RIFFORIA - Axeorcism
VÖ: 23.02.2024
(Metalville/Rough Trade)
Style: Thrash Metal
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RIFFORIA
Wenn der eigene Sohn Unterstützung vom in der Metalszene reichlich bekannten Vater zwecks Gesangsaufnahmen für ein Studioalbum bekommt, weil der etatmäßige Sänger verständlicherweise aufgrund familierer Priorität ausfällt, ist das mehr als begrüßenswert. TUCK FROM HELL nannte sich eine Schwedencombo mit einem guten Debüt. Nach dem Ausstieg von Petrus Grannar bei bei den Power Metallern CIVIL WAR wurde aus der Band ein Duo. Unter neuem Namen RIFFORIA ins Rennen gehend, wurde wagemutig der Anlauf gewagt, das lange Zeit auf Eis gelegene knallharten Thrash offeriende Album zu veröffentlichen. Erstaunlicherweise begibt sich Nils Patrick Johansson für seinen Sohn auf stilfremdes Terrain und liefert dank seiner Erfahrung als klassischer Heavy Metal- Sänger einen oberamtlich starken Job! Wer Namen wie ASTRAL DOORS, CIVIL WAR und WUTHERING HEIGHTS kennt, sollte mit dem Organ von Sänger Patrick Johansson der kehlig wie heroisch kann, vertraut sein. Was ihm dabei entgegen kommt, ist der Fakt, dass gute Thrashsänger mit klassischem Heavy Metal anfingen statt harrsches Thrash-Shouting als Einstieg zu wählen. Von Growls kann man da wie im Infoblatt verkündet wird, beim besten Willen sicher kaum ernsthaft die Rede sein, das fällt ins Death Metal-Genre oder in Kombination zu Death/Thrash, wo es hin gehört. Quod erat demonstrandum.
Der Albumtitel bezieht sich im Übrigen auf den 1973 entstandenen Horrorfilm-Klassiker Der Exorcist. Da Nils Patrick Johansson über ein kehliges mitunter aggressives Organ verfügt, das sich dennoch gerne im Hochtonlagen Bereich tummelt kommt auch ein deutlich heroisch ausgeprägter Anstrich mit ins Spiel, was dieses Album auch für klassische Heavy Metalfans zum Testlauf empfehlenswert macht. Mit Rückkehr von Petrus Granar dessen Gitarrenspiel der Band zusätzlich das gewisse Etwas verleiht, kam wieder jenes Flair mit rein, das TUCK FROM HELL zunächst über längere Zeit fehlte, bei RIFFORIA wieder gegeben ist. Schlagzeuger ist sein Sohn Fredrick Johansson der eine richtig satte Kelle schlägt, zusammen mit Bassist Markus Bengsts (der zeitweise auch an der Sechssaitigen zu hören ist) eine straight arbeitende Rhythmussektion bildet. Hatte ich zunächst mit einem eher ziemlich gewöhnungsbedürftigen Album gerechnet, zaubert die zumindest über weite Strecken gelungene Überraschung doch vermehrt ein breites Lächeln ins Gesicht.
Leicht GRAVE DIGGER verdächtig akustisch beginnt der von bedrohlichen Riffsoundwänden eröffnete Knaller „The Devils Sperm“, zeitweise klingt Nils Pratrick Johansson's Gesang ein wenig nach Tony Martin bei BLACK SABBATH. „Build To Destroy“ röhrt riff(oria)gewaltig im erdrückenden KREATOR-Takt, „CC Cowboys“ entpuppt sich als klassischer Melodic Metal-Hymnenkracher, „Evilized“ „Rifforia“, „Wellcome To Hell“ und „Death Row Child“ suchen ähnlich wie „Sea Of Pain“ den harten Weg nach vorn, auch hier liegen unvermeidbare KREATOR-Parallelen auf der Hand. Bei so einigen Passagen der überwiegend schnell getakteten weniger variablen Albumhälfte zwei wäre mitunter ein rauer scharf attackierend Zähne zeigend statt in theatralische Sphären tendierend vertonter Gesang die bessere Wahl gewesen. Unabhängig dessen ziehen RIFFORIA konsequent ihr Ding von Anfang bis Ende vollständig durch, wofür ihnen gesundes Maß Anerkennung und Respekt gebührt.
Als Anspieltipps eines überraschend besser als erwarteten Thrashsilberdeckels empfehlen sich der satte Grooveriff-Midtempobolzen „Well Of Life“, „Build To Destroy“ das für einen Thrashsong enorm pathetisch ausgefallene „The Devil's Sperm“ und „Welcome To Hell“ (Kein Venom Cover!) Spannendes Album, das gerade weil es öfter aus dem üblichen Thrash-Muster ausbrechend Reiz besitzt.
Fazit: Kompakt produzierter Melodic-Thrash der zeitgemäß klingt, jedoch reichlich Oldschoolflair atmend sich Ausbrüche in den klassischen Heavy Metalsektor erlaubt. Deftige Mischung, deren Inhalt klassische Heavy und Thrash Metal-Maniacs gleichermaßen in Erstaunen und Begeisterung versetzen könnte. 7,5/10