreich bemerkenswert, und die Liveshows sind speziell auf Festivals eine Klasse für sich. Im letzten Jahr stand eine große Zensur an, denn mit Keyboarder Elyes Bouchoucha verabschiedete sich eines der Gründungsmitglieder. An seine Stelle trat Kevin Codfert, der als Produzent schon lange mit der Band arbeitet. Es solle die üblich musikalischen Differenzen dahinter stecken, wie viel ist davon auf „Karma“ zu hören?
Eine ganze Menge muss man konstatieren, denn die Fans müssen sich an einige Neuerungen gewöhnen. Das fängt schon beim deutlich verringerten Anteil orientalischer Elemente an, für die sich der frühere Tastenmann verantwortlich zeichnete. Ihre Herkunft können sie nicht verleugnen, in den Melodien schwingt das Erbe immer noch mit, jedoch sind die Parts nicht mehr so prominent heraus gestellt, sondern subtiler in das Gesamtbild eingearbeitet. Codfert setzte vielmehr auf klassische Orchestrierungen, die in eine interessante Harmonie mit den arabesken Momenten eingehen.
Auch im metallischen Bereich orientieren sich die Tunesier an moderneren Strukturen, was vor allem für die Riffarbeit von Malek Ben Arbia gilt. Wesentlich grooviger und teilweise sogar körniger geht der Gitarrist zu Werke, wie etwa in „The Wheel Of Time“, während „The Empire“ die zeitgemäßen Sounds cool mit der Atmosphäre verbindet. Bei der Single „Candles Cry“ kann sich auch Viersaiter Anis Jouini interessant in Szene setzen und den Groove unterstützen. Gerade im Refrain zeigt sich die neue Direktive mit den staccatoartigen Chören, wobei hier die orientalischen Einflüsse mit am meisten zum Tragen kommen.
Ansonsten bleibt Zaher Zorgati seiner bisherigen Linie treu und bringt eher traditionelles Power Metalflair in seinen Gesang. An der Schnittstelle von Prog – und Symphonicanteilen kommt einem am ehesten KAMELOT in den Sinn, schon früher ein wichtiger Input von MYRATH. Die hatten früher einen Longplayer gleichen Namens, wobei beide auf ein Frauengemälde das Cover ziert, allzu weit fällt der Apfel hier nicht vom Stamm.
Bereits der Opener „To The Stars“ lebt von dem Kontrast der beiden Welten, die hier aufeinander prallen. Dabei prallten bisher schon genug musikalische Genres bei dieser Kapelle aufeinander. Hoch anzurechnen ist es, dass es immer noch gelingt alles ganz natürlich zu vereinen und in einen Fluss zu bringen. Davon leben vor allem flottere Nummern wie das fanfarenhafte „Let It Go“.
„Child Of Prophecy“ beginnt als typische Powerballade mit Synthstreichern und einem sehr wuchtigen Chorus, hat dann aber immer wieder seine tiefer gelegten Riffs. MYRATH bestätigen sich erneut als musikalische Brückenbauer, wobei auf dem neuesten Werk andere Ufer miteinander verbunden werden. Wie das bei den Fans ankommt wird sich noch zeigen müssen, qualitativ bestätigt die Formation das hohe Level.
8 / 10