RIVAL SONS - Lightbringer
VÖ: 20.10.2023
(Atlantic/Warner)
Genre: Retro Rock
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RIVAL SONS
Nicht mal ein halbes Jahr ist es her, als die Retro Rocker ihr letztes Werk veröffentlichten, schon steht der Nachfolger in den Startlöchern. Das hat ein wenig was von den Schwesternalben, die große Rockstars zu Beginn der Neunziger zeitgleich unter das Volk brachten, hier geschah es leicht zeitverzögert. Angesichts der kurzen Laufzeit kann man hier aber schon etwas die Stirn in Falten legen, denn das Ergebnis hätte auf einen Silberling gepasst. Die Politik ihres Labels können die RIVAL SONS vielleicht nicht ganz so steuern. Also liegt es an ihnen, zu beweisen, dass „Lightbringer“ nach „Darkfighter“ ein eigenständiges Werk ist, dazu noch das Qualitätslevel hochzuhalten.
Ruhiger wurden die Herren aus Los Angeles schon etwas länger, auf dem Vorgänger wimmelte es nur so von Americana-Zitaten. Die finden sich hier deutlich weniger, was schon eine klare Abgrenzung zum Vorläufer ist, wenngleich die Klampfe auch hier von Beginn an präsent ist. Nur serviert sie zum Einstieg im witzigerweise nach dem letzten Album betitelten Opener eher psychedelische Klänge, die sich gerne mit weltmusikalischen Klängen vermählen. Erst lässt Scott Holiday Anleihen an die spanische Folklore aufblitzen, dann wendet man sich allerlei Mustern zu, welche man eher von ferner östlichen Gefilden her kennt.
Aus einer fast gespenstischen Atmosphäre krachen dann von Slides begleitete Riffs rein, der Chorus begehrt auf, um dann komplett in surreale Welten abzutauchen. Ein Jahrmarkt verschiedenster Einflüsse und Ideen, gerne auch mit Streichern, viel Effekten und einem schweren Riff zum Ausgang in erneut rockige Gefilde. Der Longtrack entführt einen in die Aussteigeroase der Siebziger wie Marrakesch oder Goa, bevor religiöser Wahn deren Spirit zerstörte. So muss es sich damals angefühlt haben, als die Zeiten frisch und wild waren, die RIVAL SONS vermochten es schon immer diese ins Hier und Jetzt zu transferieren.
Ebenfalls sehr psychedelisch schwebt „From The Fires“ daher, eine weitere namentliche Referenz an die eigene Historie. Der Flaschenhals rutscht über die Akustische und lässt einen Raum und Zeit vergessen, auch in der Strophe, wenn die dünnen Saiten wunderbar flirren. Dazwischen schieben sich immer wieder schleppende Leadharmonien, während im Chorus wieder das flehende Element zurückkehrt. In der Hinsicht geht die Truppe auch wieder weg vom eher gradlinigen Vorläufer. Was geblieben ist, das die Balladen sind nicht mehr so sperrig ausfallen und der Seele mehr schmeicheln.
„Redemption“ wirkt auf den ersten Blick wie eine herkömmliche sanfte Nummer, aber die dezenten bluesigen Anleihen und die feinen Gitarrenmelodien heben die Nummer auf ein anderes Niveau. Vorm süffigen Refrain wird das Tempo fast zum Stillstand runtergefahren, was diesen noch mehr wirken lässt. „Mosaic“ ist am Ende fast psychedelischer Pop mit E-Piano, markantem Akustikthema und blubbernden Sounds, weiß dafür aber sehr zu berühren. Wenn sich der Song dann mittels Gospelanklängen öffnet, erstrahlt das Licht, welches und die Scheibe bringen will in vollstem Glanz.
Da hat Klangmagier Dave Cobb wieder alles aus den Vier und ihrem Tastenmann heraus geholt, abgedreht und subtil in einem funktioniert der Produzent bei ihnen am besten. In dessen Spezialdisziplin Fuzz-Riffs gibt es auch zwei Topleistungen, „Mercy“ führt zudem die Texte über Mitgefühl und Vergebung weiter. Während Holiday seine Axt knarzen lässt, sogar bei seinen Leadfills, rührt Mike Miley ganz tief im Shuffle-Topf. Nach kurzem Innehalten schwillt die Hymne an, die ein wenig zu sehr Hit sein will, aber nicht an „Open Your Eyes“ heran kommt, gerade wegen des leichten Kalküls.
„Sweet Life“ biegt verspielter um die Ecke, das Riff schlägt Haken wie ein Hase, die Hi-Hat rasselt und schließt sich nie, während die Orgel geschickt unter der Bridge liegt. Zu polternden Toms gesellen sich abermals lässige solistische Slides, hier wird geschüttelt, nicht gerührt. Ein klarer Bezug zu früheren Alben lässt sich gerade bei den rockigeren Nummern feststellen, wobei der typische Sound der Ausnahmeformation auf beiden Rundlingen deutlich zu identifizieren ist. Ich frage mich nur, wo uns das neueste Werk mehr Licht bringen soll als sein Schwesteralbum, wie von der Band initiiert? Strahlen tun sie beiden, qualitativ sehe ich „Darkfighter“ einen Hauch besser, doch „Lightbringer“ ist große Kunst, welche das Genre dominiert.
8 / 10