DORO - Conqueress-Forever Strong And Proud

10 doro

VÖ: 20.10.2023
(Nuclear Blast)

Genre: Heavy Metal/Hard Rock

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DORO

Sie ist unbestritten eine Pionierin und trägt nicht umsonst den Titel Metal Queen, keine andere hat Frauen so auf der Landkarte im ganz harten Sektor platziert wie die Düsseldorferin. Mit WARLOCK schon eine Legende huldigt ihr heute die ganze Szene, demnächst feiert DORO ihr vierzigjähriges Jubiläum. Wie sie unbeirrt ihren Weg ging, ihren Traum lebt ist für mittlerweile Generationen Vorbild und Inspiration. Pünktlich zum Fest kommt auch ein neues Werk auf den Markt, ins Studio ist die Sängerin nur noch alle Jubeljahre. Man möge ihr den kitschigen und übertriebenen Titel „Conqueress – Forever Strong And Proud“ verzeihen, zumal er auch ein wenig Wahrheit in sich birgt.

Allerdings waren ihre jüngsten Exponate nicht wirklich große Kunst, wie in den ersten zehn Jahren der Karriere. Mit „Calling The Wild“ und „Fight“ wetzte man die Industrialscharte der unsäglichen Neunziger zwar aus, doch im Anschluss hakte es immer irgendwo. „Warrior Soul“ fiel viel zu soft aus, fast ein Balladenalbum wie „Pure Instinct“ der SCORPIONS und „Fear No Evil“ litt unter einer undifferenzierten Produktion. Mit „Raise Your Fist“ sollte es zu den harten Anfangstagen gehe, doch der moderne Sound ließ einen etwas ratlos zurück, ebenso wie die Doppelscheibe „Forever Warriors – Forever United“, die unzusammenhängend und unausgegoren wirkte.

„Children Of The Dawn“ lässt gleich aufhorchen, trotz der Chöre orientiert sich die Grande Dame nicht an den üblichen Klängen. Diese fallen atmosphärischer aus, Harmonieren gut mit den düsteren Leads, die Drums befeuern die wuchtig, weiten Bridge und Chorus aus und geben den Arrangements Luft. Der Schein trügt nicht, es geht rockiger und ursprünglicher zu, die Gitarren haben Kante und Drive. Beim folgenden „Fire In The Sky“ trumpfen sie in den Leadpassagen euphorisch auf und schieben die Up-Tempo-Nummer weiter an. Hier kann man eine schöne NWOBHM-Schlagseite identifizieren wie seit ihren ganze frühen Tagen nicht mehr.

Diese Attitüde zieht sich durch das gesamte Werk, des trotz fünfzehn Songs erstaunlich dicht wirkt. „All For You“ führt mit ruhigem Intro auf die falsche Fährte und steigert das Ganze noch mit punkiger Rotzigkeit. „I Will Prevail“ brettert kraftvoll daher, Bassist Stefan Herkenhoff steuert ein paar derbe Shouts bei, sein Viersaiter kommt gut zur Geltung. Wie auch in „Love Breaks Chains“, dessen schwerer Anstrich sich in einem melodischen Refrain auflöst, welchen ebenso „Heavenly Creatures“ auszeichnet. Hier flirren die Gitarren darüber, während die furios rockende Strophe den Kontrast bietet, bei dem Lied arbeitete DORO wie in frühen Tagen mit Henry Staroste zusammen.

Als Hörer muss man tatsächlich bis zum neunten Track warten, um die erste Ballade zu Ohren zu bekommen. Sehr ruhig und von Streichern geführt klanglich jedoch etwas synthetisch, die Konserve ist deutlich zu erkennen. Gilt auch für das abschließende Cover des BONNIE TYLER-Hits „Total Eclipse Of The Heart“, bei dem niemand Geringeres als Rob Halford zum Duett bittet. Die Orchesterwucht des Steinman-Originals hätten sie auch mit dem Outro nicht erreichen können, Spaß macht die Nummer ebenso wie „Living After Midnight“. Hier muss ein weiterer Traum in Erfüllung gegangen sein, mit einem großen Idol eines seiner Stücke singen zu dürfen, diese Version hat auch ohne einzählendes Schlagzeug was.

Als weiterer Gast darf Hometown-Boy Sami Amara von den BROILERS begrüßt werden, mit dem die Single „Bond Unending“ gerockt wird. Nach treibendem Beginn wird erstmal die Dynamik zurück geschraubt, bevor sich der bissige Refrain in den übrigen Reigen einreiht. DORO ist es tatsächlich gelungen den alten Spirit aufleben zu lassen, weil sie den Drive wiederfindet, der zuletzt verloren gegangen schien.
Die Drums sind zwar ein wenig komprimiert, wenngleich bei weitem nicht so wie in vielen Metalproduktionen, also nicht ganz des Eigenklangs beraubt. Wenn die Becken Akzente zu setzen wissen knallt das herrlich, gerade im Verbund mit den schneidenden Äxten, die hardrockige Luftigkeit sorgt für eine hohe Eingängigkeit. So viel Spaß hatte ich seit zwanzig Jahren mit keinem ihrer Outputs mehr gehabt, oder waren es dreißig?

8 / 10

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