DOKKEN - Heaven Comes Down

10 dokken

VÖ: 27.10.2023
(Silver Linings Music)

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DOKKEN

Der Adler scheint noch immer das Wappentier der Band, zierte der doch die jüngeren Veröffentlichungen, wenngleich einige davon recht obskur ausfielen. Nach elf Jahren kommt erstmals komplett neues Material, eine Zeit in der viel passiert ist, wie die Rekrutierung der früheren Rhythmusfraktion von HOUSE OF LORDS. Beide Gruppen eint das Schicksal als eine der talentiertesten Hair Metalbands nie die Ernte eingefahren zu haben und nun den großen Zeiten hinterher zu laufen. DOKKEN wollen es nochmal wissen, haben namhafte Kräfte ins Studio geholt, vor allem Kevin Shirley für den Mix. Kann „Heaven Comes Down“ seinem Namen zu Ehre gereichen?

Kenner der Materie werden sich erinnern, dass auf dem zweiten Album bereits ein Titel namens „When Heaven Comes Down“ stand, vielleicht soll das ein Fingerzeig sein. Klangtechnisch ist er es auf alle Fälle, denn die Gitarre von Jon Devin ist wieder ungeheuer klar, scheidend und kantig wie in besten Zeiten. Mit dem Vorgänger „Broken Bones“ beendete das Quartett alle Anstrengungen in eine modernere Richtung und gab den Fans was sie hören wollten. Nun vergingen allerdings elf Jahre, bis neues Material im Kasten war.
„Fugitive“ ist für eine Opener ziemlich atmosphärisch ausgefallen, wobei der Drumsound wunderbar nach wuchtigen Achtzigern klingt. Fast akustisch werden die sechs Saiten angeschlagen, immer mal wieder ein Stilmittel in der eigenen Historie erinnert der Auftakt an „Crash´n´Burn“ vom international besetzten DON DOKKEN-Album. „Just Like A Rose“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, verfügt dafür noch ein sehr markantes Gitarrenthema. Mit der offenen Stimmung in der Strophe und dem erneut anziehenden Refrain kommt einem sogar „Into The Fire“ in den Sinn.

Das gilt noch mehr für „Lost In You“ mit einem der furiosesten Momente mit den aufbrausenden Leadfills. Wenn die Dynamik zurück gefahren wird, pumpt der Bass angenehm, bevor das Riff lospeitscht und der Chorus diese Melancholie verbreitet. Vielleicht mögen die Gerüchte stimmen, dass der Don live Probleme hat mit den härteren Songs, vielleicht ist deswegen die Gangart eher reif und gesetzt, ein typisches Alterswerk. Allerdings eines mit wirklich tollen Melodien, wo der siebzigjährige seine wunderbares Timbre ausspielen kann, so sauber hat der Man ewig nicht mehr intoniert, und auch nicht so gefühlvoll.

Gerade das Thema Gefühl kommt hier nicht zu kurz, ein paar Mal wird sogar der Blues zitiert. Es sind die Leads von „Over The Mountain“, und die Art wie sie sich mit dem verspielten, leicht groovigen Riff paaren, der getragene Gesang dazu passt ebenso ins Bild. Noch schwerer fällt „Is It Me Or You?“ aus, das angenehm rockt. Wie die selben Themen teils clean gepickt werden und dann wieder braten hat viel von den späten Hair Metalbands, als jene das Luftschiff wieder am Himmel erspähten. Dieser Titel hätte auf einem DOKKEN-Album 1991 stehen können, hätte es die Band seinerzeit gegeben. Hier passt auch das schleppende und dennoch wuchtige Drumming von BJ Zampa.

Auf der einen Seite sorgt der frühere HOUSE OF LORDS-Mann für die lässige Attitüde, welche sich durch „Heaven Comes Down“ zieht, auf der anderen Seite wünscht man sich an ein paar Stellen, dass mehr Gas gegeben würde. Gerade „Gypsy“ könnte es etwas heraus reißen, doch auch hier spielt Zampa hinter der Band her. Da hatte der Vorgänger unter anderem mit „Empire“ einfach ein paar Kracher mehr zu bieten. Schade, denn das Songwriting kann sich hier wirklich sehen lassen, aber ein so erfahrener Produzent hätte mehr herausholen müssen.
Wenig verwunderlich, dass es speziell die ruhigen Stücke sind, die am meisten überzeugen können, weil die Stärken der Longplayers am besten zur Geltung kommen. Man kann jetzt „I Remember“ Nähe zu „Alone Again“ unterstellen, doch bei der Vorlage sei es verziehen. Immerhin bringt Chris McCarville, der mit dem Schlagzeuger schon beim früheren Brötchengeber ein Gespann bildete eine gewisse Tiefe rein. Und am Ende reitet der Sänger in „Santa Fe“ alleine mit der Akustikgitarre in den Sonnenuntergang, vielleicht auch den seiner Karriere.

7 / 10

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