VANIR - Epitome


VÖ: 16.02.2024
(Mighty Music)

Style: Melodic Pagan/Viking Death Metal

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VANIR

AMON AMARTH, DARK TRANQUILITY, UNLEASHED gehören auch weiter zu den Bands, die bei VANIR heraushörbar sind, allerdings haben sich die vom früheren Folk Metalact bis heutigen Melodic Death Metalact gewandelten Dänen zu einer individuell agierenden Band entwickelt, die obig erwähnten Einflüssen längst entwachsen ihr eigenes Ding macht. Den Spannungsfaktor, den AMON AMARTH auf ihren späteren Alben vermissen lassen, haben VANIR nach wie vor drin und ihn auf 'Epitome' dem siebten Studioalbum sogar noch ausgebaut. Die Truppe aus Roskilde (Sjaelland) wo das bekannte Metalfestival stattfindet legt stärkeren Wert auf fließende Grooves, Abwechslung und Spannung, die weniger verschachtelt, dafür geradliniger, dennoch vielseitig aufgebaut sind. Mit ihrem bisher besten Album fesseln VANIR ungemein. Martin Holmsgaard Håkan gibt jedem einzelnen Stück mit seinem Gitarren und Schlagzeug kraftvoll beissend röhrend Paroli bietenden Organ reichlich Antrieb. „Wood Iron and Will“, packt dermaßen und so geht es größtenteils weiter. Hintergrundchorgesänge und sphärisch eingesetzte Keyboardklänge ergänzen das dramaturgisch gestaltete Gesamtwerk stimmig.

Nicht nur musikalisch geht es direkt mitten ins Eingemachte auch textlich fließt viel Blut auf diesem skandinavische Mittelaltergeschichte konsequent aufarbeitenden Konzeptalbum. Nebem dem Hauptteil aller Songs führen zwei davon sogar in die Zeitepoche der Renaissance. „Twisting The Knive“ setzt sich mit dem Stockholmer Blutbad von 1520 als etwa 94 Personen (39 mehr statt der zunächst angeklagten 55) als Ketzer gegen den zwischenzeitlich abgesetzten König Christian II. im Regierungsrat mitgewirkt hatten, während der als Fest (welches sich als Falle für die Angeklagten entpuppte), ausgerufenen Krönungsfeierlichkeiten des Königts blutig hingerichtet wurden, auseinander. Dieses traurige Zeremoniell ebenete dem 1523 in Strängas durch den Reichsrat zum König von Schweden ausgerufen Gustav Vasa den Weg Schweden im Jahr 1523 endgültig von der Drei-Staaten-Vereinigung (Kalmarer Union Dänemark, Norwegen und Schweden) loszulösend zu befreien. Es war zugleich die Einführung der in den 1520er Jahren in Europa enorme Wellen schlagenden protestantischen Reformation in Schweden. Ab dieser Zeit gilt das Königreich Schweden als eigenständiges Land im skandinavischen Raum.

„The Fall of Arkona“ handelt von der im Juni 1168 geführten achttägigen Schlacht von Arkona zwischen dänischen und pommerschen Truppen die unter Valdemar I. Vereint gegen die auf Rügen liegende Tempel-Festung Arkona, wo die Ranen hausten. Die Schlacht endete mit dem Sieg der dänischen Truppen, die nach der Schlacht das letzte Heiligtum im westlichen Ostseeraum der dort anssässigen Heiden einschließlich der Statue des Kriegs- und Opfergottes Svantevit zerstörten.

„Sorte Gretha“ ist der dänischen Königin Margarethe Sambiria bekannt unter dem Beinamen Die schwarze Greta gewidmet, einer befähigten Königin, die durch ihre Reitkünste den Spitznamen Margarethe Spraenghest erhielt und mit dem Schwert in die Schlacht zog. Die Königin wurde mit dem sich ihrer Adelslinie entgegen stellenden Erzbischof konfrontiert und ritt um ihr Recht durchzusetzen gegen diesen in die Schlacht. Unheilvoller Wind kündigt bei „Sorte Gretha“ ihr Erscheinen an, danach regierten Axt und Schwert. 12.000 Menschen fanden ihr blutiges Ende wegen des Anspruchs von Königin Margarethes Sohnes auf die Krone im Zuge der schrecklichen Auseinandersetzung. „Blood Eagle“ entpuppt sich wechselweise mit heroischen Parts kombiniert als Thrasher. Die solche Geschichten umrahmende Kälte der skandinavischen Nordländer ist zeitweise markant spürbar.

VANIR haben sich mit diesem nichts beschönigenden, über immens fesselnden Gesamtwerk selbst übertroffen. In der Tat eindrucksvoll wie es gelingt, fließende Grooves, kompakten Härtefaktor, Spannung und rasante Stimmungswechsel mit entsprechender Tempovariabilität zu verbinden. 'Epitome' ist das ambitionierteste und reifste Studiowerk in der VANIR-Bandbio. Es repräsentiert Erzählungen und Mythen skandinavischer Geschichte, deren Aufarbeitung überzeugend gelungen ist.

Als Anspieltipps eines geballt mächtigen Pfundes Dänenpower empfehlen sich „Wood, Iron and Will“, „Sorthe Grethe“, „Call To Arms“ und „Fall Of Arkona“.

Fazit: Unglaublich mitreissendes Album einer Band, die aus tiefstem Untergrund emporsteigend für höhere Weihen bestimmt ist. Ein gebündeltes Paket spannender Geschichte, deren Aufarbeitung inklusive krachender Härte kaum Zweifel an ihrer Qualität lässt. - Klasse! 8,6/10