MARIUSZ DUDA - AFR AI D
VÖ: 17.11.2023
(KScope)
Genre: Elektronik/Ambient
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MARIUSZ DUDA
Wer sich mit RIVERSIDE näher beschäftigt, wird festgestellt haben, dass sie schon immer einen Hang zur Elektronik hatten. Nachzuhören auf diversen Bonustracks oder der Outtake-Sammlung „Eye Of A Soundscape“. Aktuell scheint deren Frontmann sein Soloprojekt LUNATIC SOUL auf Eis gelegt zu haben und firmiert unter eigenem Namen. In der Corona-Zeit spielte er mehrere Scheiben ein, die als Box unter dem Titel „The Lockdown Sessions“ erschienen. Diesen Weg geht MARIUSZ DUDA nach einem weiteren Album mit seiner Hauptband weiter und veröffentlicht das vieldeutig betitelte „AFR AI D“.
Auf dem macht er im Prinzip dort weiter wo er vor den Arbeiten mit seinen alten Kollegen aufgehört hatte. Nämlich beim ganz alleinigen Arbeiten und Ausarbeiten neuer Songs zuhause im Studio, wo er bis auf ein paar Leadgitarren alle Instrumente selbst einspielte. Lediglich Mateusz Owczarek von der einstigen Tourbegleitung LION SHEPHERD ist noch auf dem rein instrumentalen Langspieler zu hören.
Etwa in „Fake Me Deep, Murf“, in welchem er fast bluesige Gitarren über Drum´n´Bass-artige Rhythmen legt, sie wie deren Echo widerhallen lässt. „Bot´s Party“ beginnt mit Pianoläufen, deren Thema interessanterweise vom Bass weitergesponnen wird. Owczarek gesellt sich gegen Ende dazu und improvisiert fast nahezu, mal schreiend, mal fast jazzig, aber stets im Fluss.
Dies ist auch der Unterschied zu besagtem Boxset, hier hat der Mann beim Mix auf die Hand seiner langvertrauten Partnern Magada und Robert Srzednicy gesetzt, die alles stimmiger und runder einfingen. „Taming Nightmares“ eröffnet mit Klangcollagen, aus denen sich die Synthieschwaden immer mehr heraus schälen, die sehr trippig arrangiert wurden. Am Ende erweist sich „Embracing The Unknown“ als ebensolcher Bruder von „Fake Me Deep, Murf“ mit schönen Pianolinien. Ebenso schön die gleisenden Synthesizer von „I Love To Chat With You“, unter denen man verhallte Chöre entdeckt.
Ein einziger Schwebezustand, man treibt davon, bis einen die pulsierenden Sequenzer von „Mid Journey To Freedom“ herunter holen. Beide Titel spielen auf KI an, ein Thema mit dem sich Duda kritisch aber nicht ablehnend auseinander setzt und hier musikalisch umzusetzen versucht. Mit einem Fuß steht er tief in den Siebzigern, der andere schreitet in futuristische Gefilde, ein Spagat, den man erst hinbekommen muss. Einmal mehr beweist sich der Pole als großartiger Klangmagier und Songwriter zugleich, egal in welchem Territorium er unterwegs ist.
8 / 10