ERIC SARDINAS - Midnight Junction
VÖ: 13.10.2023
(EAR Music)
Genre: Blues Rock
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ERIC SARDINAS
Vom großen Bluesboom der letzten Jahre konnte der US-Amerikaner mit italienischen und kubanischen Wurzeln nicht ganz profitieren. Dabei war er 1999 mit seinem Debüt „Treat Me Right“ früher dran als die anderen heutigen Größen, und spielte später mit WALTER TROUT. Doch während etwa der alte Haudegen gerade seine beste Zeit erlebt, musste ERIC SARDINAS mit ansehen, wie die Kollegen popularitätstechnisch an ihm vorbei zogen. Das kann auch daran liegen, dass er seit neun Jahren kein Material mehr unters Volk brachte, während andere Blueser ungemein präsent sind. Nun meldet sich der Mann mit „Midnight Junction“ zurück und versucht verlorenen Boden gut zu machen.
Gelingen könnte es ihm, weil er einen völlig anderen Ansatz als andere Künstler des Genres pflegt. Kein weiches, gefühlvolles Solospiel, keine knackigen Riffs, keine ausgefeilten Arrangements mit souligem Unterton, eher ganz rauer und archaischer Blues Rock. Allerdings geht es weniger darum, es rockig krachen zu lassen, denn Sardinas zieht halbakustische Saiten auf und beruft sich dabei noch mehr auf die alten Meister. Seine Dobro, welche der Mann stolz auf dem Artwork präsentiert ist sein Markenzeichen.
Ein weiteres sein ausgiebiges Sliden, das er schon mal einen ganzen Song durchexerziert. In Verbindung mit seinem kantigen Südstaaten-Appeal wirkt das Ganze jedoch nicht so rund, fast bewusst unperfekt, besonders im Gesang. Den Eindruck verstärkt der komprimierte Sound, welcher nicht mit der ursprünglichen Interpretation der Spielart korrespondieren will. Hier wäre mehr ein Laid Back-Klangbild und mehr Raum von Nöten gewesen, um die Lässigkeit eleganter wirken zu lassen.
Innerhalb seiner Koordinaten versucht ERIC SARDINAS ein breites Spektrum aufzufahren. Bei „Julep“ oder „Lock And Key“ wird auf südlichen Pfaden gerne mal in die melodischen Spuren von 38 SPECIAL eingeschwenkt. Noch tiefer in den Gefilden folgt er in „Swamp Cooler“ der Mundharmonika des legendären Charlie Musselwhite in die Sümpfe. Mangelnde Spielfreude lässt sich ihm jedenfalls nicht unterstellen, die Vokalarrangements des ruppigen „Planks Of Pine“ sprühen vor Esprit und „Liquor Store“ sieht nur Handclaps als Rhythmusbegleitung.
Mit „Laundromat“ gelingt es eine RORY GALLAGHER-Nummer in seine Ausdrucksformen zu transferieren. Irgendwann erschöpft sich das Slidespiel etwas, da hätte man gerade David Schulz an den Tasten mehr Einsätze gewähren können. Dessen Orgel im einzigen Soulexkurs „White Lightnin´“ oder das Honky Tonk von „Said And Done“ sind interessante Farbtupfer. Wer abseits des derzeitigen Mainstream der Szene und Hochglanzproduktionen etwas Abwechslung sucht, kann hier dennoch fündig werden, Slidefetischisten sowieso.
6,5 / 10