OVERLORDE - Awaken The Fury


VÖ: 22.12.2023
(No Remorse Records)

Style: US Heavy-, Power-, Progressive Metal

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OVERLORDE

19 Jahre liegt das legendäre Debütalbum 'Return Of The Snow Giant' der US-Heavy/Power Metalformation OVERLORDE zurück, wie lange musste ein Teil der US-Metalanhängerschaft darauf waren, dass sie vielleicht irgendwann tatsächlich doch nachlegen. Jetzt ist es geschehen. Auf 'Awaken The Fury' finden sich alle Trademarks der Band gebündelt wieder: Druckvolle Gitarrenläufe, flexible Rhythmustempowechsel, harmonische Twinleadsoli und ein heroischer Gesangsstil, der in diesem Genre oft seinesgleichen vergeblich sucht. Als Nachfolger von Bobby 'Leather Lungs' Lucas, der seine Stimmbandqualitäten u. a. weiteren US-Metalcombos wie ATTACKER, SEVEN WITCHES, MORBID SIN und gegen Ende der 90er den US-Progressiv Metallern EXHIBITION lieh, sowie in Reihen der US-Power-Thrashern REVEREND als deren aktueller Frontsänger aktiv wirkt. Hinterm Mikro bei OVERLORDE steht seit dem 2017er 3-Track Demo ein anderer, nämlich Chris Tsalikis, dessen Wirken bei ZANDELLE Szeneinsidern wohl bekannt ist, ebenso hat der flexible Sänger mit heroischer Klarton-Stimme durch seine zwei bisher veröffentlichten Soloalben 'The Sacrifice' und 'Return To Power' in der Zeit von 2016 – 2021 zusätzlich an Bekanntheitsgrad gewonnen.

Dass ein Sängerwechsel gerade nach über anderthalb Dekaden Veränderungen mit sich bringt, wird schon am Gesangsstil erkennbar. Während Bobby 'Leather Lungs' Lucas-Gesang dessen immens fordernd zugleich Heroisches Organ einschließlich High Pitched Screams auf geradliningen Powerdynamik der Stücke zugeschnitten war, dessen Stimmlage der von Genregrößen wie Harry 'The Tyrant' Conklin oder Lizzy Borden auf diesem heraus ragenden Erstling phasenweise gar nicht unähnlich war -ist das Songmaterial auf 'Awaken The Fury' zeitweise weniger geradlinig, dafür mit sattem Progressive Touch angereichert, hält man sich dieses zeitlos geniale Debüt vor Augen bis zu eimen gewissen Grad allerdings nicht immer durchweg funktioniert. Ohne George Tsalikis' Gesangsleistung zu schmälern, kommt der Gesang vor allem wenn es in extreme Höhenlagen ausufert ins Straucheln, bekommt allerdings noch rechtzeitig die Kurve, ehe sich zu viel im komplexen Stimmbandextrembereich verzettelt wird.

Weckt schon der Titeltrack „Awaken The Fury“ hohe Erwartungen, werden sie mit weiteren tollen Hymnen einschließlich Chris Tsalikis' prägsamen Gesang anfangs hervorragend erfüllt. „The Madness Within“ röhrt packend theatralisch mit düsterem Anstrich, je länger das Album läuft, desto komplexer wird es. „Battle At Marathon“ - hatten wir das nicht erst vor nicht allzu langer Zeit schon mal? Richtig bei der griechischen Heavy Metalband DIVINER, da hieß das Stück „The Battle Of Marathon“ und zog sich auf mehr als acht Minuten Länge, was hier nicht der Fall ist. 5:35 Minuten genügen den US-Metallern um die für den Verlauf der Griechischen Geschichte wie es oft gedeutet wird, wichtige mitunter entscheidende für das Wohlergehen Griechenlands (allem voran der Hauptstadt Athen) Schlacht von Marathon in einen Midtempotrack im klassischen Metalstil zu packen. Zwischendurch und am Ende geht 'Awaken The Fury' die Luft aus, da machen sich Längen bemerkbar, weil sich das eingangs erfolgreich ins Ohr laufende Schema zeitweise wiederholt. Handwerklich gibt es an dieser Scheibe nichts zu kritisieren. Ähnlich aufgebaut und in beinahe gleichem Tempo wie „Battle At Marathon“ dabei fast exkat dieselbe Gesamtspielzeit inlusive überbordend heroischem Gesang erreichend gibt sich „Destroy Us All“.

Was mir auf dieser Scheibe fehlt, vermehrt geradlinige Powerspeedsmasher vom Typ „Snow Giant“, ein von opulenter Leidenschaft verbunden mit reichlich Pathos ausgefüllter Stampfer wie "Trapped By Magic", theatralische Ausreisser im Stile von „Starcastle“, klassische mit packenden Rhythmustempowechseln brillierend vor pausenlos mitreissender direkt in die Vollen gehender Powerdynamik erlesener US-Metal-Schule mit Killerqualitäten der Sorte strotzende Pathoshammer „Hell Hath No Fury“, und nicht zu vergessen ein komplett aus dem Rahmen fallend beinahe neun Minuten füllender Monumentalriemen der Stärke „Mark Of The Wolf“. Leute, die's gern geradlinig mögen, werden mit diesem Album Schwierigkeiten bekommen. Am Stärksten ist 'Awaken The Fury' sobald der Gesang von George Tsalikis effektiv zur Entfaltung kommt, Beispiel gibt der längste 7:17 Minuten beanspruchende Albumtrack „Gargoyles“. Nach soviel Heroischem Touch bewegt sich dieser letzte Track im Albummittelteil auf Sakral-Atmosphäre schaltend in der düsteren Ecke, bis ab der Hälfte die Geschwindigkeit zunimmt, der Spannungsbogen sich ausdehnt und George Tsalikis dessen Stimme perfekt für solche Fantasyepen ausgelegt ist, blüht voll auf! Das macht sich auch in „Ashes“ (gekrönt von gefühlvoller Tempo vollständig herausnehmender Epik-Brücke) und dem flott voranpreschenden „Hammerstrike“ bemerkbar. Schwierig wird es erneut im Schlußfinale bei „Paranod Delusions“ und „Migraine“ wo es zeitweise richtig extrem sperrig zugeht, kommen vor allem eingefleischte Progfans auf ihre Kosten.

Als Endbeurteilung dieser technisch immens ansprechenden Scheibe komme ich zu folgendem Ergebnis: Immer noch mehr als respektabel, aber bei Weitem auch nicht ganz so stark wie das Debüt, haben OVERLORDE einen technisch eindrucksvollen Zweitling an den Start gebracht, wobei der zeitweise Kopflastig vertonte Gesang durchaus Gewöhnungssache und nicht überall eines jeden Sache sein könnte.

Fazit: US Heavy/Power Metal mit entgegen gesetzt auf dem Debüt fehlenden sich bei einigen Songs bemerkbar machenden Progeinschlag, der sein lange wartendes Fanklientel mehr als ordentlich bedient. 7/10

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