PARADOGMATA - Endetid
VÖ: Bereits erschienen
(Eigenpressung)
Style: Heavy-/Thrash-/Melodic Death Metal
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PARADOGMATA
NWOBHM, KING DIAMOND und eine krasse Spur Thrash sowie Death Metal machen den Sound von PARADOGMATA aus, deren zweites Album munter zwischen den Stilrichtungen unter Einsatz diverser Elemente schwankt, gespenstische Stimmungen mit kribbelnder Spannung erzeugt. Soviel kristallisiert sich schon beim 8:06 Minuten-Einstieg „Endetidsbundet“ erkennbar heraus, mitunter geht es entweder treibend geradlinig oder technisch verspielt aber nie allzu sehr übertrieben in die Progressive Schiene tendierend zur Sache, wenngleich Stilwechsel für diverse Stimmungsformate die sich schwerpunktmässig im düster-mystischen bis dunkel melancholischen Horrorbereich aufhalten.
Vergleiche zu irgendwelchen Bands mögen zwar verlockend sein, sind hier mitnichten unangebracht. „The Seeds Of Greed“ kotzt, röhrt und knüppelt sich 3:13 Minuten dreckig-kompromisslos brutal durch den Äther, psychedelischer Hintergrundgesang verleiht dem Stück nahezu gespenstisches Flair. „Seven Curses For The Deadly Pale“ verteilt schon gleich zu Beginn Grabnebelstimmung wie auf einem alten Friedhof, schwere Gitarrenriffs, harrsche Deathgrowls und flexible Songausgestaltung zeigen diverse im Wechsel befindliche Stimmungsmusterbögen, einschließlich der Tatsache, dass die gerade soeben eingefangene Stimmung plötzlich drehen und in etwas völlig anderes umschlägt, Platz für zeitweise verträumt ruhige Klangszenarien die der Seele Zeit zum ruhen geben, bleibt ebenso, woran die verwendete Instrumentenvielfalt gebührend Anteil trägt. „The Cleansing Flood“ bringt sogar das Kunststück fertig, doomige Sphären zu erzeugen, unberechenbar doch wirklich ausgefuchst wohlstrukturiert durchdacht. Selbst der Demotrack „Certain Future“ (erinnert wenigstens entfernt an episch ausgestaltete Weltraumdramaturgie der schwedischen Melo-Deather HYPOCRISY) - galoppiert majestätisch würdevoll vorwärts, nimmt sich Zeit für prophetischen Ausblick wirft nachdenkliche Schatten auf das Geschehen der Gegenwart um sich konsequenter weise mit mächtiger Tempoattacke von den Geist umgebenden Fesseln zu befreien!
Herausragenden Gitarrenarbeit, ein kraftvolles Schlagzeug, hermonische Bassläufe und der scheinbar grenzenlose Vielseitigkeitsgesang von Frank Bøkseth erzeugen ein stimmungsvolles Gesamtergebnis vor dem ich respektvoll den Hut ziehen muss.
Zeitweise hochgradig melodisch, dann wieder messerscharf brutal steckt in dieser geschickt auf dem schmalen Grad zwischen klassischen Heavy- und Melodic-Thrash/Death Metal balancierenden Scheibe gewaltig viel Tiefgründigkeit wodurch der wahnsinnig ideenreich-vielseitige Inhalt sich ungemein hartnäckig dem breiten Massenkonsum entzieht. Eine Reise zu Fragen des existenziellen Seins der Menschheit im Kosmos, die uns mehr als nur einmal mit der Frage konfrontiert: Sind wir die Krone der Schöpfung und als Antwort ein klares „Nein!“ hervorbringt. „Corrupted To Interrupt“ klagt gegen Defizite innerhalb der Gesellschaft und zeigt die düstere der glatten abgewandte Kehrseite der Medaille, dass die Gesellschaft zunehmend im dickbrühigen Morast aus Korruption untergehend versumpt, ohne dass sie auch nur etwas davon merkt. Ok, den Rough Mix von „The Cleansing Flood“ und „The Princess in the Tower“ in Alternativ-Version hätt's nicht unbedingt gebraucht, wozu das Album unnötig in die Länge strecken, wenn sich beide Songs auch ohne irgendwelche geänderten Versionen hervorragend in den Gesamtkontext einer wohl scheinbar als Konzept ausgelegten Scheibe fügen.
Fazit: Atemberaubendes Gebräu unberechenbarer Wendungen, Facettenreicher Stimmungsebenen und spannungsgeladener Emotionsausbrüche mit brachialer Härte, rabiater Stilwechseldynamik, erlesener Melodievielvalt und kompakter Heavyness. Ein Musikalischer Wirbelsturm von beeindruckender Intensität! 8,5/10