SARI SCHORR & ROBIN TROWER - Joyful Sky
VÖ: 27.10.2023
(Provogue/Mascot)
Genre: Blues
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SARI SCHORR
ROBIN TROWER
Lange mussten ihre Fans auf den dritten Longplayer warten, nach der Pandemie schloss sich die Bluesröhre mit ihrem Songwritingpartner Henning Gehrke zusammen und erarbeitete neue Songs. Eigentlich hätten diese im Frühjahr veröffentlicht werden sollen, einige Titel wurden schon live vorgestellt. Dann kam die Kunde, dass ROBIN TROWER bei einigen Stücken mitwirken sollte. Dass SARI SCHORR bei der alten Garde sehr angesehen ist, dürfte bekannt sein, mit dem früheren PROCOL HARUM-Mann zusammen zu arbeiten ist ein Ritterschlag. Plötzlich nahm das Ding eine Eigendynamik an und die beiden kündigten ein komplettes gemeinsames Album an, das mit Verspätung unter dem Titel „Joyful Sky“ erscheint.
Und wieder einmal zeigt sich die gute Sari von einer völlig anderen Seite, war ihr Debüt „Force Of Nature“ druckvoller Blues und Soul, so fiel der Nachfolger „Never Say Never“ deutlich direkter und rockiger aus. Nun schaltet sei ein paar Gänge zurück, was vielleicht auch am Alter ihres Kompagnons liegen könnte. Jedenfalls gehen die beiden sehr reduziert an die Sache heran, die Arrangements lassen sehr viel Raum die Instrumentierung fällt spartanisch aus. Trower begnügt sich vor allem mit Fills, selbst wenn es von der Rhythmusseite her nicht viel zu füllen gibt. Am ehesten ist das vielleicht mit MITCH RYDER zu vergleichen, dessen jüngstes Output „Georgia Drift“ ähnlich zurückhaltend daher kommt.
Schon der Opener „Burn“ belegt die Atmosphäre der gesamten Platte, auf die man sich erst einmal einlassen muss. Der Bass macht das, was der Bass im Blues eben macht, er schleppt sich von Note zu Note, auf welche man scheinbar endlos warten muss, wobei die Töne sehr geschmackvoll gesetzt sind. Trower überlässt den Mitstreitern weitgehend das Feld, legt seine kurzen Leads über die leise weinende Orgel. „I´ll Be Moving On“ gibt sich anschließend nur unwesentlich druckvoller, bringt zusätzlich Soul mit rein und lässt Schorr recht verrucht wirken.
Allerdings muss sich die Dame gehörig zusammen reißen, damit sie nicht alles an die Wand singt. Fast ein wenig wie mit angezogener Handbremse singt sie und kann ihre ganze Power nicht voll ausspielen, wie es ihre Fans vor allem auf der Bühne gewohnt sind. Dafür kann sie hier viel besser ihre Technik einsetzen und klangliche Facetten hervor bringen, gerade die Phrasierungen sind richtig fein ausformuliert. Die Führung der Songs obliegt ihr auch in dem Gewand, wenn auch mehrere Spuren leiser.
Bringen die beiden Eröffnungsstücke mit dezentem Tasteneinsatz diesen ganz weichen Touch herein, so kommen die übrigen Lieder etwas rauer rüber, ohne auch in Sachen Tempo auch nur einen Hauch anzuziehen. Vielmehr klingt die Stimmung von Trowers Gitarre rauer, kantiger, das groovige „Peace Of Mind“ hat eine leichte Hendrix-Schlagseite, was auch an der Verwendung diverser Effekte liegt. Der Meister versteht es jene in diesen ruhigen, entspannten Kontext einzubauen wie bei „The Circle Is Complete“, dem weit längsten Titel, an dessen Ende er minutenlang soliert. Dazu entwirft der Bass Figuren, wie sie das oben genannte Genie an den sechs Saiten gerne verwendete, um seine Leads darüber schön aufzulösen.
Der Rest geht deutlich früher ins Ziel, teilweise kommt man mit weniger als drei Minuten aus. Viele Tunes enden mit einem kurzen Solo, wobei einiges nicht vollständig auskomponiert erscheint. Trower und Schorr konzentrieren sich fast zu sehr auf das Wesentliche, dass sie ihren Liedern nicht genug Wendungen geben und dem Hörer zu wenig Zeit darin aufzugehen. Dabei wäre dies bei dieser ruhigen Herangehensweise förderlich gewesen, was ein Eintauchen erschwert, manches wirkt fragmentarisch. Bemüht sind sie sicherlich überall einen anderen Anstrich zu verpassen, was gelingt ohne das Album zu zerfasern, eine klare Handschrift zieht sich durch „Joyful Sky“.
Dessen Titeltrack ähnelt von der gespenstischen Atmosphäre CHRIS ISAAK, das funky „Change It“ sucht die Nähe zu ANA POPOVIC. Wohingegen „Peace Of Mind“ das am saubersten artikulierte Riff beinhaltet, wenn auch in sehr schleppendem Tempo sowie psychedelsichen Nuancen, und am Ende brilliert SARI SCHORR bei „I Always Be Your Shelter“ mit einer schönen Ballade. Einfach macht es einem das neue Gespann nicht, gerade Fans von Schorr müssen wieder einen Schwenk mitgehen, der jedoch auf alle Fälle interessant ist. Man muss sich die Scheibe erarbeiten, die fast völlige Unbeteiligtheit des Schlagzeugs drängt einem die Songs nicht gerade auf, aber in seiner Eigenwilligkeit hebt man sich damit auch ab.
7 / 10