CALIGULA´S HORSE - Charcoal Grace
VÖ: 26.01.2023
(Inside Out)
Genre: Prog Metal
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CALIGULA´S HORSE
Nach zwei Alben kamen die Australier beim Prog-Vorzeigelabel InsideOut unter, damit begann ihr Aufstieg innerhalb der Szene. Schnell wurde ihr Name als einer der kommenden Prog Metalacts gehandelt. Leider wurden sie wie so viele von der Pandemie ausgebremst, „Rise Radiant“ konnte nicht so an den Mann gebracht werden, auch wenn es die Band nach vorne brachte. Auf der Strecke blieb auch Adrian Goleby, der Gitarrist trennte sich 2021 von CALIGULA´S HORSE. Nun hat die Wartezeit ein Ende und die Hoffnungsträger haben mit „Charcoal Grace“ ein neues Album im Kasten.
Der Titel ist hierbei Programm, der Sound hat sich etwas gewandelt, der dunklere Anstrich scheint von Beginn an durch. Die Pause wurde offensichtlich für einige Neujustierungen genutzt, so sind auch die Songs länger und geben mehr Raum für Details. Natürlich segelt die Crew weiter im Fahrwasser zeitgemäßer Acts wie HAKEN, in den Riffstrukturen kann man auch das ein oder djentige Einsprengsel erwischen. Angesagt scheint auch der getragene Falsett von Einar Solberg der Labelgenossen LEPROUS zu sein, denn nicht nur Sänger Jim Grey erhebt sich in ungeahnte Höhen, bei den Chören tut man es ebenso gleich.
Nicht nur düsterer fällt das neue Werk aus, die Arrangements sind ausgefeilter, die oben angesprochenen Räume werden gekonnt genutzt. Um gar keine Langeweile aufkommen zu lassen loten die Jungs die Grenzen des Genres noch weiter aus. Wobei die emotionalen und zerbrechlichen Momente keinesfalls im Gegensatz zu der Schwermut stehen, sondern sich eher mit ihr zu einer schönen Stimmung verbrüdern.
Schon der Opener „The World Breathes With You“ fährt in zehn Minuten mehr auf als andere in ihrer ganzen Karriere, flirrende Klänge werden von Riffattacken zerschnitten, dann wieder fast Stille, jazzige Breaks obendrein wie andere technische Kabinettstückchen. Noch länger geben sich CALIGULA´S HORSE im abschließenden „Mute“ Zeit, bei dem sie noch schwelgerischer und epischer auffahren.
Kernstück bleibt allerdings die vierteilige Titelsuite, welche die doppelte Spielzeit draufpackt. Im Auftakt “Prey“ scheut man nicht vor modernen Vocaleffekten zurück, umgarnt den Hörer kurz darauf wieder mit schönen Leadfills. Jene dominieren das introvertierte „A World Without“, um anschließend das sehr atmosphärische „Vigil“ in die Nähe von RIVERSIDE zu lenken. Zum Abschluss hat Sam Vallen auch noch ein paar schöne Abfahrten an den Saiten zu bieten.
Von den kürzeren Titeln sticht vor allem „Golem“ heraus, das teilweise mit dem extremen Metal flirtet. Ein Zeichen für die Bandbreite auf „Charcoal Grace“, die aber auch die Zugänglichkeit erschwert. So wie sich die Kompositionen teilweise Zeit lassen, um sich zu entfalten, so muss auch der Hörer Zeit aufwenden, um vollends hinein zu finden. Dann wird er jedoch mit Musik belohnt, welche dem progressiven Genre neue Wege zeigen könnte.
7,5 / 10